Rebekka Franks neuer Roman »Stromlinien«
Vom Gewicht des Schweigens

Rebekka Frank, Foto: Lexa Rost
Die beiden Zwillingsschwestern Enna und Jale zählen zwölf Jahre lang einen Countdown herunter. Er setzt an ihrem fünften Lebensjahr ein, nachdem ihnen ihre Großmutter Ehmi davon erzählte, wo ihre Mutter Alea sich befindet – in einem Gefängnis ganz in ihrer Nähe. Doch als es dann endlich soweit ist und der lang ersehnte Tag anbricht, taucht Alea nicht am vereinbarten Treffpunkt auf. Und auch Jale ist verschwunden. Enna, die keine Erklärung für das Verschwinden ihrer Schwester findet, macht sich mit ihrem Boot »Sturmhöhe« auf die Suche an den Uferregionen der Lühe und der Elbe, an denen sie so oft gemeinsam unterwegs waren. Zufällig beobachtet sie, wie ein weißes Sportboot auf der Elbe plötzlich untergeht. Hat es etwas mit dem Verschwinden ihrer Schwester zu tun?
In schnellen Schnitten wechselt Rebekka Frank die Schauplätze in der Gegenwart und der Vergangenheit, um nach und nach aufzuklären, was passiert ist und wie schwer das Verschweigen des Eigentlichen die Familie von Enna und Jale bis in die Gegenwart belastet. Zwei große Schiffsunglücke mit vielen Toten, die auf historische Ereignisse zurückgehen, spielen dabei eine zentrale Rolle. Immerhin enden die Ausläufer der fatalen »Stromlinien«, die in der Vergangenheit angestoßen wurden, nach einer rasanten Lektüre versöhnlich in der Gegenwart und mit einem dieser ganz besonders schönen Bootsauflüge auf der Elbe.
Rebekka Frank, »Stromlinien«, S. Fischer, € 24,–
30.04.2025 | Jürgen Abel