Donnerstag, 25.02.2010


Amtsberg und Passfeld
Sven Amtsberg und Thorsten Passfeld führen durch die Hafencity, Foto: Büro für Literaturangelegenheiten



Rundgang

Literarisches Stadtführungs-Entertainment

Die Hafencity, die Vorzeigebaustelle Hamburgs, sei „die Ausweitung des Erfolgskonzepts Hafenstraße“, heißt es in dieser Ankündigung des Büros für Literaturangelegenheiten mit dem vielversprechenden Titel „Die Wahrheit über die Hafencity“, ein „Bollwerk der Andersartigkeit“, ein „neu erschaffenes Monster, das mit jedem Tag größer zu werden scheint“, das „St. Pauli der Zukunft“. Das alles ist natürlich hanebüchener Unsinn, doch Sven Amtsberg und Thorsten Passfeld versprechen für ihre Stadtführung in der Hafencity ja auch kein Weiterbildungsprogramm für geschichtsinteressierte Touristen, sondern „Musik, Entertainment, Akrobatik und Literatur“. Und diesmal steht ein „Spielplatz der Erwachsenen“ auf dem Programm.

Veranstalter: BüfL – Büro für Literaturangelegenheiten. Treffpunkt: Magellan-Terrassen, 20.00 Uhr. Teilnahmebeitrag: 6.- Euro.


Lesung

Eine fast alltägliche Geschichte

Ein „erschütternd schönes Buch“ (Elke Heidenreich), „sehr anrührend, zart und hart“ (Doris Dörrie), „ein Buch, das den Leser zwingt, seine eigene Geschichte erzählend zu denken, während er die Geschichte des anderen liest“ (Cordt Schnibben), „ein erschütterndes, kenntnisreiches und vor allem ehrliches Buch“ (Roland Mischke), „anrührende Prosa“ (Joachim Feldmann) – wenn man nur die Kritiken zum erzählerischen Debüt von Georg Diez liest, könnte man vielleicht auch auf eine Liebesgeschichte tippen, was es ganz und gar nicht ist, nein, das Adjektiv „anrührend“ ist in unseren Zeiten in der Literaturkritik ein gesicherter Hinweis auf eine Krise, eine Krankheit, das Sterben, den Tod. Ob von Christoph Schlingensief oder Katrin Schmidt, Jens Petersen, Georg Diez oder Matthias Politycki, die vieldiskutierten und ausgezeichneten Bücher des vergangenen Jahres hatten ein gemeinsames Thema; und wenn man die Verlagsprogramme für das Frühjahr durchblättert, dann waren das nur Vorboten all der kleinen und größeren Krisen, die uns in diesem Jahr noch bevorstehen. Georg Diez erzählt in seinem vielgelobten Buch „Der Tod meiner Mutter“ eine fast alltägliche Geschichte über das Leben, zu dem eben auch der Abschied eines geliebten Menschen gehört. Das Abschiednehmen vollzieht sich bei ihm als Suche auf den Spuren seiner Mutter, die schwer erkrankt ist und im Sterben liegt, und nach ihm selbst, dem einzigen Sohn. Entstanden ist ein Buch, das vom Sterben und vom Tod erzählt, aber eben auch das Porträt zweier verschiedener Generationen: jener der von den Befreiungsideen der 68er geprägten Generation der Mutter und der ihrer Adidas-Kinder, die in Zeiten des Wohlstands und der Sorglosigkeit großwurden. Im Literaturhaus stellt Georg Diez sein Buch vor.

Veranstalter: Literaturzentrum. Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 7.-/4.- Euro.


Buchpräsentation

„Das hohe Lied der Liebe“

Der Schauspieler Ulrich Tukur präsentiert das von ihm herausgegebene Buch mit dem berühmten „Hohelied“ Salomos aus dem Alten Testament und dem jüdischen Tanach, zu dem seine Frau Katharina John siebenunddreißig Fotos zusammengestellt hat, die sich „auf sehr subjektive und assoziative Weise dem tiefsten aller Themen“ nähern.

Veranstalter: St. Pauli Theater. Spielbudenplatz 29-30, 20.00 Uhr.


Lesung, Vortrag und Gespräch

Einzelgänger Kafka

Es gibt kaum einen Autor der Moderne, um den sich so viele Legenden und Anekdoten ranken. Der Einzelgänger Franz Kafka, dessen Werk zu seinen Lebzeiten kaum wahrgenommen wurde, der als Beamter arbeitete und früh starb, ist prädestiniert für seltsame und abwegige Deutungsversuche. Mit seiner 2002 erschienenen monumentalen Kafka-Biografie „Die Jahre der Entscheidungen“, von der Reinhard Baumgart in einer Rezension schrieb, es sei die erste „überzeugende“, die „erste authentische, ihrem Gegenstand gewachsene Kafka-Biografie“ überhaupt, hat Reiner Stach einen nicht unumstrittenen Versuch unternommen, Kafkas Leben zu beschreiben. Die Biografie umfasst die Jahre 1910 bis 1915. 2008 erschien schließlich der Fortsetzungsband „Kafka. Die Jahre der Erkenntnis“, in dem Stach die Jahre von 1916 bis zu Kafkas Tod 1924 behandelt – eine Zeit, in der Kafkas vertraute Welt unterging, politisch ebenso wie physisch. Er war nun deutscher Jude mit tschechischem Pass, und er litt an einer Krankheit, durch die eine literarische Existenz, von der er immer geträumt hat, unmöglich geworden war. Im Jüdischen Salon stellt Reiner Stach seine Bücher über Kafka vor und erzählt von seiner Arbeit am dritten Band seiner Kafka-Biografie.

Veranstalter: Jüdischer Salon am Grindel. Grindelhof 59, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/7.50/5.- Euro.


Vortrag

„Auf der Suche nach dem Ich“

Vortrag von Dr. Martin Suhr über den französischen Philosophen Jean-Paul Sartre.

Veranstalter: Literarisches Café im Christianeum. Otto-Ernst-Str. 34, 19.30 Uhr. Eintritt frei.


„Leben im Teufelskreis“

Maria von Welser präsentiert ihr Buch über Kinderarmut in Deutschland und diskutiert mit dem Publikum.

Veranstalter: Zentralbibliothek. Hühnerposten 1, 20.00 Uhr. Eintritt: 6.-/4.- Euro.


Literatur in Hamburg