Dienstag 28.06.2016


Philosphisches Café mit Harald Welzer

„Die smarte Diktatur“




Er gilt als einer der konsequentesten Vordenker unserer Zeit: Harald Welzer, Direktor von FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit in Berlin, Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg . Und er ist ein entschiedener Mahner. Mit großem Pathos warnt Welzer in „Die smarte Diktatur“ (S. Fischer) vor dem „Angriff auf unsere Freiheit“ durch die Verheißungen des Internets und die wenigen Konzerne, die sie uns immer wieder Neues versprechen, das nicht mehr so ganz neu ist und viel Geld damit verdienen. Beim Philosophischen Café wird Harald Welzer zum Thema „Im Netz – Die große Entmündigung?“sprechen und sein neues Buch „Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit“ (S. Fischer Verlag) vorstellen. Gastgeber des Abends ist Reinhard Kahl.

Man sagt vielleicht besser gleich vorab: Harald Welzer macht mit „Die smarte Diktatur“ das ganz große Fass auf, er verrührt Big Data, Klimawandel, Flüchtlingskrise, Landraub und wachsende Ungleichheit mit autobiografischen Anekdoten, einem leidenschaftlichen Appell zu mehr Verantwortung und Mündigkeit, einem polemischen Essay und ganz praktischer Lebenshilfe im Umgang mit Smartphones, Tabletts und der schönen neuen Welt des Internets. Wem an intellektueller Trennschärfe liegt, liest besser eine weniger appellative Gegenwartsdiagnose. Doch im Kern erinnert Welzer völlig zurecht, pointiert und immer wieder auch sehr unterhaltend daran, dass Freiheit kein passiver Zustand ist, sondern unser Eingreifen erfordert. „Natürlich ergibt die Kombination der Überwachungs- und Ausforschungsbedürfnisse von Geheimdiensten mit der uferlosen Datensammelwut von Unternehmen aus kommerziellen Gründen die unheilvollste Allianz, die man sich überhaupt vorstellen kann: Beides zusammen macht die einzelne Bürgerin und den einzelnen Bürger vollkommen wehrlos gegenüber den allfälligen Zugriffsmöglichkeiten auf ihr Inneres von Außen.“ Im letzten Kapitel seines Buches liefert Welzer eine Handlungsanweisung „zur Erzeugung von Systemstörungen“ in 10 Punkten, die auch als Essay im „Spiegel“ erschienen ist. Noch wichtiger ist aber seine abschließende Feststellung, dass es Freiheit eben doch nur offline gibt: „Wie überhaupt alles, was man zum Leben braucht, offline existiert, wie die Luft zum Atmen und Wasser zum Trinken (…), wie Nahrung, Kleidung. Dächer über dem Kopf.“

Literaturhaus, Schwanenwik 38 ,19.00 Uhr, 12.-/8.- Euro.





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