Donnerstag, 22.01.2015


Literatur und Musik

„Mein Herz - Keinem!?”

Ihre Biographie hat sie mit phantastischen Legenden umgeben, Daten und Orte gefälscht und sich in märchenhafte Namen gekleidet. Else Lasker-Schüler war Jussuf, der Prinz von Theben, lebte als Tino von Bagdad, als der schwarze Schwan, als Robinson, Indianer und blauer Jaguar, sogar ihre Freunde und Weggefährten verzauberte sie: Gottfried Benn war bei ihr Giselher der Barbar, Franz Werfel nannte sie Prinz von Prag und als Ritter aus Gold erschien ihr Georg Trakl.

In Berlin, der „starken und furchtbaren Stadt“, in die sie 1894 mit ihrem ersten Mann, dem Arzt Berthold Lasker, kam, bildete sie über Jahrzehnte hinweg einen verzaubernden Mittelpunkt der Boheme, schloss Freundschaft mit George Grosz, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Paul Zech und Karl Kraus u.v.a. Doch so glanzvoll uns das Leben von Else Lasker-Schüler heute auf den ersten Blick erscheint, tatsächlich stand sie immer wieder am Rand des gesellschaftlichen Abgrunds. 1933 zwang man sie in die Emigration, in der Schweiz wurde die mittellose Dichterin und Künstlerin als Landstreicherin aufgegriffen, ihre Zeichnungen und Aquarelle wurden in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt, ihre Werke auf den Index des „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt.
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs floh sie schließlich nach Palästina, wo sie 1945 in Jerusalem starb. In ihrem letzten Gedichtband, „Das blaue Klavier“, zieht sie ihr Lebensfazit: „Ich sitze noch heute sitzengeblieben auf der untersten Bank der Schulklasse, wie einst ... Doch mit spätem versunkenem Herzen: 1000 und 2-jährig, dem Märchen über den Kopf gewachsen.“

Im Logensaal präsentiert Marion Gretchen Schmitz eine Auswahl mit Prosa und Lyrik von Else Lasker-Schüler. Volker Struß (Klavier) spielt zusammen mit Heike Schriever (Bratsche) seine eigens für diesen Abend komponierte Musik.

Veranstalter: Logensaal der Hamburger Kammerspiele. Hartungstr. 9-11, 20.15 Uhr. Eintritt: 12.-/9.- Euro.


Philosophisches Café im Literaturhaus

„Die Abenteuer des Denkens“

Was will die Philosophie? Das ist die Ausgangsfrage, die sich der Züricher Hochschullehrer Michael Hampe für sein neues Buch „Die Lehren der Philosophie“ (Suhrkamp Verlag) gestellt hat. Michael Hampe stellt fest: Sie will belehren und erziehen. Zu diesem Zweck stellt sie Behauptungen auf. Aristoteles behauptet, die Welt sei ewig, Thomas von Aquin, sie sei geschaffen worden. Descartes behauptet, es gäbe zwei, Spinoza, es gäbe nur eine Substanz. Und so weiter. Der Übergang vom Denken, Fragen und Herausfinden zum doktrinären Behaupten und Recht-haben-Wollen kann, wie man daran sieht, sehr kurz sein. Michael Hampe schreibt dazu: „Behaupten ist nur dann ein sinnvolles Projekt, wenn man erklären kann. Erklären ist aber etwas anderes, als Gefolgschaft zu Behauptungen zu organisieren. Es heißt, zu erzählen: von Prozessen der Selbsterkenntnis – von den Leben derer, denen etwas einleuchtet. In diesem Sinne sind Sophokles und Proust Philosophen. Und erziehen heißt nicht, Menschen dazu zu bringen, Neues über die Welt zu behaupten, sondern dazu, von ihr zu berichten, die Verhältnisse auf ihr zu kritisieren.“ Zum philosophischen Café im Literaturhaus stellt Michael Hampe sein Buch vor und zur Diskussion. Moderation: Reinhard Kahl.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 19.00 Uhr. Eintritt: 10.-/8.– Euro.


Lesung

Ich habe den Todesengel überlebt

Anlässlich eines Treffens mit dem Bundespräsidenten und einer Einladung zu Markus Lanz präsentiert Eva Mozes Kor, geboren 1934, ihr Buch „Ich habe den Todesengel überlebt“ in Hamburg. Die international gefragte Referentin zu den Themen Holocaust, Menschenrechte und Ethik in der Medizin wurde als Zehnjährige mit ihrer Familie nach Auschwitz verschleppt. Während die Eltern und zwei ältere Geschwister ermordet werden, geraten Eva und ihre Zwillingsschwester Miriam in die Hände des KZ-Arztes Mengele, der grausame medizinische Experimente an den Mädchen durchführt. Sein Buch „Der Fotograf von Auschwitz“ stellt Reiner Engelmann vor. Er erzählt vom Leben des Fotografen Wilhelm Brasse, der als Gefangener in Auschwitz gezwungen wurde, Fotos von anderen KZ-Insassen zu machen.

Veranstalter: Literaturzentrum, Random Haus, Patriotische Gesellschaft. Ort: Patriotische Gesellschaft, Trostbrücke 4, 20.15 Uhr. Eintritt: 5.- Euro.


Leseshow

„Gloria – Liebe, Wahnsinn und Leichen im Schuhschrank“

Würdemann, Wack, Schauer
Liefka Würdemann, Johanna Wack und Sabrina Schauer, Foto: Mathilde
Sabrina Schauer, Johanna Wack und Liefka Würdemann lesen Texte über massiv erschwerte Lebensbedingungen: Autofahrten mit Kindern, Striptease, Dates im Dunkeln, Mütter, Schwangerschaft im ÖPNV und anspruchsvolle Großstadtsingles.

Veranstalter: Mathilde Bar Ottensen. Kleine Rainstraße 11, 20.15 Uhr. Eintritt: 20.15. Eintritt: 5.- Euro.


Vortrag

„Multikulturalismus: Politisches Handeln in multiethnischen Gesellschaften und das Erbe der 1980er Jahre“

Vortrag von Sebastian Berg.

Veranstalter: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH), Beim Schlump 83, 18.30 Uhr.


Literatur in Hamburg