Mittwoch, 06.08.2025
Internationales Sommerfestival 2025
»Room to Dream«
(c) Hanna Osen und Laurens Bauer
Eröffnet wird das Sommerfestival 2025 mit einem Konzert des 81-jährigen Benju-Virtuosen Ustad Noor Baksh. Beim ersten UK-Konzert des Musikers aus der pakistanischen Region Belutschistan war die Londoner Queen Elizabeth Hall im vergangenen Jahr ausverkauft – auf der Waldbühne sind die Konzerte mit dem Großmeister am 6. und 7. August sogar kostenlos. An der Benju, einer Zither mit Tasten, verwebt Baksh Volksmelodien und eigene Kompositionen zu einem warmen, treibenden Sommerklang. State of the Art im zeitgenössischen Tanz gibt es zur Festivaleröffnung von Marlene Monteiro Freitas, die sich mit »NÔT« (06. bis 09.08.) — kreolisch für Nacht - dem Geschichtenerzählen in der Tradition von »1001 Nacht« annähert und Tanz und Live-Musik zu einer nächtlichen Geschichtssession über Leben, Tod, Traum und Wirklichkeit verwebt.
Wie wichtig Geschichten sein können, um Realität überhaupt erst sichtbar zu machen, zeigt auch das zweite Stück in der Halle k6: Die Uraufführung »longing to tell« beruht auf Erzählungen Schwarzer Frauen über Sexualität und entsteht als Zusammenarbeit der US-amerikanischen Rapperin akua naru mit dem Pulitzer Preis gekrönten Komponisten Tyshawn Sorey, dem Ensemble Resonanz und der Regisseurin Anta Helena Recke. Feminismus verbunden mit der Erzählung eines der größten (Alb-)Träume der Menschheit, dem nach ewigem Leben, gibt es im neusten Bühnengroßkunstwerk von Florentina Holzinger. Den Traum vom feministischen Theater setzt dann auch einer der aktuell besten Theaterumstürzlerinnen aus Brasilien in die Bühnenrealität um: Carolina Bianchi zeigt ihr neustes Bühnenereignis über Männlichkeit und Gewalt (auch im Theater). Wie Tanz und Musik zu Identitätsfindung und Selbstbewusstsein beitragen können, zeigt gleich zu Festivalbeginn Ogemdi Udes Uraufführung über Schwarze Weiblichkeit mit ehemaligen Majorette-Tänzerinnen. Und nebenan zeigt Sommerfestivalikone Miet Warlop ihr neustes lebendes Bühnenkunstwerk – mit 3km Theaterstoff.
Mehr Kunst in Kooperation mit Hamburger Kunstinstitutionen gibt es mit Stadtkuratorin Joanna Warsza im Stadtpark, einer Talk-Reihe im MARKK, sowie einem Performance-Special in verschiedenen Räumen der Kunsthalle mit der Tanzikone La Ribot und Volmir Cordeiro.
Und dass Theater die träumerische Illusionskraft hat, mitten in Hamburg ein österreichisches Bergdorf entstehen zu lassen, zeigen in einer der aufwendigsten Festivalproduktionen der Festivalsuperstars Nesterval im Museumsdorf Volksdorf. Wie das alles endet? Natürlich in einer Berghütte, wohin sich auch die vielleicht letzten Europäer:innen in Christoph Marthalers neuem Theaterkunststück zurückgezogen haben.
Unter dem Motto »Love & Labor« gibt es auch wieder ein kostenloses Konzert- und Leseprogramm auf der Waldbühne an den Festivalwochenenden. Zu Gast sind u.a. Kay Matter (08.06.) mit seinem Debüt »Muskeln aus Plastik«, das erkundet, wie sich Körper, Identitäten und Begehren durch queere Perspektiven und Popkultur verändern. Eine bissige Satire über Rassismus, Privilegien und die Absurditäten des Alltags stellt die Schweizer Autorin Nora Osagiobare 09.08.) mit ihrem ihrem Roman »Daily Soap« vor, und die Künstlerin, Comedian und Autorin Svea Mausolf präsentiert mit ihrem Debütroman »Image« eine bitterböse Satire auf eine verrohte Gesellschaft.
Weitere Infos und Programm: https://kampnagel.de/reihen/internationales-sommerfestival-2025
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