Unterwegs zu Lieblingsorten der Hamburger Literatur
»Raus! Nur Raus!«
Strandperle, Foto: Tara Wolff
Das größte Vergnügen kommt sonst eigentlich zum Schluss, hier steht es am Anfang. Es hat einen Titel und der ist: »Wasserdichte Tiere«.Karina Tungari, die im letzten Jahr in der Kategorie Comic mit einem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet wurde, empfiehlt in »Raus! Nur raus!« mit einem »tollen Tier ohne Haare«, das »keinen Regenschirm und keine Regenjacke« braucht, einen Besuch im Zoologischen Museum. Sie hat dort das Gespräch von zwei Kindern belauscht, die ein Krokodil betrachten. Das Zoologische Museum ist sonst kein besonderer Literaturort in Hamburg, aber jetzt ist er es, weil Karina Tungari ihn auf so unnachahmlich poetische Weise dazu gemacht hat.
Doch auch die über fünfzig anderen Literaturschaffenden aus der Hamburger Szene, die ihre Hotspots in dem Buch vorstellen, erzählen von einzigartigen Orten und geben ganz persönliche Empfehlungen für Erkundungen im großen Literaturraum der Stadt. Der enthüllt sich in dem von Kathleen Bernsdorf kongenial entworfenen und illustrierten Buch zuerst im Umschlag, in dem sich ein Adressregister und ein Stadtplan verbirgt. In ihm gesellen sich, na klar und wie schön, der »Silbersack«, das »439« und das »Meisenfrei«, aber auch der »Mond (über Hamburg)«, die »U3«, die »S11 und S31« so einträchtig neben das Literaturhaus, die Christianskirche und das Nachtasyl, dass es eine wahre Freude ist. Die schönen Fotos zu den Orten im Band hat Tara Wolff beigesteuert. Und die Idee zu all dem stammt von den beiden Herausgeberinnen Antje Flemming und Carolin Löher, die es eigentlich im Dezember bei einem winterlichen Spaziergang vorstellen wollten. Der musste zwar abgesagt werden, aber Spaziergänge sind ja erlaubt - und die möglichen Wege kann man sich, jedenfalls zwischen Altona und Barmbeck auch selbst zusammenstellen. Erschienen ist »Raus! Nur Raus!« im Junius Verlag und erhältlich überall im Hamburger Buchhandel.
Antje Flemming, Carolin Löher, »Raus! Nur Raus!«, Junius, € 8,–.
20.12.2020 | Jürgen Abel