Samstag, 06.09.2025
Lyrik im Römischen Garten
»Leuchtende Schafe«
Amelie Fechner, Ulrike Almut Sandig, Richard Bauer und Christoph Scheffler lesen Gedichte. Bei schlechtem Wetter wird die Veranstaltung ins Blankeneser Kino verlegt.Herbstlese Blankenese im Römischen Garten, Elbhang über dem Falkensteiner Ufer, 11.00 Uhr, Eintritt frei
Lesung mit Melara Mvogdobo
»Großmütter«
Die kamerunisch-schweizerische Schriftstellerin Melara Mvogdobo liest aus ihrem vielgelobten Roman »Großmütter« (Transit), in dem sie von zwei Frauen aus verschiedenen Kontinenten erzählt, die sich beide auf abenteuerliche Weise aus ihrem vermeintlich unabänderlichen Schicksal lösen. Moderation: Annemarie Stoltenberg.Herbstlese Blankenese im Blankeneser Kino, Blankeneser Bahnhofstr. 4, 14.00 Uhr, € 20,–/10,–
Hamburger Lesefrühstück
»Zeit ihres Lebens«
Dirk Gieselmann liest aus seinem neuen Roman. Moderation: Alexander Häusser.Hamburger Lesefrühstück des Literaturzentrums im Hotel Wedina, Gurlittstr. 23, 12.00 Uhr, Buffet ab 11.00 Uhr, € 25,– inkl. Frühstück, Anmeldungen: lit@lit-hamburg.de
Literarischer Spaziergang
»Blankenese – Paradiese am Elbhang«
Bei einem Spaziergang durch Gosslers Park, Hesse Park und Baurs Park rezitiert Vera Rosenbusch Texte von u.a. Goethe, Hölty, Eichendorff.Hamburger Literaturreisen, Treff: S-Bahn Blankenese, Bahnhofsvorplatz, 14.30 Uhr, € 10,–
Lange Nacht der Literatur
Zeit, Gedächtnis und Erinnerung
Claudia Lanteri, Foto: Maira Giammusso
Von einer ungewöhnlichen »Spurensuche in deutscher Vergangenheit und Gegenwart« erzählt die in Berlin lebende Autorin Asal Dardan (Frauen*bildungszentrum Denk(t)räume, 16.00 Uhr) in »Traumaland«. Es ist ein Debattenbuch, das eine mentale Topografie Deutschlands und seiner politischen Gewaltgeschichte entwirft und dabei komplexe Fragen stellt, auf die es keine einfachen Antworten gibt: Wer macht die deutsche Geschichte? Wer trägt die Verantwortung für vergangene Schuld? Welche Erinnerungen werden erzählt, wie wurden sie kanonisiert, was wurde übersehen und was bleibt ungehört? Asal Dardan, die in Teheran geboren wurde und in Köln, Bonn und Aberdeen aufgewachsen ist, hat sich dafür an den Orten umgesehen, an denen Geschichte zum Ereignis wurde, sie hat Erinnerungsorte in ihrem Berliner Viertel und in Köln besucht, ist in Dessau, Hoyerswerda und Nürnberg gewesen, um »nach den Träumen und Albträumen dieses Landes« zu suchen, »nach dem, was es nicht sein will und deshalb immer wieder droht zu werden«.
Auf ganz andere Weise erzählt auch Claudia Lanteri (Lichtwarksaal, 18.30 Uhr), davon, wie sich Erinnerung konstituiert und über einen langen Zeitraum hinweg verändert. Die in Palermo lebende Schriftstellerin bezeichnet ihren in Italien gefeierten Debütroman »Die Insel und die Zeit« (Folio) selbst als einen »Erinnerungskrimi«. Erzählt wird von einer auf den ersten Blick klassischen Ermittlung auf der wunderschönen, nördlich von Lampedusa liegenden Vulkaninsel Linosa, einem archaischen Ort, der eine Welt für sich bildet. Die Felsen ausgebrannt, die schwarze Erde übersät von Disteln und Ginster, strömt dort Ende der 1950er Jahre alles, was Beine hat, zur Höhle Grotta des Greco. Mittendrin ist der Erzähler Nonò, ein neugieriger 13-jähriger Junge. Wie alle anderen will er etwas über die tote Frau und den dehydrierten Mann erfahren, die dort gestrandet sind. Der Mann ist ein Skipper und berichtet von einem Unglück, bei dem die fünfköpfige Familie ums Leben kam, die seine Yacht für eine Italienreise gechartert hat. In der Folge gibt es Ermittlungen und bald auch eine offizielle Version des Geschehens, der Nonò jedoch misstraut. War es wirklich ein Unglück oder doch ein Mord? Nonò macht sich auf die Suche nach dem Wrack der Yacht in der schwarzen Tiefe des Meeres und ihrem Geheimnis. Über mehrere Jahrzehnte versucht er, das Unfassbare aufzuklären und erweist sich dabei am Ende, trotz großer Erfolge, als unzuverlässiger Erzähler. Erinnert er sich auch richtig? Wie beeinflusst ihn die Insel in ihrer kargen Schönheit und Unverrückbarkeit, welchen Einfluss haben die langsam zerrinnende Zeit und die Einsamkeit auf sein Denken und seine Wahrnehmung? Davon erzählt dieser Roman in einer großen atmosphärischen Dichte und Spannung. »Rätselhaft«, heißt es am Anfang, »ist an dem Fall gar nichts, wir müssen ihn nur verstehen.« Am Ende hat man dann mit Nonò gelernt, dass es vielleicht gar nicht so sehr auf die Wahrheit ankommt, sondern darauf, wie wir versuchen zu verstehen.
