Dienstag, 28.08.2012


Poetry Slam

„Hamburg ist Slamburg“

Poetry-Slam für alle Verseklopfer, Poetessen, PENsionäre und Performancer. Lesezeit: 5 Minuten. Das Publikum kürt die besten Texte. Wie immer mit Oden, Tiraden, Special Guests und Musik von DJ Blume. Moderation: Hartmut Pospiech und Tina Uebel.

Veranstalter: Molotow. Spielbudenplatz 5, 20.00 Uhr. Eintritt: 4.50 Euro.


Stephen-Spender-Abend

Große Freiheit 1929

Helmut Schödel
Foto: Herbert List Estate, M. Scheler, Hamburg

Zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs betritt Paul Schoner Feindesland: In Hamburg besucht er Ernst Stockmann, den er in Oxford kennen gelernt hat. Die Brutalität des ersten Weltkriegs hatte die Menschen in vielerlei Hinsicht traumatisiert. Im prüden England ist jedermann verzweifelt bemüht, trotz allem die gewohnte Lebensweise aufrechtzuerhalten. Wie anders dagegen Deutschland: In Wandervogel und Körperkultur manifestiert sich ein Aufbruch der Jugend, der alle Welt in Staunen versetzt. Pauls Hamburger Gastgeber entstammt einer reichen Patrizierfamilie, deren großbürgerliche Lebensweise sich dieser Entwicklung stur widersetzt. Schon bald entflieht Paul ihrer pompösen, aber finsteren Villa an der Alster. In Joachim Lenz, einem „missratenen” Kaufmannssohn, lernt er bald einen wirklichen Freund kennen, mit dem zusammen er Strandbäder und Nachtbars erkundet.

Joachim ist ein Repräsentant des „modernen” Deutschland: Er fotografiert, will sich aber nicht als Künstler verstanden wissen, und er liebt junge Männer. Während ihrer Wanderung gelingt es Paul und Joachim, das Lebensgefühl des anderen besser zu verstehen; sie wünschen sich, dass diese Reise niemals enden möge. Als die Nazis in Deutschland immer stärker werden und sogar Joachims Studio verwüsten, verlässt Paul Hamburg, um in Berlin seinen Studienfreund Bradshaw zu besuchen. Stephen Spender (1909 – 1995) hat dieses plastische Porträt einer Epoche mit seinem Roman „Der Tempel“ bereits im Jahr 1929 vorgelegt. Paul Schoner ist darin das Alter Ego des Autors, Joachim Lenz ist als der Fotograf Herbert List und Spenders Freund Bradshaw als Christopher Isherwood zu erkennen. Auch Ernst Stockmann wurde nach einer realen Figur gezeichnet, die für den Fall einer Veröffentlichung allerdings mit rechtlichen Schritten drohte – einer von mehreren Gründen, aus denen der Roman zunächst nicht gedruckt wurde. 1988 erschien die überarbeitete Fassung des Romans auf Deutsch, in der Übersetzung von Sylvia List. Die Neuausgabe des Männerschwarm Verlags macht nun einen faszinierenden Roman wieder zugänglich.
Im Literaturhaus präsentieren Heide Soltau, Detlef Grumbach und Samuel Weiss den Roman von Stephen Spender. Moderation: Rainer Moritz.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 8.-/6.- Euro.


Literatur in Hamburg