Montag, 28.04.2025


Multimediaspektakel mit Martin Sonnenborn

»Krawall und Satire«




In einem »Multimediaspektakel« agitiert Martin Sonnenborn zugunsten der »Partei«, die in Deutschland nach wie vor fast völlig unbemerkt nach der Macht greift.

Fabrik, Barnerstr. 36, 20.00 Uhr, € 24,–/13,–


Museum der Arbeit

Offene Werkstatt: Buchbinden

Besucher des Museums erfahren in einer offenen Werkstatt, wie sie ihr altes Lieblingsbuch retten können, oder bekommen Unterstützung bei der Planung eigener, kleiner Buchbindeprojekte.

Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 17.00 Uhr, Museumseintritt plus Materialkosten


Museum der Arbeit

Offene Werkstatt: Buchdruck

Die Offene Werkstatt hat eine lange Tradition und ist besonders beliebt bei allen, die das Museum bei der Arbeit erleben wollen. Ehemalige Setzer und Drucker sowie angelernte Kolleginnen und Kollegen geben einen Einblick in ihren früheren Arbeitsalltag und helfen bei der Herstellung eigener kleiner Drucksachen.

Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 18.00 Uhr, Museumseintritt plus Materialkosten


Aktuelle Buchempfehlungen



30.03.2025 | Literatur in Hamburg
Kristine Bilkaus neuer Roman »Halbinsel«

Nimm dich da raus

Kristine Bilkau, Foto: Thorsten Kirves
An der feinen Nahstelle, an der sich unsere Wünsche, Träume und Hoffnungen in der Realität verfangen, entfaltet Kristine Bilkau die Szenarien ihrer vielfach ausgezeichneten Romane. Mit »Nebenan« stand sie zuletzt 2022 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. In ihrem neuen Roman »Halbinsel« (Luchterhand), der im März mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde, verhandelt sie in einem wunderbar leichten Stil die gesellschaftlich-politische Großwetterlage unserer Zeit im Binnenraum der Beziehung einer Mutter und einer Tochter.


26.03.2025 | Literatur in Hamburg
Die 19. Ausgabe des Hamburger Literaturjahrbuchs ZIEGEL

Das Pappreptil beißt lautlos zu

Illustration von Moritz Wienert aus dem ZIEGEL #19 © Moritz Wienert
Das Hamburger Literaturjahrbuch ist ein Unikum in der deutschsprachigen Publikationslandschaft. Mit dem jetzt neu vorliegenden ZIEGEL sind in über 30 Jahren 19 Ausgaben der beliebten Anthologie erschienen, die eine Chronik der Hamburger Literatur von der Wiedervereinigung bis in die Gegenwart bilden. Ein vielschichtiges Best-of mit Erzählungen, Gedichten, Auszügen aus Romanen, Theaterstücken und Comics von Hamburger Autor:innen aus den letzten zwei Jahren versammelt die neue Ausgabe. Es ist zwar ein schweres Buch«, schwärmte das NDR Hamburg Journal, »aber es liest sich federleicht«.


25.03.2025 | Literatur in Hamburg
Annika Büsings neuer Roman »Wir kommen zurecht«

Wie es mit geistern so ist

Annika Büsing, Foto: Lauree Thomas
Mit Katastrophen kennt Annika Büsing sich aus. Ihr gefeiertes Debüt »Nordstadt«, für das sie mit dem Mara-Cassens-Preis des Hamburger Literaturhauses und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, und ihr hochgelobter zweiter Roman »Koller« sind Sozialdramen, die in höchst prekären Verhältnissen spielen. Gleichzeitig erzählen sie mit großer Leichtigkeit und viel Humor auch Liebesgeschichten. In ihrem neuen Roman »Wir kommen zurecht« ist das Setting nun etwas anders, es geht um eine Familie in der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft, die an der psychischen Erkrankung der Mutter fast zerbricht.


