Peter Stamms neuer Roman »Das Archiv der Gefühle«

Ein Leben in Erinnerungen

Peter Stamm
Peter Stamm, Foto: Salon du livre, Genève, 2012, Ludovic Péron
Peter Stamm meldet sich nach seinem Erzählband »Wenn es dunkel wird« (2020) mit einem neuen Roman zurück, er heißt »Das Archiv der Gefühle« (S. Fischer) und hat eine Ausgangskonstellation, die schon klassisch für seine Literatur ist: Der Archivar eines großen Pressehauses steht an einem Wendepunkt seines Lebens.

Über Jahrzehnte hat er ein Archiv mit Ausschnitten von Zeitungen und Zeitschriften aufgebaut, das im Zuge der Digitalisierung nun nicht mehr gebraucht wird. Er entschließt sich, das Archiv auf eigene Faust weiter zu betreiben und lässt die Rollregale mit all den Ordnen bei sich zu Hause aufbauen. Tag für Tag begibt er sich dort in sein Büro im Keller, das Haus verlässt er nur selten, er würde lieber nur mit seinen Erinnerungen leben, behauptet er, als neue Erfahrungen zu machen. Doch was hat es dann mit Franziska auf sich, seiner Jugendliebe, die als Schlagersängerin Fabienne berühmt wurde.
Seit Jahren hatte er keinen Kontakt mehr zu ihr, dennoch taucht sie immer wieder lachend an seiner Seite auf. Nach und nach gerät dem Einsiedler sein Leben durcheinander, bis er eines Tages kurz entschlossen eine E-Mail an Franziska schreibt, die ihn endgültig aus der Bahn wirft.
Peter Stamm ist in »Das Archiv der Gefühle« einmal mehr der Frage auf der Spur, wie sich ein Leben erfüllt, genau genommen – erfüllen könnte. Und die Liebe ist in diesem feinen und hoch poetischen Roman der einzig richtige Ratgeber, weil sie alles bestimmt und am Ende auch gewinnt.

Peter Stamm, »Das Archiv der Gefühle«, S. Fischer, € 22,–


04.09.2021 | Jürgen Abel
Stamm, Archiv der Gefühle, Zählmarke