Diskussionsreihe über Sorge, Angst und Hoffnung

Wenn es plopp macht, ist alles zu spät

Popcorn
Popcorn, Foto: Christian Wiediger, unsplash.com
Auf den ersten Blick wirkt der Begriff ganz undramatisch: Kipppunkt. Er kursiert erst seit einigen Jahren neu in unserem Alltag und beschreibt eine Misere. Ob beim Artensterben, der Klimakrise oder der Corona-Pandemie, stets ist es dieser Punkt, der Angst und Schrecken bereitet, in der Corona-Pandemie etwa durch das Kippen der Ansteckungsrate in ein exponentielles Wachstum. Analysen, bei denen Kipppunkte heraufbeschworen werden, sind heute weit verbreitet, Sorge und Angst gleichzeitig zu Leitbegriffen unserer Gesellschaft geworden. Eine dreiteilige Diskussionsreihe thematisiert die Begriffe und Szenarien im Hamburger Literaturhaus nun aus der Perspektive der Philosophie und Theologie, der Soziologie und Literatur. Nicht zuletzt soll dabei aber auch die Frage ins Zentrum rücken, wie und wo wir Hoffnung finden.

Für den Kipppunkt, von dem an eine bis dahin geradlinige und vorhersehbare Entwicklung plötzlich große Beschleunigung aufnimmt und einen berechenbaren Vorgang mitunter unumkehrbar verändert, gibt es ein sehr eingängiges Beispiel: Wenn man Öl in einer Pfanne erhitzt und Maiskörner dazu gibt, passiert zuerst einmal nichts. Nach einigen Minuten hört man dann jedoch das erste Plopp, dem weitere folgen bis alle Maiskörner geplatzt sind und sich unumkehrbar in Popcorn verwandelt haben. Diesen Effekt spontaner grundsätzlicher Veränderungen vermuten Wissenschaftler auch beim Klimawandel oder dem Insektensterben, er lässt sich zudem auf die Wirtschaft und Gesellschaftssysteme anwenden. Und verstärkt doch nur, was viele Analysen seit Jahren verbreiten: große Sorge um die Zukunft.

Im Literaturhaus diskutieren über das Thema Sorge der Schriftsteller Jonas Lüscher, der im Frühjahr 2020 an Corona erkrankt im Koma lag, der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz und Spezialist für Resilienzforschung Klaus Lieb und die Philosophin und Autorin Natalie Knapp. Am zweiten Abend der Reihe lesen und diskutieren zum Thema Angst die Schriftstellerin (»Lexikon der Angst«) und Professorin für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim Annette Pehnt und der Schriftsteller Roman Ehrlich (»Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens«). Zum Abschluss steht schließlich noch im Programm, was wir alle so dringend und immer wieder neu brauchen: Hoffnung. Es diskutieren der Soziologe und Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel Heinz Bude, der Philosoph und Autor Philipp Hübl und die Regionalbischöfin für den Sprengel Hannover der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Petra Bahr. Was bei der Diskussionsreihe in jedem Fall schon einmal Hoffnung macht: Sie findet statt, ganz gleich, welche Einschränkungen durch die Pandemie dann gelten.

16.02., Auftakt der dreiteiligen Diskussionsveranstaltung mit Jonas Lüscher, Klaus Lieb und Natalie Knapp.
Literaturhaus Hamburg online, 19.30 Uhr, Streamingticket: € 4,–, im Streamingabonnement: € 12,–


17.02., Am zweiten Abend der dreiteiligen Diskussionsveranstaltung lesen und diskutieren Annette Pehnt und Roman Ehrlich.
Literaturhaus Hamburg online, 19.30 Uhr, Streamingticket: € 4,–, im Streamingabonnement: € 12,–


18.02., Zum Abschluss der dreiteiligen Diskussionsveranstaltung diskutieren Heinz Bude, Philipp Hübl und Petra Bahr.


07.02.2021 | Jürgen Abel