Sonntag 31.05.2015
Lesung mit Bei Dao
„Gottes chinesischer Sohn“
Bei Dao, Foto: Avjoska
Schon in den 1970er und 1980er Jahren avancierten Bei Daos Gedichte zu Parolen der Demokratiebewegung, seine Literaturzeitschrift Jintian („Heute“) wurde zum meistgelesenen Literaturorgan der jungen Generation. Dennoch ist Bei Dao vor allem ein Dichter. Die Exilerfahrung, verrät sein hervorragender Übersetzer Wolfgang Kubin im Nachwort zu „Post bellum“, hat ihn der Poetik Paul Celans nahegebracht. Er versucht, den ihm zugefügten Verlusten, mit radikaler Spracherneuerung zu begegnen. In seinen Essays, die unter dem Titel „Gottes chinesischer Sohn“ im Weidle Verlag erschienen sind, lässt Bei Dao die Stationen seines Exils Revue passieren, erzählt von Begegnungen mit Dichtern wie Allen Ginsberg, Gary Snyder oder Breyten Breytenbach. Eine spektakuläre China-Kritik wird man bei Bei Dao nicht finden, dafür aber die feinen Beobachtungen eines Dichters, von dem sein Kollege Tomas Tranströmer wusste: „Ich habe noch nie einen so großen Chinesen gesehen wie dich.“ Im „Hamburg Yu Garden“ liest der „große Chinese“ Bei Dao aus seinem Essayband und Gedichte. Die deutschen Texte liest der Schauspieler Ulrich Bildstein. Eine „musikalische Performance“ soll es zu der Lesung auch geben. Moderation: Dr. Jing Bartz.