Donnerstag, 07.02.2013


Lange Nacht junger Literatur und Musik

HAM.LIT

Lydia Daher
Lydia Daher, Foto: Gerald von Foris
Mit diesem kleinen und feinen Festival, so verspricht es die Ankündigung, beginnt in Hamburg der literarische Frühling. Und tatsächlich präsentiert HAM.LIT, die „Lange Nacht junger Literatur und Musik“, in diesem Februar einmal mehr genau das, was man sich von einem Festival wünscht: Klasse statt Masse. Die Kuratoren Lucy Fricke und Jan Lafazanoglu haben 15 Autorinnen und Autoren eingeladen, die parallel auf drei Bühnen im Bunker an der Feldstraße auftreten. Zwischen den Lesungen gibt es Konzerte mit den Bands 206 und dem Jeans Team aus Berlin, und zum Abschluss wird Lydia Daher im „Terrace Hill“ einige ihrer Songs spielen. Eine Besonderheit der HAM.LIT in diesem Jahr sind die vielen Buchpremieren: Tina Uebel, die im Januar mit dem Hubert-Fichte-Preis ausgezeichnet wurde, stellt ihr neues Buch vor, das den schönen Titel „Nordwestpassage für dreizehn Arglose und einen Joghurt“ trägt, und von einer Reise erzählt, die sie im Sommer 2011 auf das Segelboot von Kapitän Wolf Kloss führte. Für drei Monate ist sie dann mit Kloss entlang der Nordwestpassage gesegelt. In ihrem Buch erzählt sie nun von den Stürmen, vom Eis, von der greifbar nahen heroischen Historie, von Amundsen, Franklin, Peary, Cook und den anderen, davon, wie es ist, bei minus 30 Grad einen Schlitten zu ziehen oder 11 Beaufort zu segeln. Sein literarisches Debüt präsentiert bei HAM.LIT der Musiker Frank Spilker mit dem Roman „Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen“. Erzählt wird eine Geschichte „vom Niedergang und das so lässig und lakonisch, dass man seinem Helden Thomas Troppelmann liebend gern folgt“, wie der Klappentext verspricht. Ebenfalls ein druckfrisches Buch im Gepäck hat Björn Kuhligk, es heißt „Die Stille zwischen null und eins“ und ist eine Sammlung mit Naturgedichten. Aus einem „höchst amüsanten, temporeichen und tiefsinnigen Roman“ (NDR), der allerdings schon im Spätherbst erschienen ist, wird Tilman Rammstedt lesen, der mit „Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters“ gegenwärtig wieder einen Riesenerfolg bei Publikum und Kritik feiert. Ein Highlight aus dem letzten Jahr stellt schließlich Matthias Nawrath mit seinem Roman „Wir zwei allein“ vor, einem „wunderschönen Liebesroman“ (Sonja Baulig, Maxi) und „eindrücklichen Romandebüt“ (Thomas Strässle, NZZ). Zu Gast sind außerdem: Inga Mahlke, Sascha Reh, Kevin Kuhn, Simone Kornappel, Friederike Gräff, Monika Zeiner, Kerstin Preiwuß, Daniela Chmelik und Silke Scheuermann. Moderation: Andrea Ritter, Ella Carina Werner, Daniel Beskos. Ort: Uebel & Gefährlich und Terrace Hill, Feldstr. 66, ab 19.00 Uhr. Eintritt: 16.-/12.- Euro.


Philosophisches Café mit Wolfgang Welsch

“Jenseits der anthropischen Denkform“




Nach einer Bemerkung von Peter Sloterdijk haben die Philosophen die Welt bisher nur verschieden umflogen. Es käme aber darauf an zu landen. Einen fulminanten Landungsversuch hat Wolfgang Welsch unternommen. Ein Werk von 1004 Seiten: „Homo Mundanus – Jenseits der anthropischen Denkform“. Die These: Die Moderne hat sich als eine Gesellschaft der Weltfremdlinge etabliert. Danach ist „der Mensch“ von ganz anderer Art als die Welt, die er sich zum Objekt macht. Diese Sondernatur des Menschen wird traditionell darin gesehen, dass der Mensch das einzige mit Rationalität begabte Wesen sei. Das kam in der Definition des Menschen als animal rationale zum Ausdruck. Eine Seele mögen die anderen Lebewesen auch besitzen; sogar die Pflanzen haben vielleicht eine solche, und die Tiere verfügen zudem über Empfindung und Wahrnehmung und wohl auch über Gedächtnis und Phantasie. Aber Rationalität soll ausschließlich dem Menschen zukommen, soll dessen Monopol und Privileg sein. Das nennt Welsch anthropisch. Dagegen setzt er, beflügelt von der Evolutionsforschung, dass wir Teil des Ganzen sind, durch und durch verwandt mit allem, was die Evolution hervorgebracht hat. Wir sind selbst eine „Emergenz“ dieser langen und offenen Geschichte. Wolfgang Welsch wurde durch seine Beiträge zu einer Theorie der Postmoderne bekannt. Sie brachten ihm u.a. Lehrtätigkeiten in Stanford sowie den Max-Planck-Forschungspreis ein. Zum philosophischen Café im Literaturhaus stellt er sein Buch und seine Thesen vor und zur Diskussion. Moderation: Reinhard Kahl.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 19.00 Uhr. Eintritt: 10.-/8.– Euro.


Lesung

„Die Buchschwestern“

Die beiden Schwestern Gretchen und Barbara alias Marion Gretchen Schmitz und Susanne Pollmeier präsentieren in ihrer Lesereihe Texte über Musiker aus Biografien und Autobiografien – und machen Musik. In diesem Februar wird es um eine Frau gehen, die nur 44 Jahre alt wurde. Drogen, Gewalt und Männer bestimmten ihr Leben. Und ihre unvergleichliche Stimme: Billie Holiday – The Lady sings the blues.

Veranstalter: Logensaal der Hamburger Kammerspiele. Hartungstr. 9-11, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/9.- Euro.


Lesebühne

Dulsberg Poetry Slam

„Höre hin, schreie es raus, lebe und erlebe Dulsberg“, heißt es in der Ankündigung zu diesem Slam, für den wie andernorts beim Slam auch gilt, dass auf die Bühne darf, wer immer das will, aber eben nur für kurze Zeit. Wer vorlesen möchte, meldet sich unter slam@dulsberg.de an. Moderation: Herr Armbrecht.

Veranstalter: Kulturhof Dulsberg. Alter Teichweg 200, 20.00 Uhr. Eintritt: 5.-/3.- Euro.


Literatur in Hamburg