Donnerstag, 06.12.2018


Lesung

Mit Kaminer auf großer Fahrt

Wladimir Kaminer
Wladimir Kaminer, Foto: Michael Ihle

Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart, viele seiner inzwischen über 30 Bücher sind weltweit übersetzt worden. Bekannt wurde Wladimir Kaminer schon in den 1990er Jahren mit seinem Erzählband »Russendisko«, seitdem hat er im Jahresrhythmus mindestens ein Buch mit oft kurzen, pointierten Geschichten veröffentlicht, für die er gnadenlos seinen Lebensalltag ausbeutet. In seinen beiden in diesem Jahr neu erschienenen Büchern erzählt er nun vom Reisen, das sei nämlich, »wie beim Gärtnern auf die Harke zu treten. Man spürt, dass man lebt.«

Er wollte über Menschen schreiben, die in Gruppen reisen, hat er in einer Talkshow erklärt, vor allem wegen der Geschichten, die sie sich erzählen, und in Frage wären da halt Flüchtlinge und Kreuzfahrtschiffe gekommen. Von den Flüchtlingen hat ihm sein Verlag zwar abgeraten, aber geschrieben hat er das Buch trotzdem, es heißt »Ausgerechnet Deutschland. Geschichten unserer neuen Nachbarn«, im August ist dann auch gleich noch sein Kreuzfahrtenbuch »Wir Kreuzfahrer« erschienen. Leidenschaftlich erzählt Wladimir Kaminer von der ganz eigenen Welt, die er auf Kreuzfahrtschiffen entdeckte, vom Glück an der Bar, langen Tanzabenden und dem reibungslosen Übergang von einer Mahlzeit zur nächsten. Als »Live-Ethnologe unserer Zeit« (»Der Spiegel«) hat Kaminer mit echter Neugier in den letzten Jahren zudem beobachtet, wie der Zuzug von Flüchtlingen Deutschland verändert. In »Ausgerechnet Deutschland« erzählt er von Syrern, die eine Stadtbibliothek umarmen, von dem »syreralistischen Komitee«, das in seinem Dorf in Brandenburg gegründet wurde, von schockierten muslimischen Asylbewerbern, die Wladimirs Sohn mit leckeren Schweineöhrchen beschenken will und fragt am Ende: Haben wir es geschafft? Mit Wladimir Kaminer ist das immerhin eine Frage, die man souverän mit einem Lächeln beantworten kann.

Fabrik, Barnerstr. 36, 20.00 Uhr, € 21,20


Lesung

»Blut ist dicker als Wein«

Dietmar Bittrich kommt für »Ermittlungen an Bord« des Salonschiffs Hugo Abicht und erzählt, wie das ist, wenn man sich jedes Jahr an Weihnachten aufs Neue mit der buckligen Verwandtschaft herumschlagen muss, dem klugscheißenden Onkel, der überdrehten Tante, dem betrunkenen Schwiegervater, der esoterischen Schwägerin und den handysüchtigen Nichten und Neffen. Die Großeltern fordern Gedichte, die Eltern zanken, die Geschwister reden kein Wort miteinander. Einziger Trost, bei anderen zu Hause läuft es nicht anders.

Thalia Buchhandlung auf dem Salonschiff Hugo Abicht, St. Pauli Landungsbrücken, Brücke 1, 19.00 bis 21.00 Uhr, € 25,–


Literatur und Musik

»Piccola Sicilia«

Daniel Speck liest aus seinem neuen Roman, Fabiola Saccomanno (Gesang) und Matthias Weiher (Piano) machen Musik.

Alsterschlösschen Burg Henneberg, Rittersaal, Marienhof 8, 20.00 Uhr, ab € 15,–


Musik und Geschichten

»Weihnachtsschmozette«




The Fuck Hornisschen Orchestra alias Julius Fischer und Christian Meyer präsentieren »Eigenkompositionen, die im weihnachtlichen Gewand glänzen«, Naturlyrik über Nadelwälder, Peinlichkeiten auf dem Gabentisch, Pathos und Pompösität zur Weihnachtszeit in Liedern und Gedichten, gerappt, gesprochen und gequasselt, untermalt von zarten Gitarrenriffs und einem perfekt choreographierten Ausdruckstanz.

Kampf der Künste im Polittbüro. Steindamm 45, 20.00 Uhr, € 15,–/10,–


Literatur in Hamburg