Mittwoch, 23.12.2015


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Mara-Cassens-Preis für Verena Boos

Für ihren ersten Roman „Blutorangen“, erschienen im Aufbau Verlag, erhält Verena Boos den mit 15.000 Euro dotierten Mara-Cassens-Preis für den ersten Roman des Literaturhauses Hamburg. Der Preis wird seit 1970 verliehen und ist der höchstdotierte Preis für einen deutschsprachigen Debütroman. Vergeben wird der Mara-Cassens-Preis von einer ehrenamtlichen Leserjury: 15 Mitglieder des Literaturhaus-Vereins haben unter 67 deutschsprachigen Romandebüts ihren Favoriten gewählt. Preisträger der letzten Jahre sind Andreas Martin Widmann (2012), Sarah Stricker (2013) und Regina Scheer (2014).

„Blutorangen« von Verena Boos erzählt auf drei Zeitebenen – 1939, 1990 und 2004 – die Verstrickungen des spanischen Franco-Regimes mit dem deutschen Nationalsozialismus und deren Nachwirkungen. 50.000 Spanier, die sogenannte »Blaue Division«, kämpften während des Zweiten Weltkriegs auf Seiten der Wehrmacht gegen die Sowjetunion. Im Mittelpunkt des Romans steht Maite, eine junge Spanierin, die 1990 aus Valencia zum Studium nach München kommt, um der Enge ihres autoritären Elternhauses zu entfliehen. Sie verliebt sich in Carlos, dessen spanischer Großvater Antonio aus einem Zug ins KZ Mauthausen fliehen konnte, von Bauern gerettet wurde und seit Jahrzehnten auf dem Münchner Großmarkt Orangen verkauft. Bei einem Familientreffen entdeckt Maite das Foto eines Wehrmachtssoldaten und erinnert sich an ein Bildnis ihres Vaters in ähnlicher Pose. Die rebellische, aber politisch recht unbedarfte Maite beginnt, Fragen zu stellen, und konfrontiert ihre beiden Familien mit der unbequemen, lange verdrängten Wahrheit. Denn es klebt Blut an den scheinbar makellosen Orangen, mit denen ihre Familie in Valencia seit Generationen handelt.
In der Jurybegründung heißt es: „Souverän komponiert, historisch detailliert und mit großem
Nachhall“, hieß es in der Jurybegründung zum Mara-Cassens-Preis, „macht sich Verena Boos an die Aufarbeitung einer kaum bekannten Episode des 20. Jahrhunderts, der Kollaboration des Franco-Regimes mit der Hitler-Diktatur. Dabei spürt man die fundierte Herangehensweise der Historikerin ebenso wie die erzählerische Kraft der Schriftstellerin. Verena Boos schafft lebendige Figuren, die verstehen wollen und wegen ihrer drängenden Suche nach Wahrheit lange im Gedächtnis bleiben.“

Die feierliche Preisverleihung findet am 7. Januar 2016 um 19.30 Uhr im Literaturhaus statt.
Die Laudatio hält der Literaturkritiker Ruthard Stäblein. Der Kulturstaatsrat Dr. Horst-Michael Pelikahn spricht ein Grußwort. Im Anschluss liest Verena Boos aus ihrem Roman.
Die Verleihung ist bereits ausgebucht!

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