Ella Carina Werners Roman »Feministische Tiergedichte«
Existenzielle Fragen aus dem Tierreich

Ella Carina Werner, Foto: Julia Schwendtner
Es gibt da eine männliche Linie herausragender Satiriker, zu der in der Hamburger Literatur so prominente Autoren wie Joachim Ringelnatz und Heinz Erhardt gehören, aber auch Heino Jäger und später dann Otto Waalkes als Blödelbarde der Neuen Frankfurter Schule, die sich u.a. mit Robert Gernhardt und F. W. Bernstein um die Satiremagazine »Pardon« und »Titanic« gruppierte. Prominente Vertreter der zweiten Generation sind wieder lauter Männer, darunter Max Goldt, Gerhard Henschel, Ernst Kahl und Thomas Gsella, der sagt: »Natürlich ist Ella Carina Werner eine Frau. Aber eine lustige!« Da hat er mal ganz recht, denn die 1979 in Ostwestfalen als Tochter eines Psychologen und einer Bauchtänzerin geborene Satirikerin führt den Neuen Frankfurter Gemischtwarenladen mit ihren Geschichten inzwischen an - und geht jetzt mit einer traditionsreichen Form einmal mehr in die Offensive.
Wie zeichnet man Lesbischsein unter Säuen? Wie sieht eine nonbinäre Bartagame aus? Warum gelten Großwildtiere grammatikalisch fast immer als maskulin (der Löwe) und Kleintiere als feminin (die Fliege)? Und was zum Teufel reimt sich eigentlich auf Iltis? Das sind existenzielle Fragen aus dem Tierreich, die mit dem Untertitel »Feministische Tiergedichte« (Kunstmann Verlag) des Bandes sehr deutlich machen, dass es hier keineswegs mit Hilda der Quotensau getan ist, mit der Schabe und ihrer »hausfraulichen Gabe« oder dem »Leib des Perlhuhns«, der »wächst und wächst« (es mündet in: »die fulminante Lust auf Sex«). Im Nachwort bringt Ella Carina Werner es in der Forderung »Mehr Östrogene ins Tiergedicht!« auf den Punkt. Und nach der Lektüre ihrer Gedichte kann man ihr darin mit einem Zitat aus dem Buch nur beipflichten: »Lebe glücklich, / lebe froh / wie der Mops / im Haferstroh, / derweil die Möpsin / still und sacht / nebenan / die Wäscht macht.«
Ella Carina Werner, »Der Hahn erläutert unentwegt der Henne, wie man Eier legt«, Kunstmann, € 22,–
13.03.2025 | Jürgen Abel