20.03.2025 | Literatur in Hamburg
Steffen Kopetzkys neuer Roman

Unter dem Bann des Atoms

Steffen Kopetzky, Foto: Jana Mai
Die Verknüpfung von präzise recherchierten historischen Stoffen mit stets durch einen Anflug von Ironie gebrochenen fiktiven Geschichten sind das Markenzeichen der Romane von Steffen Kopetzky. Dabei gelingt es dem in Pfaffenhofen lebenden, vielfach ausgezeichneten Schriftsteller immer wieder an Themen anzuknüpfen, die in der Gegenwart plötzlich große Relevanz haben. So ist es auch bei seinem in diesem Frühjahr neu erschienenen Roman »Atom« (Rowohlt), der meisterhaft vom Wettlauf um die Atombombe erzählt.


13.03.2025 | Literatur in Hamburg
Katharina Hagenas Roman »Flusslinien«

Die Wolken immer im Blick

Katharina Hagena, Foto: Heike Steinweg
In der Literatur der Hamburger Schriftstellerin Katharina Hagena spielen Naturräume eine ganz besondere Rolle. So ist es auch in ihrem brillanten neuen Roman »Flusslinien« (Kiepenheuer & Witsch), in dem das Falkensteiner Ufer an der Elbe und der Römische Garten in Blankenese die Bühne für ein großes Welttheater über die Liebe und den Tod, Freundschaft und Verrat bilden. Im Zentrum stehen eine sehr alte Dame, ihr Fahrer und ihre Enkelin, aber auch die erste Obergärtnerin Deutschlands. Gastauftritte haben der endemische Schierlingswasserfenchel, eine Nacktschnecke, ein Maulwurfsweibchen, Wildgänse – und ein Orchester für Luftinstrumente.


04.03.2025 | Literatur in Hamburg
Ella Carina Werners »Feministische Tiergedichte«

Existenzielle Fragen aus dem Tierreich

Ella Carina Werner, Foto: Julia Schwendtner
Es ist ein tierisches Vergnügen, zu dem die Titanic-Herausgeberin Ella Carina Werner und die Illustratorin Juliane Pieper mit ihrem neuen Buch einladen. Feministische Themen sind wichtig und ernst, aber sie können auch sehr, sehr lustig sein! Denn wo sonst gibt es so viel Konfliktpotential, Widersprüche und Missverständnisse als in Liebebeziehungen? Und welche Textform kann das prägnanter auf den Punkt bringen als das kurze Reimgedicht, insbesondere das traditionsreiche »Tiergedicht«? Bisher wurde das Genre vor allem von Männern bespielt, Ella Carina Werner erweitert den Blick nun ein für allemal um eine feministische Perpektive.


28.02.2025 | Literatur in Hamburg
Der neue Roman von Wolf Haas

Eine vertrackte Angelegenheit

Wolf Haas, Foto: Heike Huslage-Koch
Mit dem wunderbar schrägen Coming-of-Age-Roman »Junger Mann« und einer großen »Verteidigung der Missionarsstellung«, die von einem aussichtslosen Kampf gegen die Liebe erzählt, hat er längst bewiesen, dass er auch anders kann. Doch bekannt wurde Wolf Haas mit seinen Krimis um den Ermittler Simon Brenner. Sie gehören zum Besten, was das Genre in der deutschsprachigen Literatur in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Daran knüpft er mit seinem neuen Roman »Wackelkontakt« (Hanser) insofern an, als dass es sich vom funkenschlagenden Kurzschluss zum Auftakt bis zum finalen Klingeln des Elektrikers am Ende um einen waschechten Mafia-Krimi handelt. Nur, was heißt das schon bei einem Autor wie Wolf Haas?


