Donnerstag, 20.08.2015
Stadtführungs-Entertainment
„Die Wahrheit über Hohenbüttel“
Thorsten Passfeld und Sven Amtsberg, Foto: Büro für Literaturangelegenheiten (Büfl).
Doch das war nicht immer so. In den Anfangstagen sattelte auch Hamburg das Pferd Alpenromantik, und Männer in kurzen, blau-weiß gestreiften Lederhosen waren keine Seltenheit. Das Jodeln wurde hier erfunden, und der Name Alpen stammt vom gleichnamigen Ausruf der Kapitäne, der bedeuten sollte, dass alle pennen.
Im Hamburger Stadtteil Hohenbüttel sollte einmal der höchste Berg Deutschlands entstehen – ein gigantisches Hochhaus, das man mit Bergwuchs, Pappmaché und Ziegen ummanteln wollte, so dass es am Ende nicht von einem echten Berg zu unterscheiden gewesen wäre. Die ersten Sessellifte wurden bestellt, man erwog das Wappen Hamburgs in einen weißen Berg vor rotem Grund umzuändern, so wie den Namen: Hamberg sollte es heißen. Überall in der Hansestadt wurde aufgeschüttet, was das Zeug hielt. Die Hanseaten schufen ihre privaten Berge im Keller, im heimischen Wohnzimmer. Die ganze Innenstadt wurde um zehn Meter höher gelegt. Man sieht es noch heute an dem U-Bahnabschnitt zwischen Rödingsmarkt und Landungsbrücken – früher verlief die Straße auf gleichem Niveau. Doch mit steigender Höhe bekamen die ersten Hamburger Atemprobleme, verstärkt trat Blümeranz und Schwindel auf, auch außerhalb St. Paulis. Die ersten erlagen der Höhenkrankheit, so dass man schließlich das Projekt Hamburger Berglandschaft aufgab.
Heute ist das Viertel Hohenbüttel vollkommen in Vergessenheit geraten. Die Bergverkleidung baute man ab und schuf daraus den Wohlers Park, in dem noch heute an kalten Tagen das Mähen von Bergziegen durch die Sträucher dringt. Man riss die oberen Etagen des Hochhauses ab, und aus der einstigen Bergsteigerhalle wurde eine Bücherhalle.
Thorsten Passfeld und Sven Amtsberg werden nun noch einmal Bergromantik aufkommen lassen. Mit kurzen Hosen, langen Hörnern, Aalglühen und blauem Elbzian: Berg Ahoi!