Montag, 24.10.2011
Jan Brandt, Foto: Uta Neumann
Lesung mit Jan Brandt
„Gegen die Welt“
„Kein Debüt, ein Ereignis“, so heißt es auf „libreka.de“, das sei der Roman „Gegen die Welt“ von Jan Brandt. Und dann darf man da auch gleich einen Auszug des gepriesenen Romans lesen, um von den Nöten einer „Frau Zuhl“, einer Lehrerin zu erfahren, die der Erzähler, ein kleiner Junge, in der fünften Klasse beobachtet: „(…) selbst von ganz hinten“, heißt es da, „konnte man ihre Kopfhaut sehen und die Muttermale darauf – aber niemand wusste, ob ihr die meisten davon wegen einer Krankheit ausgefallen waren oder wegen des Alters.“Es ist ein fast 1000 Seiten langer Roman, und da dürfen dann sicher auch mal Fehler passieren. Ob aber Vergleiche mit Dostojewski und Johnson angebracht sind, wie sie in einer Kritik in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ angestellt wurden, ob es gerechtfertigt ist, von einem „Wunderwerk übers Erwachsenwerden in der Provinz“ („Stern“) zu schwärmen, von einem „kolossalen Debütroman“ („Hamburger Abendblatt“), einem „erstaunlich stilsicheren Buch“ („Süddeutsche Zeitung“), darüber kann gewiss diskutiert werden. Schauplatz des Romans ist ein kleines ostfriesisches Dorf, in dessen Gemeinschaft Mitte der Siebzigerjahre Daniel Kuper, der Sprössling einer Drogistendynastie hineingeboren wird. Ein schmächtiger, verschlossener Junge mit viel zu viel Fantasie und zu wenigen Möglichkeiten. Doch bald geschehen seltsame Dinge: Mitten im Sommer kommt es zu heftigem Schneefall, ein Kornkreis entsteht, ein Schüler stellt sich auf die Bahngleise, Hakenkreuze tauchen an den Hauswänden auf. Für all das wird Daniel Kuper verantwortlich gemacht. Und je mehr er versucht, die Vorwürfe zu entkräften, desto stärker verstrickt er sich in ihnen. Daniel Kuper beginnt einen Kampf gegen das Dorf und seine Bewohner. Sie sind es, gegen die er aufbegehrt, und sie sind es, gegen die er am Ende verliert. Wer in den umfangreichen Roman reinhören will, geht in die Buchhandlung Cohen + Dobernigg, wo Jan Brandt aus „Gegen die Welt“ lesen wird.