Helga Schuberts Erzählungen »Luft zum Leben«
Geschichten vom Übergang
Bekannt wurde Helga Schubert schon 1975 mit dem Erzählband »Lauter Leben«, der in der DDR im Aufbau Verlag erschienen ist, das große Lesepublikum in Westdeutschland erreichte sie Anfang der 1980er Jahre mit dem vielgelobten Band »Das verbotene Zimmer« (Luchterhand). Für die Lakonie und Treffsicherheit ihrer literarischen Miniaturen aus meist nur wenigen Seiten wurde sie auch damals schon gefeiert, euphorisch schwärmte ihre Kollegin Sarah Kirsch: »Profession und Talent haben sie mit Über-Blicken über das Leben der Menschen ausgerüstet.« Auch in der Folge veröffentlichte Helga Schubert noch Erzählbände, Kinderbücher, Theaterstücke und Filmszenarien. In den letzten zwanzig Jahren lebte sie dann zurückgezogen in einem Dorf zwischen Wismar und Schwerin, bis der Trubel um den Bachmann-Preis und der »märchenhafte Erfolg« (Volker Weidermann) ihres Erzählbandes »Vom Aufstehen« sie zurück in die literarische Öffentlichkeit katapultierte.
Zum gefeierten Bestseller wurde auch ihr zuletzt erschienenes Buch »Der heutige Tag«, ein tief berührendes Porträt des Lebens mit ihrem in diesem August verstorbenen Mann im Mecklenburgischen Neu Meteln und »Ein Stundenbuch der Liebe«. Ihrem neuen Erzählband »Luft zum Leben«, das Texte von 1960 bis 2025 versammelt, schickt sie für die Lektüre in einem Vorwort voraus, dass es um »Übergänge« geht, ob bei der Geburt, dem Tod oder auch jenem Übergang in eine neue Gesellschaftsordnung. Es ist ein Ereignis, wie schonungslos offen Helga Schubert erzählt und wie sich die kleineren und größeren Episoden des Bandes zum Bild eines Lebens und vor allem einer Lebenseinstellung zusammenfügen, die von großer Zuversicht getragen wird und von »Drei Buchstaben«: Mut.
Helga Schubert, »Luft zum Leben« (DTV), € 24,–
31.10.2025 | Jürgen Abel