28.02.2025 | Literatur in Hamburg
Dmitrij Kapitelmans »Russische Spezialitäten«

Den Bruderkuss üben

Dmitrij Kapitelman, Foto: Paula Winkler
Es ist ein Feuerwerk der Ironie und sprachlichen Feinheiten, das Dmitrij Kapitelman auch in seinem dritten Roman mit einem untrüglichen Gespür für punktgenau gesetzte Pointen entfacht, und es beginnt schon mit dem Titel »Russische Spezialitäten« (Hanser Berlin). Dazu gehören bei Kapitelman nicht nur Wodka, Kwas, Kaviar und Matrjoschkas, sondern auch der politisierte Wetterbericht, die »Tomatentrauer« und ein KGBschnik als Präsident. All das könnte einfach nur lustig sein, doch es geht um ein bitterernstes Thema, das Familien, Freundschaften und ganze Gesellschaften spaltet.


28.01.2025 | Literatur in Hamburg
Julia Schochs Roman »Wild nach einem wilden Traum«

Herzensangelegenheiten

Julia Schoch, Foto: Jürgen Bauer
Für die ersten beiden Romane ihrer »Biographie einer Frau« wurde Julia Schoch mehrfach ausgezeichnet und in der Kritik als »Virtuosin des Erinnerungserzählens« (FAZ) gefeiert. Jetzt ist mit »Wild nach einem wilden Traum« (DTV) der dritte Band der Trilogie erschienen. Es ist erneut ein glänzend erzählter Pageturner, tiefgründig und gleichzeitig leicht. Allen drei Romanen gemeinsam ist, dass sie mit einem Paukenschlag beginnen, mit einem Ereignis, das die Erzählerin dazu zwingt, ihr Leben zu revidieren, ihre Sicht auf die Dinge, ihre Arbeit und die Menschen, die ihr nahestehen.


28.01.2025 | Literatur in Hamburg
Ursula Krechels Roman »Sehr geehrte Frau Ministerin«

Mutter ist die beste

Ursula Krechel, Foto: Heike Steinweg
Ihre vor zwei Jahren erschienenen Essays »Gehen. Träumen. Sehen. Unter Bäumen.« (Jung und Jung) laden zu Exkursionen in Räume des Denkens und Schauens ein, in denen die Bezüge über Casanova, Friedrich den Großen und Daniil Charms bis zu Rolf Dieter Brinkmann reichen. Es ist nur eine Station im weitläufigen Werk der in Berlin lebenden, vielfach ausgezeichneten Schriftstellerin Ursula Krechel. In ihrem neuen Roman »Sehr geehrte Frau Ministerin« (Klett-Cotta) erzählt sie von den manchmal auch abgründigen Beziehungen zwischen Söhnen und ihren Müttern, von existenziell gefährdeten Frauen und von politischer Gewalt.


01.12.2024 | Literatur in Hamburg
Andreas Reckwitz´ »Verlust - Ein Grundproblem der Moderne«

Auf der Schattenseite des Fortschritts

Andreas Reckwitz, Foto: Jürgen Bauer
Er gilt als einer der bedeutenden Impulsgeber gesellschaftsanalytischer Debatten der Gegenwart: Andreas Reckwitz hat 2017 mit seinem Buch »Die Gesellschaft der Singularitäten« eine Generaltheorie der spätmodernen Gesellschaften vorgelegt, es ist eines der meistdiskutieren Bücher der letzten Jahre – und ein preisgekrönter Bestseller. In diesem Herbst ist nun ein neues Buch von dem Professor für Soziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin erschienen, das »Ein Grundproblem der Moderne« beleuchtet: »Verlust« (Suhrkamp Verlag).


01.12.2024 | Literatur in Hamburg
Heinz Strunks »Zauberberg 2«

Die endlos strapazierte Hoffnung

Heinz Strunk
Heinz Strunk, Foto: Dennis Dirksen
Seine beiden zuletzt erschienenen Romane »Es ist immer so schön mit dir« und »Ein Sommer in Niendorf« waren für den Deutschen Buchpreis nominiert und Bestseller, und an seinem Erzählband »Der gelbe Elefant« hat sich eine ganze Entourage der deutschen Literaturkritik abgearbeitet. Die bekommt mit dem neuen Roman von Heinz Strunk jetzt so richtig was zu tun, denn der Hamburger Schriftsteller, Musiker und Schauspieler hat mit »Zauberberg 2« eine Hommage an einen Klassiker und Jahrhundertroman der deutschen Literatur vorgelegt.


