Simone Buchholz´neuer Krimi »River Clyde«
Mit Chastity in Glasgow
Simone Buchholz, Foto: Gerald von Foris
Zweieinhalb Straßenzüge liegen in Schutt und Asche, zwei Dutzend Männer, Frauen und Kinder sind tot. Und ganz in der Nähe findet die Polizei drei »Kopfschussmänner« mit »hochgradig unfriedlichem Brandbeschleuniger an ihren Hemden«. Kommissar Stepanovic und sein Kollege Calabretta ermitteln in der Sache und versuchen dabei, keinen Gedanken an »die blöde Kuh« auf ihrem »Schottland-Trip« zu verschwenden. Was ihnen natürlich ganz gar nicht gelingt. In Glasgow fehlt Chastity dagegen das Licht des Hafens in Hamburg und Stepanovic für ein gemeinsames Bier in einem Pub. Sie hat bei einem schrulligen Anwalt einen Brief auf den Tisch gelegt, die Benachrichtigung über eine Erbschaft in der Geburtsstadt ihres Ur-Urgroßvaters, von der sie nicht weiß, ob sie überhaupt etwas damit anfangen kann. Doch plötzlich steht da dann Tom Gomoszynski mit ihr am Tresen, ein Künstler. Er zeigt ihr das Bild einer Frau, das er vor vielen Jahren gemalt hat, und sie sieht ihr zum Verwechseln ähnlich. Damit beginnt eine ziemlich gespenstische Reise in die Geschichte der Familie Riley, die Chastity nur mit Unterstützung von sehr viel Whisky, noch mehr Bier und also regelmäßigen Tresenbesuchen übersteht.
In St. Pauli riecht es zwischen Nobiskrug und Holstenschwemme unterdessen immer noch »nach Feuer, nach Ruß, nach Asche, nach Tod und Teufel«. Doch auch Stepanovic hat sich vom Tatort verabschiedet. Zum Finale der gewohnt pointierten, kurzen Texte, die in den Krimis von Simone Buchholz stets den Takt vorgeben, übernimmt »Schottische Höflichkeit« die Regie, und es wird sogar getanzt, bevor sich die Gespenster der Vergangenheit endgültig im tiefen Nebel des River Clyde verlieren.
Simone Buchholz, »River Clyde«, Suhrkamp, € 15,95
08.03.2021 | Jürgen Abel