Donnerstag, 29.08.2024
Krimis im Gespräch
Rasterfahndung
Der Kritiker Marcus Müntefering, Torsten Meinicke vom Buchladen Osterstraße und die Verlegerin Else Laudan (Ariadne) stellen ausgewählte Krimis vor.Futur III, Grabenstr. 4, 20.00 Uhr, Eintritt frei
Stadtführungs-Entertainment mit Alexander Posch und Sven Amtsberg
»Die Wahrheit über Winterhude«
Alexander Posch und Sven Amtsberg, Foto: Sven Amtsberg
Ursprünglich sollen die Hamburger ein Nomadenvolk gewesen sein, das es gewohnt war, herumzuziehen, um so die für sie immer günstigsten klimatischen Verhältnisse abzugreifen. Der Hamburger zog dabei immer möglichst dorthin, wo es grau und nass und kalt war. »Ungemütlich« war das »hygge« des Hamburgers. Und Häuser, wie die sogenannte Winterhude, waren eine Erfindung des Hanseaten, mit der man die Ungemütlichkeit noch zusätzlich befeuern konnte. Huden, das waren Behausungen, deren Wände durch Säulen ersetzt wurden, durch die es dann enorm zog. Der Begriff »Hude« deutet es schon an, es handelt sich um eine Wortneubildung aus den Bude und Hechtsuppe.
In die Dächer der Huden machte man sogar Löcher, so dass es ständig reinregnete. Eine echte Hude war folglich feucht und kalt. So mochte es der Hamburger nicht nur, er brauchte es sogar. Sein Gemüt strahlte derart, dass es eine Art klimatisches Gegengewicht brauchte, das die ganze Euphorie und Fröhlichkeit, die er stets empfand, etwas im Zaum hielt.
Früher lebte das Volk der Hamburger auf Ibiza und befeuert vom guten Wetter, schlug die Fröhlichkeit oft in Euphorie um, manchmal Hysterie. Schnappatmung, Ohnmachtsanfälle, Manie – es war kaum auszuhalten. Nur an grauen Tagen ging es, und so begann man schließlich dem schlechten Wetter hinterherzuziehen, bis man dann auf dem Gebiet des heutigen Hamburgs nahezu ideale klimatische Wetterbedingungen fand, die den Hamburger eben zu jenem ausgeglichenen Menschen machte, der er ist. Eine perfekte Mischung aus Missmut und Fröhlichkeit. Sehnt er sich heute nach Ausgelassenheit, trinkt der Hamburger ein Schnäpschen und beginnt zu schunkeln. Möchte er Ekstase, kocht er sich Labskaus.
Start: Pavillon Winterhuder Kai, 22299 Hamburg, 20.00 Uhr, € 10,-, kein Vorverkauf, Tickets gibt es am Abend der Veranstaltung direkt vor Ort.
Hamburg liest draußen
Krimilesung im Schrebergarten
In einem Bahrenfelder Schrebergarten lesen Anke Küpper, Daniele Palu und Bea Schreiner aus ihren Krimis.Moderation: Franziska Henze.
-212- Kleingartenverein Bahrenfeld e.V., 22525 Hamburg, Zugang über August-Kirch-Straße, die Parzellen-Nummer wird nach der Anmeldung per Mail übermittelt, 18.00 Uhr, € 8,–/6,–
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