01.12.2024 | Literatur in Hamburg
Der neue Roman von Olga Grjasnowa

»Juni, Juli, August«

Olga Grjasnowa, Foto: Benner
Schon mit ihrem Romandebüt »Der Russe ist einer, der Birken liebt«, in dem sie die Geschichte einer Generation erzählt, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat, wurde Olga Grjasnowa mehrfach ausgezeichnet und erreichte ein großes Lesepublikum. Menschen mit gebrochenen Lebensläufen stehen auch im Zentrum ihrer folgenden, stets temporeichen und höchst unterhaltenden Romane. In »Juni, Juli, August« erzählt sie von einer modernen jüdischen Familie und von der Suche einer jungen Mutter nach Halt und Orientierung in ihrer Herkunftsgeschichte.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
Richard Powers neuer Roman »Das große Spiel«

Ein ozeanisches Vergnügen

Richard Powers, Foto: Mike Belleme
Kaum ein anderer Schriftsteller der Gegenwart hat das Wissen unserer Zeit so bewegend in Geschichten eingefangen wie Richard Powers. Über ein Dutzend Wissenschaftsromane sind von dem vielfach preisgekrönten Schriftsteller in den letzten Jahrzehnten erschienen. Ein eher anekdotisches Zwischenstück bildet in dieser Publikationsgeschichte »Das Buch Ich # 9«: Powers ist der neunte Mensch, dessen Genom vollständig entschlüsselt wurde. Mit seinem virtuos komponierten neuen Roman »Das große Spiel« (Penguin, Deutsch von Eva Bonné), lädt er auf ein kleines, vernarbtes Paradies in Französisch-Polynesien und zu einem furiosen Ausflug in die Welt der Riesenmantas.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
Gaea Schoetters neuer Roman »Trophäe«

Ein folgenschwerer Deal

Gaea Schoeters, Foto: Sébastien Van Malleghem
Das Thema des neuen Romans der flämischen Autorin, Journalistin und Librettistin Gaea Schoeters ist alles andere als eingängig. Sogar die Autorin selbst sagt, dass sie es noch vor wenigen Jahren ausgeschlossen hätte, jemals über Großwildjagd zu schreiben. Doch genau darum geht es in »Trophäe« (Zsolnay), einem Pageturner mit höchster Sogkraft, der eine große Parabel über koloniale Finsternisse in der Gegenwart erzählt und von dem Phantombild eines wilden und echten Afrikas, dem schon Hemingway nachjagte.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
David Wagners neuer Roman »Verkin«

Ein Erzählparadies zwischen Orient und Okzident

David Wagner, Foto: Linda Rosa Saal
Er ist ein brillanter Erzähler, wenn er durch Berlin spazierend seine Stadt entdeckt, aber auch wenn er mit leiser Ironie in »Der vergessliche Riese« ein sanftes Vaterporträt zeichnet oder in »Leben« das Protokoll einer schweren Krankheit vorlegt. Autobiografisch ist auch der neue Roman »Verkin« von David Wagner, doch vor allem ist es eine Erzählung über eine außergewöhnliche Frau aus einer reichen Unternehmerfamilie in Istanbul, die tief hineinführt ins bewegte 20. Jahrhundert.