Einer, der dieses Prinzip seit vielen Jahren unermüdlich praktiziert, ist Christoph Hein (Blankeneser Kirche am Markt, 20.00 Uhr). Der 1944 in Havelberg geborene Schriftsteller gilt als Chronist der DDR und als zentrale Stimme der deutschen Gegenwartsliteratur. In seinem neuen Roman »Das Narrenschiff« entfaltet er auf 750 Seiten ein Panorama der DDR von der Staatsgründung bis zum Mauerfall. Im Zentrum stehen der Ökonom Karsten Emser, mit dessen Rückkehr aus dem Exil in Moskau die Romanhandlung einsetzt, und der Bergbau-Ingenieur Johannes Goretzka, der sich in der sowjetischen Kriegsgefangenschaft vom überzeugten Nazi zum Kommunisten verwandelt, zwei Fachpolitiker und typische Verantwortungsträger der DDR. Was sie verbindet, ist die Hoffnung auf eine demokratische und antifaschistische Gesellschaft, gleichzeitig sind sie bereit, für Macht und ein wenig Luxus auch Entscheidungen mitzutragen, die ihren Überzeugungen nicht entsprechen. Für Hein sind sie die Narren auf dem Narrenschiff des ostdeutschen Gegenmodells zum Westen. Der Schwerpunkt des Romans liegt auf den ersten 20 Jahren der DDR, es ist eine ferne Zeit, deren Alltag mit seinen kleineren und größeren dramatischen Wendungen im privaten Leben der Politfunktionäre und ihrer Familien und Freunde sehr treffend und unterhaltend eingefangen wird. Für die großen historischen Wegmarken, die der Roman streift, empfiehlt sich vielleicht eher ein Blick in die Geschichtsbücher, aber wer etwas über Machtmechanismen in einem autoritären Staat und ihre Verzahnung in den Biografien der Menschen erfahren will, findet hier einen vielschichtigen und höchst lesenswerten Pageturner.
Um abschließend für die Lange Nacht auch noch einen Roman zu empfehlen, der mit einem feinen Erinnerungskonstrukt ein sehr häufig durchgespieltes Genre aufmischt, muss hier jetzt ganz kurz auch noch ein Hinweis auf Klapper und Bär stehen, die beiden Hauptfiguren in dem gefeierten Romandebüt von Kurt Prödel (19.00 Uhr, Buchhandlung Heymann in Eimsbüttel). In dem Coming-of-Age-Roman wird »Klapper«, der dem Roman seinen Titel gegeben hat, ein Computernerd und IT-Sicherheitsbeauftragter, in eine lange zurückliegende Zeit zurück katapultiert, als er sich in einen Games-Account einloggt, der seit »4891 Tagen« offline ist. Es ist der Auftakt für eine so komische wie bewegende Geschichte, in der die Erinnerung an die Teenagerzeit, an Zitroneneistee, Counter-Strike und Kollegah-Punchlines, dem Leben plötzlich noch einmal eine ganz neue Wendung gibt.
Alle Veranstaltungen unter langenachtderliteratur.de
Lesung
»Frauen im Sanatorium«
Anna Prizkau liest aus ihrem neuen Roman. Moderation: Laura-Lena Förster.Herbstlese Blankenese im Blankeneser Kino, Blankeneser Bahnhofstraße 4, 14.00 Uhr, € 20,–/10,–
Märchenfest
»Von Norden, Süden, Westen, Osten – Märchen aus der weiten Welt«
Märchenfest für die ganze Familie mit den Märchenerzählerinnen Christel Biebrach, Magdalene Hanke-Basfeld, Christine Rohde, Veroni Rohsius und Isa van Tasie.Märchenforum Hamburg e.V. im Teehaus Große Wallanlagen, Holstenwall 28, 13.00 bis 16.30 Uhr, Eintritt frei
Sommerfest des Märchenforums e.V.
