Dienstag, 12.01.2010


Stefan George
Stefan George, Foto: Jacob Hilsdorf, 1910

Buchpräsentation

„Stefan Georges Nachleben“

„Jeden wahren Künstler hat einmal die Sehnsucht befallen, in einer Sprache sich auszudrücken, derer die unheilige Menge sich nie bedienen würde, oder die Worte so zu stellen, dass nur der Eingeweihte ihre hehre Bestimmung erkenne.“ Stefan George, der so sein Programm „einer Kunst für die Kunst“ verkündete, war schon als Kind nicht gefährdet, in der „unheiligen Menge“ unterzugehen, schließlich brachte er sich selbst so ziemlich alle europäischen Sprachen bei, um die jeweiligen Literaturen im Original lesen zu können, und schrieb früh seine ersten Gedichte. Ein Hang zur Selbstherrlichkeit haftete schon dem hochbegabten Kind an, und als Erwachsener stilisierte er sich gern als Hohepriester seiner eigenen Exklusivität. Er war umgeben von Bewunderern, von Jüngern seiner Kunst und wurde deshalb auch verspottet: „Er sieht abschreckend und hässlich aus wie das böse Princip, oder wie ein giftiger Pilz“, befand Ricarda Huch. Die Gedichte von Stefan George werden heute kaum noch gelesen, doch in Vergessenheit ist der deutsche Dichterfürst und Gründer des nach strengen sakral-ästhetischen Regeln funktionierenden Männerbundes „Das geheime Deutschland“ deshalb noch nicht geraten: Erst vor zwei Jahren erschien eine über 800 Seiten umfassende George-Biografie von Thomas Karlauf, die es sogar in die Bestsellerlisten schaffte. Mit der knapp 500 Seiten umfassenden Studie „Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben“ hat in diesem Herbst nun Ulrich Raulff nachgelegt. Der Direktor des Deutschen Literaturarchivs in Marbach zeichnet in seiner Studie die Wirkungsgeschichte des Dichters nach – und erzählt vom Kreis all Jener, die dem Meister nach dessen Tod verbunden waren.

Im Literaturhaus stellt Ulrich Raulff sein „Paradestück avancierter Kulturwissenschaft“ (NZZ) vor. Moderation: Michael Philipp.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.


Literatur in Hamburg