01.11.2024 | Literatur in Hamburg
Behzad Karim Kanis neuer Roman »Als wir Schwäne waren«

Die Wahrheit über Schwäne

Behzad Karim Khani, Foto: Valerie Benner
Schon mit seinem Debüt »Hund, Wolf, Schakal« (2022), einer furiosen Gangstergeschichte, wurde Behzad Karim Khani euphorisch als Autor mit einem ganz eigenen Stil gefeiert: verknappt, direkt und hochpoetisch. In schnellen Schnitten erzählt der in Berlin lebende Schriftsteller, der 1977 in Teheran geboren wurde und 1986 nach Deutschland kam, in seinem neuen Roman »Als wir Schwäne waren« (Hanser Berlin) vom Erwachsenwerden in einem fremden Land und vom Fremdsein als Heimat.


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
Mia Rabens Romandebüt »Unter Dojczen«

Das Paket Jola

Mia Raben, Foto: Kathrin Spirk
Es ist ein brisantes Thema, über das gelegentlich in Reportagen berichtet und sonst ausgiebig geschwiegen wird. In ihrem neuen Roman »Unter Dojczen« (Kjona) erzählt die Hamburger Autorin Mia Raben von den »Live-ins«, die in Polen »Betrojerinkis« genannt werden. Hunderttausende von ihnen arbeiten in Deutschland als Pflegekräfte für ältere Menschen, die meisten kommen aus Osteuropa. Mia Raben, die selbst aus einer polnisch-deutschen Familie kommt, gibt ihnen mit ihrem Roman eine Stimme und erzählt gleichzeitig die berührende Geschichte einer Selbstbehauptung.


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
Jose Dalisays Roman »Killing Time in a Warm Place«

Das kalte Lächeln der Disziplin

Jose Dalisay, Foto: Anvil Publishing
Wie trägt sich eine tief zerrüttete und von einem korrupten Diktator beherrschte Gesellschaft in die Biografie einer Gruppe junger Leute ein? Davon erzählt der philippinische Schriftsteller Jose Dalisay in »Killing Time in a Warm Place« (Transit). Es ist nach dem vielgelobten Krimi »Last Call Manila« (2023) der zweite Roman des vielfach ausgezeichneten Schriftstellers und Literaturprofessors, der in einer deutschen Übersetzung von Niko Fröba erscheint – dreißig Jahre nach seiner Publikation im Original. Dennoch ist der Roman höchst aktuell.


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
Wolfram Eilebergers »Geister der Gegenwart«

Das Ideenpanorama der westlichen Nachkriegszeit

Wolfram Eilenberger, Foto: Annette Hauschild
Die Geschichte der Philosophie ist, auch wenn man nur einen Ausschnitt der letzten 100 Jahre betrachtet, reich an großen Namen und Werken, die vielstimmig untereinander und mit allem korrespondieren, was in der Welt ist. Einer, der ganz wunderbar von diesen Denkmodellen erzählt, ist Wolfram Eilenberger. Nach den mehrfach ausgezeichneten Bestsellern »Zeit der Zauberer« und »Feuer der Freiheit« ist in diesem Herbst ein »philosophischer Roman« von ihm erschienen, der vier große »Geister der Gegenwart« (Klett-Cotta) und mit ihnen das Ideenpanorama der westlichen Nachkriegszeit vorstellt.


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
Der neue Erzählband von Saša Stanišic

Realität, Täuschung und Illusion

Saša Stanišic, Foto: Katja Sämann
Was wäre, wenn wir zuerst einmal ausprobieren könnten, ob uns das auch passt, was die Zukunft bringt? In diesen Proberaum des Lebens lädt Saša Stanišic mit seinem meisterhaft komponierten neuen Buch »Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne« (Luchterhand).


