Donnerstag, 19.07.2018
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»Grenzüberschreitungen« beim Sommerfestival
Das achtköpfige Ensemble der Malpaso Dance Company aus Kuba zeigt zur Eröffnung des Sommerfestivals eine Uraufführung, Foto: 24Hours, Bill Hebert
Eine Weltpremiere kommt zur Eröffnung des Sommerfestivals von dem Künstler Ho Tzu Nyen aus Singapur, der mit der Agenten-Story »The Mysterious Lai Teck» ein neues Stück auf die Bühne (09.08.) bringt. Parallel zur Uraufführung auf Kampnagel eröffnet Ho Tzu Nyen eine Einzelausstellung in Kooperation mit dem Kunstverein in Hamburg, die bis Anfang Oktober im Kunstverein läuft. Während Ho Tzu Nyen sich mit der komplexen Kolonialgeschichte seiner Heimatregion beschäftigt, verarbeitet der Südkoreaner Jaha Koo in einer Lecture Performance mit drei sprechenden Reiskochern, was die digitalisierte Leistungsgesellschaft mit den Menschen macht. An Grenzen zu gehen, nicht zuletzt an die eigenen physischen, gehört zur Arbeitsweise der Choreografin und Performerin Florentina Holzinger, die mit ihrem aktuellen Stück »Apollon« Georg Balanchines Ballett »Apollon Musagète« zur Reflexionsfläche für eine Auseinandersetzung mit Körperkult, Voyeurismus und Sexismus macht. (16.08.-18.08.).
Action-Theater und Bühnenhappening ganz anderer Art kommt von der Belgierin Miet Warlop: »Big bears cry too« heißt ihr neuestes Farb- und Formspektakel für Kinder ab 6 Jahren. Deutschlandpremiere ist am 23.08.
In der neuen Produktion von Rimini Protokoll, »Do’s & don’ts – Eine Fahrt nach allen Regeln der Stadt«, sitzen die Kinder nicht im Publikum, sondern stehen als Expert*innen quasi auf der Bühne. Die ist in diesem Fall die Stadt Hamburg selbst, durch deren Straßen sich das Publikum auf der Ladefläche eines LKWs bewegt und damit an einem großstädtischen Laborversuch über die Regeln der Stadt teilnimmt (an allen Festivalabenden).
Viel weiter als die Stadtgrenzen ist der Diskursradius der Festivalkonferenz »Heimatphantasien«, in der am Wochenende 18. und 19. August ein kritischer Blick auf unsere post-nationale Realität geworfen wird u.a. von Mely Kiyak, Klaus Theweleit, Isolde Charim, Diedrich Diederichsen und Havin Guneser. Nicht nur die künstlerische Arbeit von Ho Tzu Nyen steht im Kontext des Diskurses um Heimat und die Welt-Aufteilung in die heutigen Nationalstaaten, auch das neue Musiktheater-Projekt der Hamburger Band Kante zusammen mit den südafrikanischen Musikern von Khoi Khonnexion setzt sich mit dem Einfluss der Kolonialgeschichte auf die Khoisan auseinander und begibt sich auf Spurensuche in Märchen, Poetry und Folk Tales. Uraufführung ist am 23.8. mit anschließender Tour u.a. nach Zürich, München und Kapstadt.
Weitere musikalische Uraufführungen, die nach dem Sommerfestival auch international zu sehen sein werden, kommen von Pantha Du Prince, der in seinem neuesten Werk »Conference of trees« (13.08.) der Kommunikation von Bäumen nachspürt und Shara Nova (My Brightest Diamond), die in ihrem Programm »Seven deadly pearls« zusammen mit dem Aarhus Symfoniorkester klassische Musik und Pop zusammenbringt (23.08. in der Elbphilharmonie). Mit Klängen vom Saturn ist das Sun Ra Arkestra zu Gast (10.08.), John Maus stellt sein aktuelles Album vor (16.08.) und Blumfeld machen das Abschlusskonzert ihrer Tour auf Kampnagel zum Heimspiel (26.08.).
Hier gibt es das vollständige Programm des Internationalen Sommerfestivals 2018 als PDF »