»Märchen von Liebe Leid und Lust«
Zum Sommerfest des Märchenforums Hamburg e.V. erzählten Iris Casper, Almuth Elbers, Magdalene Hanke-Basfeld, Angelika Rischer, Christine Rohde, Hanna Margarete Schilling, Annette Schmeling und Alexander Schrof SommermärchenMärchenforum Hamburg e.V. im Teehaus Große Wallanlagen, Holstenwall 28, 18.00 bis 21.00 Uhr, Eintritt frei
Auf den Spuren des kolonialen Erbes
»Hamburg, der Versklavungshandel und Caspar Voght«
Ein Rundgang mit der Meryem Choukri, Kuratorin der Ausstellung »Parkomania«, führt zu Stationen im Jenisch Park, an denen die Verflechtungen Hamburgs mit dem transatlantischen Versklavungshandel sichtbar werden. Im Fokus steht der Kaufmann Caspar Voght und seine Rolle im kolonialen Wirtschaftssystem des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Rundgang lädt dazu ein, die historischen Spuren im Park zu entdecken und über das koloniale Erbe Hamburgs nachzudenken.Treffpunkt: Jenisch Haus, Baron-Voght-Straße 50, 13.00 bis 15.00 Uhr, Teilnahme kostenfrei, Anmeldung nicht erforderlich
Poetry Slam
Diary Slam
»Seelenpein« und »Hochgefühle«, »Liebesschwüre« und »Selbstmordgedanken« von »wildfremden Menschen«, all das und noch viel mehr steht auf dem Programm des Tagebuch-Slams zur Langen Nacht der Literatur 2025.Goldbekhaus, Moorfuhrtweg 9, 18.30 Uhr, € 12,38 (VVK), keine Abendkasse
Aktuelle Buchempfehlungen
Michael Maars neues Buch »Das violette Hündchen«
Am Wegrand des Großen und Ganzen
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Mirko Bonnés neuer Gedichtband »Wege durch die Spiegel«
Was vom Wind abhängt
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Tamar Noorts neuer Roman »Der Schlaf der Anderen«
Wie Träume wahr werden
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Friederike Gräffs neuer Erzählband
Frau Kleinhans hebt ab
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Johannes Franzens Studie »Wut und Wertung«
Die Sache mit der Wut
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Jonas Lüschers »Verzauberte Vorbestimmung«
Von Menschen und Maschinen
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Rachel Kushners neuer Roman »See der Schöpfung«
Pfade des Widerstands
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Rebekka Franks neuer Roman »Stromlinien«
Vom Gewicht des Schweigens
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Kristine Bilkaus neuer Roman »Halbinsel«
Nimm dich da raus
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Die 19. Ausgabe des Hamburger Literaturjahrbuchs ZIEGEL
Das Pappreptil beißt lautlos zu
Illustration von Moritz Wienert aus dem ZIEGEL #19 © Moritz Wienert
Annika Büsings neuer Roman »Wir kommen zurecht«
Wie es mit Geistern so ist
Annika Büsing, Foto: Lauree Thomas
Steffen Kopetzkys neuer Roman
Unter dem Bann des Atoms
Steffen Kopetzky, Foto: Jana Mai
Katharina Hagenas Roman »Flusslinien«
Die Wolken immer im Blick
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Ella Carina Werners »Feministische Tiergedichte«
Existenzielle Fragen aus dem Tierreich
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Der neue Roman von Wolf Haas
Eine vertrackte Angelegenheit
Wolf Haas, Foto: Heike Huslage-Koch
Dmitrij Kapitelmans »Russische Spezialitäten«
Den Bruderkuss üben
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Julia Schochs Roman »Wild nach einem wilden Traum«
Herzensangelegenheiten
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Ursula Krechels Roman »Sehr geehrte Frau Ministerin«
Mutter ist die beste
Ursula Krechel, Foto: Heike Steinweg
Andreas Reckwitz´ »Verlust - Ein Grundproblem der Moderne«
Auf der Schattenseite des Fortschritts
Andreas Reckwitz, Foto: Jürgen Bauer
Heinz Strunks »Zauberberg 2«
Die endlos strapazierte Hoffnung
Heinz Strunk, Foto: Dennis Dirksen
Der neue Roman von Olga Grjasnowa
»Juni, Juli, August«
Olga Grjasnowa, Foto: Benner
Richard Powers neuer Roman »Das große Spiel«
Ein ozeanisches Vergnügen
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Gaea Schoetters neuer Roman »Trophäe«
Ein folgenschwerer Deal
Gaea Schoeters, Foto: Sébastien Van Malleghem