01.10.2024 | Literatur in Hamburg
»Herzflorett« von Marica Bodrožic

Die Magie des Innehaltens

Marica Bodrožic, Foto: Peter von Felbert
Die Überwindung von scheinbar fest verankerten Wirklichkeitskonstruktionen ist ein zentrales Motiv in der Literatur von Marica Bodrožic. In ihrem neuen Roman »Herzflorett« (Luchterhand) erzählt sie vom beschwerlichen Weg in die Freiheit und von der großen Magie des Innehaltens. Die 1973 in Svib/Dalmatien geborene Schriftstellerin ist 1983 nach Deutschland gekommen, Deutsch wurde zu ihrer zweiten Mutter- und Literatursprache, in der sie inzwischen über ein Dutzend Bücher geschrieben hat: Romane, Erzählungen, Gedichtbände und Essays, die vielfach ausgezeichnet wurden. Sie gilt als eine der interessantesten Schriftstellerinnen der Gegenwart, ihre Texte sind im Kern immer hochpoetisch, auch wenn es sich wie bei »Herzflorett« um einen Roman handelt.


01.09.2024 | Literatur in Hamburg
Nora Bossongs neuer Roman »Reichskanzlerplatz«

Was ihr seid, das waren wir

Nora Bossong
Nora Bossong, Foto: Heike Steinweg, Suhrkamp Verlag
In einer Legende, die in kleinen Variationen seit dem 11. Jahrhundert in Mitteleuropa erzählt wird, begegnen drei hochmütige Edelleute drei schaurigen Skeletten, die sie an die Endlichkeit all ihrer irdischen Umtriebe erinnern und zu Demut und Bescheidenheit auffordern. »Was ihr seid, das waren wir. Was wir sind, das werdet ihr«, rufen sie ihnen zu. Nora Bossong hat dieses »Memento mori« ihrem neuen Roman »Reichskanzlerplatz« (Suhrkamp) vorangestellt, und es ist mehr als nur das einleitende Zitat zu einem Roman, der ein berückendes Geschichtsbild aus einer Zeit entwirft, die nicht lange zurückliegt, man kann es auch als eine böse Prophezeiung und eine Warnung an die Gegenwart lesen, die diesen Roman begleitet.


01.09.2024 | Literatur in Hamburg
Andrew O´Hagan neuer Roman »Caledonian Road«

Geschichte eines Niedergangs

Andrew O´Hagan, Foto: Tricia Malley Ross
Es ist ein Buch, das schwer auf dem Tisch liegt, doch nicht nur der Umfang von fast 800 Seiten erinnert an die großen realistischen Gesellschaftsromane des 19. Jahrhunderts, sondern auch der Stil und die Erzählweise von »Caledonian Road«. Die Geschichte, die der international als brillantes Meisterwerk und Lesevergnügen gefeierte neue Roman des britischen Schriftstellers Andrew O´Hagan erzählt, ist jedoch sehr gegenwärtig. Sie spielt in der Welt nach Covid und dem Brexit und erzählt vom Niedergang eines Helden unserer Zeit.


01.09.2024 | Literatur in Hamburg
Rachel Cusks neuer Roman »Parade«

Das Denken auf den Kopf stellen

Rachel Cusk, Foto: Suhrkamp Verlag
Im englischsprachigen Raum wird die britische Schriftstellerin Rachel Cusk schon seit vielen Jahren für ihre brillante Literatur gefeiert. Vor allem mit ihrer international hochgelobten »Outline«-Trilogie wurde die in Paris lebende Autorin dann auch in Deutschland bekannt. Ihr Werk umfasst Romane, Essays und mehrere literarische Memoirs. Ihr neuer Roman »Parade« ist ein äußerst kühnes Kunststück, dessen Lektüre höchste Ansprüche stellt, weil es keine stringente Handlung anbietet, dafür aber einem Themenkomplex folgt.


01.09.2024 | Literatur in Hamburg
Arno Geigers neuer Roman »Reise nach Laredo«

Eine endlose Geschichte

Arno Geiger, Foto: Heribert Corn
Er ist einer der erfolgreichsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, hochgelobt und vielfach ausgezeichnet. Zu Bestsellern wurden u.a. sein mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneter Familien- und Geschichtsroman »Es geht uns gut«, das erzählende Sachbuch »Der alte König in seinem Exil« und der Briefroman »Unter der Drachenwand«. In seinem neuen Roman »Reise nach Laredo« erzählt der in Wien und Vorarlberg lebende Arno Geiger nun aus einer fernen Zeit und ruft das klassische Topos vom Edelmann und seinem Gehilfen auf, die gemeinsam ein großes Abenteuer bestehen.


