Mittwoch 07.06.2023


Musikalische Lesung

»Vaterland? Ein Schiff kommt nach Hause«

In einer musikalischen Lesung mit Sofortmalerei zu den Texten präsentieren die Schauspieler Stephan Möller-Titel und Jochen Klüßendorf und die Bildkünstler Jan Helbig und Matthias Kulcke im Musikpavillon in Planten un Blomen den Roman »Das Vaterland« von Heinz Liepman.

Acht Wochen nach der Machtübernahme durch die Nazis kehrt der Ich-Erzähler von einer mehrmonatigen Seereise ins veränderte Deutschland zurück. Er beschreibt faktengetreu, was sich allein in dieser kurzen Zeitspanne alles verändert hat: Freundschaften funktionieren nicht mehr, es gibt plötzlich Unpersonen und gänzlich Recht- und Wehrlose.

Der Schriftsteller, Dramaturg, Literaturagent und Antifaschist Heinz Liepmann wurde 1905 in Osnabrück geboren und ist in Hamburg aufgewachsen. Seine bis dahin erschienenen Werke standen auf der »Schwarzen Liste« der Autor:innen, deren Bücher 1933 verbrannt und verboten wurden. Liepmann wurde im Juni 1933 im KZ Wittmoor inhaftiert, konnte allerdings kurze Zeit später fliehen und sich nach Holland absetzen. Sein Roman »Das Vaterland« erschien Ende 1933 in Amsterdam. Dort wurde in am 12. Februar 1934 wegen eines Satzes in dem Roman verhaftet, der sich auf Paul von Hindenburg und den Osthilfeskandal bezog. Man warf ihm »Beleidigung des Staatsoberhauptes eines befreundeten Staates« vor und verurteilte ihn zu einem Monat Gefängnis. Nur internationale Proteste verhinderte die Auslieferung von Heinz Liepmann nach Deutschland, er wurde nach Belgien abgeschoben, reiste weiter nach Paris und emigrierte später in die USA. Erst 1947 kam er nach Hamburg zurück.

»Hamburg liest verbrannte Bücher« in Planten un Blomen, Musikpavillon, Parkeingang Rentzelstr./Ecke Tiergartenstr., 19.00 Uhr, Eintritt frei





Literatur in Hamburg