Mittwoch, 26.05.2010


Max Frisch
Max Frisch, Foto: Suhrkamp Verlag

Lesung, Vortrag, Gespräch

Max Frischs „Entwürfe zu einem dritten Tagebuch“

Es ist die bisher aufsehenerregendste und für viele Literaturfans sicher auch lesenswerteste Neuerscheinung in diesem Jahr, obwohl ihr Autor, Max Frisch, nie beabsichtigt hatte, dass die Notate zu einem Tagebuch, die er 1982 am Telefon seiner Sekretärin Rosemarie Primault diktierte, je erscheinen sollten. Noch nicht einmal seinem literarischen Nachlass hat er die nun als „Entwürfe zu einem dritten Tagebuch“ von Peter von Matt herausgegebenen Texte beigegeben. Originale des Manuskripts hat er wohl selbst vernichtet, aufgetaucht ist es nun beim Aufräumen in der Wohnung von Rosemarie Primault. Adolf Muschg, der im Max-Frisch-Stiftungsrat sitzt, war dagegen, den Text überhaupt zu veröffentlichen, trotzdem ist er unter der Ägide von Peter von Matt nun erschienen: 184 Seiten, gewidmet Alice Locke-Carey, mit der Frisch 1982 in New York zusammenlebte und die Modell stand für „Lynn“ in Max Frischs Erzählung „Montauk“. Die Form der 1950 und 1972 von Max Frisch erschienenen Tagebücher unterscheidet sich ganz grundlegend von dem, was man gemeinhin unter einem Tagebuch versteht: Für Frisch folgten seine Notate einer „streng gefügten Komposition essayistischer und erzählender Texte, die untereinander so in Beziehung stehen, dass sich ein Geflecht wiederkehrender Themen und Motive ergibt“, wie Peter von Matt im Nachwort zu den „Entwürfen zu einem dritten Tagebuch“ erklärt. Wie seine beiden Vorgänger verzeichnet auch das „Tagebuch 3“ Augenblicksnotizen neben längeren reflexiven Passagen, erreicht aber in seiner „deutlich unfertigen Form nicht die Klasse“ (Die ZEIT) seiner beiden Vorgänger. Schon deshalb steht im Literaturhaus bei der Präsentation der „Entwürfe zu einem dritten Tagebuch“ mit dem Herausgeber Peter von Matt auch zur Diskussion, ob es überhaupt sinnvoll war, die Tagebuchnotate postum an die Öffentlichkeit zu bringen. Gesprächspartner für Peter von Matt ist der „Spiegel“-Redakteur Volker Hage, der über Frisch promovierte und dessen Werk bestens kennt. Auszüge aus den Tagebüchern liest Hans-Jörg Frey.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.- Euro.


Lesung

„Eine Romanze wird bald ihr Leben bereichern“


In „der kuscheligen Jugendzentrumsatmosphäre“ des Pudel-Salons hat die Hamburger MACHT im März einen Glückskeks aus einem „unheimlichen Gefäß“ gezogen, um das Motto für die Veranstaltung in diesem Mai zu ermitteln. Es lautet: „Eine Romanze wird bald ihr Leben bereichern. Richten Sie sich darauf ein.“ Ob dieser Spruch jedoch auch nur ansatzweise etwas mit dem zu tun haben wird, was an diesem Leseabend auf dem Programm steht, kann man nur in Erfahrung bringen, wenn man hingeht. Es lesen: Sonja Braun, die ihren zweiten Roman „Harry’s Bar“ vorstellen wird; Sven Amtsberg, der bestimmt eine lebensbereichernde Romanze zum Vortrag bringen wird; Alexander Posch, der als „Orpheus der Vorstadt-Vorgarten-Unterwelt“ angekündigt wird, und Hartmut Pospiech, der seine Erzählung „Im Haus von Morgen“ vorstellen wird, die immerhin von Frischverliebten erzählt.

Veranstalter: MACHT e.V., Pudel Club. Ort: Pudel Salon, St. Pauli Fischmarkt 27, 20.30 Uhr. Eintritt: 6.- Euro.


Vortrag

„Krisen-Ästhetik im Spannungsfeld zwischen Tradition und Aufbruch“

Vortrag von Prof. Dr. Detlef Haberland über „Friedrich Nietzsche und die Literatur.“

Veranstalter: Heine-Haus. Elbchaussee 31, 19.00 Uhr. Eintritt: 5.- Euro.


Lesung

„Literatur-Quickie“

17-Minuten-Lesung mit Stefan Boskamp.

Veranstalter: Bar 439. Vereinsstr. 38, 22.30 Uhr. Eintritt frei.


Literatur in Hamburg