Mittwoch, 24.05.2017


Lesung mit Juliana Kálnay

So eine Art Magie

Juliana Kálnay
Juliana Kálnay, Foto: Mathias Prinz
Meistens wenn wir ein Buch aufschlagen, finden wir alles so vor, wie wir es kennen. Die Dinge sind an ihrem Platz und in ihrer natürlichen, ihrer realen Ordnung. In Juliana Kálnays Romandebüt „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“ (Wagenbach Verlag) ist das etwas anders, da kommt so eine Art Magie ins Spiel und eine feine Poesie, die sich an großen Vorbildern wie Julio Cortázar oder auch Georges Perec schulte, vielleicht stammt auch die Idee, ein Haus und seine Bewohner zu beschreiben von Georges Perec. Im Literaturhaus stellt Juliana Kálnay ihr vielgelobtes Romandebüt vor. Moderation: Carola Ebeling.

Juliana Kálnay, die 1988 in Hamburg geboren wurde, in Köln und Málaga aufgewachsen ist und in Hildesheim literarisches Schreiben studierte, spielt so gekonnt und einfallsreich mit Motiven und Formen, dass manchen Kritikern ihr Roman sogar als „Wunderkugel“ („Frankfurter Allgemeine Zeitung“) erscheint. Erzählt wird in kurzen, meist nicht mehr als ein bis zwei Seiten umfassenden Abschnitten aus dem „Erdgeschoss“, dem „Souterrain“ oder dem „Treppenhaus“. „Es gibt Menschen, die sind ihr Haus, und es gibt Menschen, die wohnen nur darin“, erklärt Rita zu Anfang. Sie kennt das Haus fast schon so lange wie es existiert und ist ein Knotenpunkt der Bewohner, die mit dem Haus verschmelzen oder sich verwandeln, so wie Linas Mann, der ein Baum mit wunderbaren Früchten wird und auf dem Balkon lebt. Lina pflegt ihn liebevoll und hat sogar Sex mit ihm. Die kleine Maia verschwindet dagegen immer wieder in Löchern, die sie sich selbst gräbt, bis man sie eines Tages nicht mehr wiederfindet, und im „4. Stock links“ gibt es ein Appartement, deren Bewohner wilde Spekulationen auslösen, weil sie niemand je zu Gesicht bekommt. Am Ende sind auch sie wieder weg. So wie das ganze Haus mit der Nummer 29.

Literaturzentrum im Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, 7.-/4.- Euro.


Lesung

„Kraft“




Jonas Lüscher liest aus seinem Romandebüt, das im Februar auf Platz 1 der SWR Bestenliste stand und für seine „geradezu ikonischen Szenen“ („taz“) aus dem Leben des Rhetorikprofessors Richard Kraft in der Literaturkritik gefeiert wurde. Ein Gespräch mit dem Autor führt der Lektor Martin Hielscher (C.H. Beck Verlag).

Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford University, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz’ Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort ist eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvollen Frau endlich freikaufen, das ist jedenfalls sein Traum. Tatsächlich steht er in diesem bösen Roman vor den Trümmern seines Lebens.

Boysen + Mauke, Große Johannisstraße 19, 19.30 Uhr, 12.- Euro.


Lesung

„Ich war jung und hatte das Geld“

Sebastian Lehman präsentiert sein neues Buch.

Kampf der Künste im Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Straße 69a, 20.00 Uhr, 19.- Euro.


Gespräch

„Kunst im Betrieb“

Im Rahmen der Gesprächsreihe über „Ästhetik und Management“ treffen sich Günter Berg und Ulrich Greiner zum Gespräch über Verlagsmanagement.

Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23, 19.00 Uhr, 8.-/5.- Euro.


Lesung

„Doktor Murkes gesammeltes Schweigen“

Jürgen Thormann liest im Rahmen der Reihe „Große Erzählungen der Weltliteratur“ aus der berühmten Mediensatire von Heinrich Böll, Hanjo Kesting kommentiert.

Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2, 20.00 Uhr, 10.-/8.- Euro.


Vortrag

„Die dunkle Seite der ‚Raza cósmica‘“

Vortrag von Dr. Gilberto Rescher, Institut für Romanistik, Arbeitsbereich Lateinamerika-Studien, Universität Hamburg, über „Lehren aus methodologischem Nationalismus, Mestizaje-Ideologie und Nation-Building im Mexiko des 20. Jahrhunderts“. Der Vortrag findet im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung „Kosmopolitismus als Programm - Von künstlerischen und sozialen Modernisierungsprozessen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in Lateinamerika und Europa“ statt.

Universität Hamburg, Philosophenturm, Hörsaal F, Von-Melle-Park 6, 18.00-20.00 Uhr, Eintritt frei.


Literatur in Hamburg