01.06.2024 | Literatur in Hamburg
Miranda Julys Roman »Auf allen Vieren«

Mitten ins Herz

Miranda July
Miranda July, Foto: Elizabeth Weinberg
Schon für ihr literarisches Debüt, den Kurzgeschichtenband »Zehn Wahrheiten« (2008) wurde sie mit dem O’Connor-Preis ausgezeichnet, dem höchstdotierten Kurzgeschichtenpreis der Welt. Vor zehn Jahren folgte mit ihrem Romandebüt »Der erste fiese Typ« ein international gefeierter Bestseller. Heute ist die 1974 in Barre (Vermont) geborene Künstlerin, Filmemacherin und Schriftstellerin Miranda July eine der spannendsten und vielseitigsten Akteurinnen der internationalen Kunstszene. Ihr neuer Roman »Auf allen Vieren« (Kiepenheuer & Witsch) ist zeitgleich in den USA und Deutschland erschienen und eines der großen Ereignisse des Bücherjahres.


01.06.2024 | Literatur in Hamburg
Die Anthologie »Kafka gelesen«

Mit Odradek in die Zukunft

Kafka_gelesen
Franz Kafka, 1923, Foto: gemeinfrei
Es gibt keinen Autor der Moderne, um den sich so viele Legenden und Anekdoten ranken. Gleichzeitig ist der Einzelgänger Franz Kafka, dessen Werk zu seinen Lebzeiten kaum wahrgenommen und gelesen wurde, der als Beamter in Prag arbeitete und am 3. Juni 1924 mit nur 40 Jahren starb, der weltweit bekannteste Schriftsteller der Moderne. Entsprechend groß ist der Wirbel um seinen 100. Todestag. Da gibt es die neue Fernsehserie »Kafka« von David Schalko und Daniel Kehlmann, eine Neuauflage der Werke und unzählige weitere Publikationen. Eine davon heißt »Kafka gelesen« (S. Fischer) es ist eine Anthologie mit Beiträgen von u.a. Marcel Beyer, Marie-Luise Knott und Joseph Vogl, die Sebastian Guggolz herausgegeben hat.


01.06.2024 | Literatur in Hamburg
Melanie Möllers Buch »Der entmündigte Leser«

Streitschrift für die Freiheit der Literatur

Melanie Moeller
Melanie Möller, Foto: privat
Es ist ein Streit, der sich seit einigen Jahren mehr und mehr zuspitzt. Zuletzt hat es wieder einmal den Kinderbuchklassiker Otfried Preußler getroffen, nach dem ein Gymnasium in Bayern nicht mehr benannt sein wollte, weil er in seiner Jugend mit Begeisterung in der Hitlerjugend war. Es ist nur eine besonders prominent besetzte Episode in dem weiten Feld, das die »neue Moral in der Literatur« (SWR) beackert. Melanie Möller hält von all dem nicht viel, mit ihrem Buch »Der entmündigte Leser« (Galiani) hat sie ein Plädoyer »Für die Freiheit der Literatur« vorgelegt. Die Philologin sagt, dass Literatur böse sein darf und wild und auch weh tun können muss.


