Laura Lichtblaus Roman »Sund«

Eine »frohe Unruhe«, die immer da ist

Laura Lichtblau, Foto: Max Zerrahn
Es sei eine »frohe Unruhe«, die über dieser Landschaft läge, heißt es in dem neuen Roman »Sund« der in Berlin lebenden Schriftstellerin und Übersetzerin Laura Lichtblau, eine Unruhe, in der das Meer und der Himmel sich für ein vages Versprechen verbünden, das sich nicht zeigen will und das doch immer da ist.

Über die verzaubernde Meerenge vor dem menschenleeren Festland Dänemarks schwappen nachts seltsame Gesänge, unheimlich und verheißungsvoll, für die es schnell eine Erklärung gibt, als die junge Frau, die hier erzählt, nach Lykke aufbricht. Lykke, das heißt auf Dänisch ›Glück‹ und das findet die junge Urlauberin in einem Ferienheim auf der Insel zunächst auch, obwohl sie von ihrer Geliebten versetzt wurde und jetzt mit einer neuen Begleitung unterwegs ist. Schon bald zeigt sich dann aber, dass die Insel ein dunkles Geheimnis verbirgt. Wurden hier im Dritten Reich tatsächlich Zwangssterilisationen durchgeführt? War ihr Urgroßvater zudem einer der Hauptverantwortlichen für die Euthanasieverbrechen im Nationalsozialismus? Laura Lichtblau erzählt diese Geschichte mit großer Experimentierfreude und in einer hochpoetischen Sprache. Dennoch ist »Sund« ein Roman, der das schwere Thema mit großer Leichtigkeit einfängt.

Laura Lichtblau, »Sund« (C.H. Beck), € 22,–

01.05.2024 | Jürgen Abel