Behzad Karim Kanis neuer Roman »Als wir Schwäne waren«

Die Wahrheit über Schwäne

Behzad Karim Khani, Foto: Valerie Benner
Schon mit seinem Debüt »Hund, Wolf, Schakal« (2022), einer furiosen Gangstergeschichte, wurde Behzad Karim Khani euphorisch als Autor mit einem ganz eigenen Stil gefeiert: verknappt, direkt und hochpoetisch. In schnellen Schnitten erzählt der in Berlin lebende Schriftsteller, der 1977 in Teheran geboren wurde und 1986 nach Deutschland kam, in seinem neuen Roman »Als wir Schwäne waren« (Hanser Berlin) vom Erwachsenwerden in einem fremden Land und vom Fremdsein als Heimat.

In dieser Gegend sind Eigentumsdelikte »eine Lebenseinstellung«, wie Reza, der Ich-Erzähler später feststellt, viele Jahre, nachdem er mit seinen Eltern, einer Soziologin und einem Schriftsteller, aus dem Iran in einer Siedlung am Stadtrand von Bochum angekommen ist. Ursprünglich sollen in den Plattenbauten einmal Menschen aus der unteren Unterschicht bis zur mittleren Mittelschicht zusammenfinden, doch in den neunziger Jahren, in denen Reza dort aufwächst, herrscht auf den Straßen ein Mix aus Kleinkriminalität und Gewalt. »Angst, Schrecken und Furcht« sind die stabile Währung, mit denen auch Reza in diesem Umfeld bald handelt.

Im Zentrum des Romans stehen jedoch eher behutsam reflektierende Fragen nach der eigenen Herkunft, der Diaspora als Heimat und dem Leben in einem Land, in dem die Mutter beschließt, dass »Entfremdung« für sie »das Ende des Fremdseins« bedeutet. Durch eine Erinnerung an eine Reise mit seinem Vater ans Kaspische Meer erfährt Reza am Ende die Wahrheit über Schwäne und findet mit ihr schließlich einen Weg zwischen hier und dort, der fast als Happy End erscheint.

Behzad Karim Khani, »Als wir Schwäne waren«, Hanser Berlin, € 22,–

01.11.2024 | Jürgen Abel