Sonntag 10.12.2023


Lesung mit Alice Hasters

Plädoyer für eine neues Wir

Alice Hasters
Alice Hasters, Foto: Paula Winkler
Mit ihrem Buch »Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten« (2020) ist ihr ein vieldiskutierter Longseller gelungen, heute ist Alice Hasters eine der wichtigsten Stimmen des Landes im Kampf gegen Rassismus. Bekannt wurde die Journalistin aber auch durch ihren monatlichen Podcast »Feuer & Brot«, in dem sie zusammen mit Maxi Häcke tausende von Zuhörer:innen mit Themen »zwischen Politik & Popkultur« erreicht. Entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit für ihr neues Buch »Identitätskrise« (hanserblau).

Die Ausgangsthese von Alice Hasters bezeichnet sie selbst als »recht simpel«, und sie ist gleichzeitig sehr einleuchtend. Durch die Krisen, die uns seit Jahren begleiten, von der Klimakrise über Flucht und Vertreibung bis zur größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich, würde »auch unsere individuelle und gesellschaftliche Identität in Unsicherheit versetzt«. Gleichzeitig sieht Alice Hasters eine große Kluft zwischen der Selbsterzählung der westlichen Gesellschaften über ihre Erfolge und die Realität. Individualismus, Freiheit, Wohlstand und Gleichberechtigung, all das sind große Werte, mit denen sich viele begeistert identifizieren und dann irgendwann enttäuscht darüber sind, wie wenig sich diese Werte in ihrem Alltag spiegeln.
Das Ungewöhnliche an Hasters‘ Buch ist, dass sie ganz sachlich über »komplexe Begriffe« wie Identität, Realität, Krise oder »Der Westen« aufklärt und dann von den politischen und gesellschaftlichen Großbaustellen immer wieder zu persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen zurückfindet. Im Prolog zu ihrem Buch wird zuerst einmal »die kleine Schraubkanne mit Kaffeepulver« auf den Herd gestellt, erst als es dann »zischt und blubbert« beginnt der Tag – und eine große Exkursion bis zum finalen Plädoyer für »eine Gesellschaft, in der Fürsorge wichtiger ist als Profit«.

Centralkomitee, Steindamm 45, 20.00 Uhr, € 17,80