Dienstag 22.11.2022


Vortrag, Lesung, Gespräch

Literarisch-feministische Begegnungen in drei Sätzen

Camille Laurens, Foto: Catherine Hélie, Editions Gallimard
Das Literaturhaus Hamburg macht einen »Aufschlag« und lädt am 22., 23. und 24. November »in drei Sätzen« zu »literarisch-feministischen Begegnungen«, bei denen sich je eine internationale und eine deutschsprachige Autorin mit ihren aktuellen Büchern die Bälle zuspielen. Im Vordergrund soll dabei nicht die Kontroverse stehen, sondern das gemeinsame Nachdenken über drängende Themen der Literatur und unserer Zeit. Muss Literatur politischer werden? Darf eine Autorin Feministin sein, sollte sie es sein? Gibt es ein »weibliches Schreiben«? Das sind einige der Fragen, die auf dem Programm stehen. Und mit dem heterogenen Team Feminismus, das da zusammenkommt, vor allem auch ein weites Feld höchst lesenswerter Literatur.

Ein Kultbuch aus Südosteuropa ist der international gefeierte Erzählband »Mein Mann« (Suhrkamp), in dem Rumena Bužarovska in elf Erzählungen Variationen des Patriachats seziert. Die 1981 in Skopje geborene, nordmazedonische Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin ist ein Shootingstar der südosteuropäischen Literaturszene. Sie trifft zum Auftakt der »literarisch-feministischen Begegnungen« auf Yael Inokai. Die 1989 in Basel geborene Schriftstellerin wurde für ihren Roman »Mahlstrom« 2018 mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet und mit ihrem neuen Roman »Ein simpler Eingriff« (Hanser) in diesem Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Mit ihrem in diesem Frühjahr erschienenen Roman »Es ist ein Mädchen« (dtv) hat sich die in Frankreich längst mit einem umfangreichen Werk etablierte Schriftstellerin Camille Laurens (23.11.) auch in Deutschland für ein breites Lesepublikum empfohlen. Sie trifft sich im Literaturhaus mit Daniela Dröscher, die in ihrem für den Deutschen Buchpreis 2022 nominierten Roman »Lügen über meine Mutter« (Kiepenheuer & Witsch) ein »Kammerspiel namens Familie« vorlegte und eine ebenso berührende wie kluge Geschichte über subtile Gewalt, aber auch über Verantwortung und Fürsorge.

Die britische Theater- und Romanautorin Deborah Levy (24.11.) hat mit ihrem Roman »Ein eigenes Haus« (Hoffmann und Campe) schließlich einige zentrale Fragen im Gepäck, die sich thematisch durch die drei Abende im Literaturhaus ziehen dürften: Wie wird und wie bleibt man die Hauptfigur des eigenen Lebens, und zwar als Frau? Bleibt die große Frage nicht immer, was das Leben wert ist? Und wann steht man eigentlich »mitten« darin? Flankiert wird sie von Simoné Goldschmidt-Lechner und einer der spannendsten Neuerscheinungen aus der Hamburger Literatur in diesem Jahr: Die Autorin, Übersetzerin und Linguistin wirft in ihrem Debütroman »Messer, Zungen« auf, was Herkunft und »Heimat« jenseits gängiger Zuschreibungen für Frauen bedeutet. In Vergangenheitsbruchstücken und Mythen findet sie eine Stimme und Geschichte für eine weibliche Identität, deren Prägungen von der Cape-Coloured-Community in Südafrika über den Atlantik bis ins Deutschland der Gegenwart reichen.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, jew. € 12,–/8,–, Streaming € 8,–, Kombiticket € 24,–/17,–/12,–





Literatur in Hamburg