15.05.2024 | Literatur in Hamburg
Caroline Wahls Roman »Windstärke 17«

Das ausrastende Herz

Caroline Wahl
Caroline Wahl, Foto: Frederike Wetzels
Ihr Debüt »22 Bahnen« erzählt eine berührende Geschichte über zwei Schwestern, die sich durch die Alkoholabhängigkeit ihrer Mutter in einem höchst fragilen Alltag behaupten müssen. Caroline Wahl ist es gelungen, die Härten, denen die Kleinfamilie ausgesetzt ist, authentisch darzustellen, und sie hat gleichzeitig ein Lebensbuch vorgelegt, das viel Mut macht und glänzend unterhält. Kein Wunder, dass der Roman zum Bestseller und von fast 1.000 Buchhandlungen zum »Lieblingsbuch der Unabhängigen« gekürt wurde. Mitte Mai erscheint mit »Windstärke 7« Caroline Wahls neuer Roman – es ist eine Art Fortsetzung des gefeierten Debüts.


01.05.2024 | Literatur in Hamburg
Dana von Suffrins Roman »Nochmal von vorne«

Die Struktur verstehen

Dana von Suffrin
Dana von Suffrin, Foto: Tara Wolff
Mit viel schwarzem Humor erzählt Dana von Suffrin in ihrem mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Debüt »Otto« von einem jüdischen Patriarchen, seiner Familie und seinen Abenteuern. Einen deutsch-jüdischen »Familienkosmos« leuchtet die Schriftstellerin und Historikerin auch in ihrem neuen Roman »Nochmal von vorne« (Kiepenheuer & Witsch) aus. In den kurzen Episoden über die schrecklich nette Familie Jeruscher findet sich all das, was gute Literatur ausmacht: Dramatik und Komik, Ironie und tiefere Bedeutung. Und immer wieder auch eine ganz gehörige Portion Spott.


01.05.2024 | Literatur in Hamburg
Laura Lichtblaus Roman »Sund«

Eine »frohe Unruhe«, die immer da ist

Laura Lichtblau, Foto: Max Zerrahn
Es sei eine »frohe Unruhe«, die über dieser Landschaft läge, heißt es in dem neuen Roman »Sund« der in Berlin lebenden Schriftstellerin und Übersetzerin Laura Lichtblau, eine Unruhe, in der das Meer und der Himmel sich für ein vages Versprechen verbünden, das sich nicht zeigen will und das doch immer da ist.


01.04.2024 | Literatur in Hamburg
Dana Grigorceas neuer Roman »Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen«

Man hört ihn fliegen

Dana Grigorcea
Dana Grigorcea, Foto: Mardiana Sani
Es geht um eine weitreichende Frage, die glücklicherweise von einem konkreten Gegenstand aufgeworfen wird, einer golden schimmernden Bronze, hoch aufschießend, mit einem lang gestreckten, geschwungenen Korpus. »Vogel im Raum« nennt der Bildhauer Constantin Brâncusi die 1926 entstandene Skulptur. In einem Gerichtsverfahren »Brâncusi vs. USA« wird 1927 verhandelt, ob es sich hier um einen Kunst- oder einen Gebrauchsgegenstand handelt. In ihrem neuen Roman »Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen« erzählt Dana Grigorcea von dem Prozess, der Rechts- und Kunstgeschichte schrieb und verknüpft Episoden aus dem Leben des Bildhauers im New York der 20er Jahre mit der Geschichte einer Schriftstellerin in der Gegenwart.


01.04.2024 | Literatur in Hamburg
Deniz Ohdes neuer Roman »Ich stelle mich schlafend«

Von einem alten Geist berührt

Deniz Ohde
Deniz Ohde, Foto: Börge Meyn, Suhrkamp Verlag
Über soziale Herkunft, strukturelle Diskriminierung und die Konsequenzen für die Bildungsbiografie eines begabten Arbeiterkindes erzählt Deniz Ohde in »Streulicht«. Es war eines der erfolgreichsten Romandebüts der letzten Jahre, wurde mehrfach ausgezeichnet und zum Bestseller. In diesem Frühjahr hat die in Leipzig lebende Schriftstellerin nun ihren zweiten Roman vorgelegt: »Ich stelle mich schlafend« (Suhrkamp) ist die Rekonstruktion einer dunklen Liebe – und einer verheerenden Gewalttat.