Donnerstag, 07.06.2012
Performance mit Karen Köhler und Sandra Hüller
„Wild ist scheu“
In einem „Konzert-Lesungs-Performance-Dings“, wie es in der Ankündigung so schön heißt, präsentieren Karen Köhler und Sandra Hüller einen Prosatext und Musik, die sie für einen „bescheidenen und kraftvollen Abend“ unter einem Titel zusammengebracht haben, der an Rehe erinnert, an Füchse, an den Wald und die Wut, an die Zartheit und die Natur.
Veranstalter: Golem. Große Elbstr. 14, 20.00 Uhr. Eintritt frei. Hut wird gereicht.
Lesung
„3:2! Das Spiel ist aus!“
Dann mal Hand aufs Herz, natürlich gehen wir alle gern ins Theater, aber wie verhält sich das eigentlich in diesem Juni, wenn die Europameisterschaft ausgetragen wird? Die Wahrheit ist, wir erleben Dramen und Tragödien nicht im Theater, nein, die gibt es jetzt gratis zu Hause in der Glotze, auf dem großen Bildschirm in der Kneipe um die Ecke und auf riesigen Leinwänden beim Public Viewing. Die Wahrheit ist, kein Ereignis raubt der Kultur so sehr die Kundschaft, wie ein Fußballspiel zur Europa- oder Weltmeisterschaft. Und das ist eigentlich ja auch ganz richtig so, denn Fußball hat ja tatsächlich auch sehr viel mit Kultur zu tun. Mit Ballkultur nämlich, schließlich wussten schon die alten Chinesen, dass es eine sehr kurzweilige Unterhaltung sein kann, wenn elf Freunde einem Ball hinterher laufen, um ihn in ein Tor zu kicken. Vor allem die Fußballspieler selbst wissen, wie viel Spaß das macht – und sie haben sich dazu auch geäußert. Bei einer szenischen Lesung mit Jörg Oswald, Christian Rotholz und Jose Montana stehen Fußballerbiographien, Auszüge aus Franz Beckenbauers Epos „Ich, wie es wirklich war“, Toni Schumachers Skandalbuch „Abpfiff“ und der Fritz Walter Biographie „3:2! Das Spiel ist aus“ auf dem Programm. Jede Menge Fußballwahnsinn also und das noch vor dem ersten Spiel!Veranstalter: Logensaal in den Hamburger Kammerspielen. Hartungstr. 9-11, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/9.- Euro.
Literatur Altonale
„Väter und andere Katastrophen“
Elias Wagner, Foto: Jonas März
Zwei Romandebüts stehen unter dem Motto „Väter und andere Katastrophen“ auf dem Programm einer Kooperationsveranstaltung des Literaturhauses mit der Literatur Altonale: „Passagen von erstaunlicher poetischer Sensibilität und Stilsicherheit“ („Münchner Feuilleton“) und eine „sommerleichte Coming-of-age-Geschichte“ („Buchjournal“) erkannte die Literaturkritik in dem Debüt des jungen Autors Elias Wagner, der uns mit seinem Roman „Vom Liebesleben der Mondvögel“ in eine Welt der Gletscherbären, der Tabakschwärmer und Komma-Dickkopffalter entführt. Seit seine Mutter verschwunden ist, ist bei Max nichts mehr so wie früher. Der Fünfzehnjährige vertieft sich nur noch in sein Buch Wunderbare Insekten oder zieht sich zur »Insel der Seligen« auf dem Starnberger See zurück. Doch zu Beginn der Sommerferien zwingen ihn drängende Probleme, dem Leben wieder ins Auge zu blicken. Sein bester Freund will die Gunst der Klassenschönheit gewinnen und macht Max zum Erfüllungsgehilfen eines wahnwitzigen Plans. Doch vor allem sein Vater bereitet Max Sorgen. Der Architekt übermalt seit kurzem in manischen Schüben die Gemälde seiner Frau. Es hilft alles nichts: Um wieder Frieden zu finden, muss Max an ein sorgsam gehütetes Tabu seiner Familie rühren. In Andreas Martin Widmanns Roman „Die Glücksparade” strandet der 15-jährige Simon auf einem Campingplatz, auf dem sein Vater nach vielen gescheiterten Versuchen, das große Glück zu machen, als Platzwart angeheuert hat: „,Ihr habt‘s gut, könnt das ganze Jahr Urlaub machen hier‘, sagte Klaus zu meinem Vater.” Doch auf 29 Quadratmetern hat die Pubertät nur wenig Raum, und so strolcht Simon über den Platz, um den Geschichten der anderen vom Leben Gebeutelten zu lauschen, sammelt Leergut ein und heuert als Apfelpflücker an. Während der Vater immer noch vom ganz großen Ding träumt und seine Mutter bald nur noch die Wand anstarrt.
Im Kulturhaus III&70 stellen Elias Wagner und Martin Widmann ihre Romane vor.