Donnerstag 07.05.2015


Der Briefwechsel von Rühmkorf und Reich-Ranicki

„Ich fürchte, Sie sind faul“




Virtuose Briefeschreiber waren sie beide, der große Kritiker und der große Lyriker, und sie wussten beide, was sie voneinander halten sollten und wollten. 287 Briefe schrieben sich Peter Rühmkorf und Marcel Reich-Ranicki. 1973 übernahm Reich-Ranicki das Ressort Literatur und literarisches Leben in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und rief ein Jahr später die Frankfurter Anthologie ins Leben. Zu den bedeutenden Autoren, die Reich-Ranicki für die Mitarbeit in der FAZ gewann, zählte Peter Rühmkorf – er schrieb für die Zeitung von 1974 bis 2006 und wurde, trotz mancher ideologischer Bedenken, einer der wichtigsten Beiträger des FAZ-Feuilletons.

Peter Rühmkorf rezensierte, würdigte seine lyrischen Vorfahren für die „Frankfurter Anthologie“ und fragte in großen Essays nach deren „Haltbarkeit“ für die Gegenwart. Ihren Niederschlag fand diese Zusammenarbeit, die – etwa 1995, als Günter Grass’ Roman „Ein weites Feld“ erschien – auch zu heftigen Zerwürfnissen führte, in einem ausgedehnten Briefwechsel, den Christoph Hilse und Stephan Opitz soeben im Wallstein Verlag herausgegeben haben. Er gibt profunde Einblicke in den (bundes)deutschen Literaturbetrieb jener Jahre. Und nicht zuletzt liest man mit großem Amüsement, was sich der Kritiker und der Lyriker zu sagen haben, etwa wenn Reich-Ranicki nicht umhin kann, die Rolle des Antreibers zu spielen: „Ihr Schweigen missfällt mir. Ich fürchte, Sie sind faul und ich muss mich Ihnen gegenüber als jener Zöllner betätigen, der dem Weisen seine Weisheit abverlangt hat.“ Im Literaturhaus sprechen Prof. Dr. Stephan Opitz und Jan Philipp Reemtsma über den Briefwechsel. Es lesen Burghart Klaußner und Michael Wittenborn.

Veranstalter: Literaturhaus, NDR Kultur. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 12.-/8.- Euro.





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