Elsa Koesters Romandebüt »Couscous mit Zimt«
»Schwarzfuß, wieso heißt das so?«
Elsa Koester, Foto: Susanne Schleyer
Der erste Satz ist: »Ich habe Gott nie um Kinder gebeten«. Es ist eine dieser Entschuldigungen, die kaum einen Hehl daraus machen, dass sie keine sind. Lucille, die von ihrer Tochter Marie und ihrer Enkeltochter Lisa nur »Mamie« genannt wird, lässt damit von allem Anfang an keinen Zweifel daran, wer hier die erste Geige spielt. Und auch der Klappentext hält sich an diese Regieanweisung, wenn es da zuerst heißt: »Zigaretten, Cognac und Bücher – ihre letzten Jahre verbringt die über hundertjährige Lucile am liebsten lesend im Bett ihrer Pariser Wohnung.«
Tatsächlich porträtiert Elsa Koester in ihrem Roman jedoch drei starke Frauen, das sind neben Lucille auch ihre Tochter Marie und ihre Enkeltochter Lisa, die in Berlin lebt. Sie erzählen in kurzen Episoden jeweils aus ihrer Perspektive von der Geschichte einer französischen Familie aus Tunesien, die nach der Unabhängigkeit des Landes nach Frankreich zurückkehren musste – »Pied-noirs« (Schwarzfüße), so nannte man die Rückkehrer, in der Familienlegende angeblich deshalb, weil sie sich in Tunesien die Füße verbrannt hatten. Doch ab wann hört man auf eine Pied-noir zu sein? Das fragt sich Lisa, bei der die Fäden der Familiengeschichte zusammenlaufen.
Nach dem fast zeitgleichen Tod von Mamie Lucile und ihrer Maman Marie fällt ihr nicht nur die Familienwohnung in Paris zu, sondern auch die Aufgabe, den Nachlass zu ordnen – und das heißt vor allem, für ihre Familie eine Erzählung zu finden, die im Hier und Jetzt fortgeschrieben werden kann.
Elsa Koester, »Couscous mit Zimt«, FVA, € 24,–.
30.01.2021 | Jürgen Abel