Donnerstag, 04.02.2010


Hallgrimur Helgason
Gustav & Band, Foto: Thomas Degen

Lesenacht

HAM.LIT

Zum ersten Mal findet eine „Lange Nacht junger Literatur und Musik“ in Hamburg statt und das mit einem großartigen Programm, das einen weiten Bogen von erzählerischer Literatur über experimentelle Lyrik bis hin zu Slam-Texten spannt. Zu Gast sind einige der Stars der jungen deutschsprachigen Literaturszene, darunter Tilman Rammstedt, der sicher aus seinem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichneten Roman „Der Kaiser von China“ lesen wird; Clemens Meyer, der vielleicht schon sein im Frühjahr neu erscheinendes Tagebuch „Gewalten“ im Gepäck hat; Kristof Magnusson, er liest ganz bestimmt aus seinem wunderbaren neuen Roman „Das war ich nicht“; Jan Wagner, der in diesem Februar für seine Gedichte mit dem Stipendium zum Lessing-Preis in Hamburg ausgezeichnet wird; Ann Cotton, die vielleicht schon aus ihrem im Sommer neu erscheinenden Buch „Florida-Räume“ lesen wird; Finn-Ole Heinrich, der im Dezember mit einem Förderpreis für Literatur in Hamburg ausgezeichnet worden ist und sicher seinen neuen Erzählband „Gestern war auch schon ein Tag“ vorstellen wird. Auf den drei Festival-Bühnen im Uebel & Gefährlich und bei Terrace Hill im Bunker in der Feldstraße, wo die Mega-Lesung stattfinden wird, lesen zudem: Stefan Beuse, Dalibor, Michael Ebmeyer, Daniel Falb, Patrick Findeis, Friederike von Koenigswald, Benjamin Maack, Donata Rigg, Monika Rinck, Verena Rossbacher, Ulrike Almut Sandig und Friederike Trudzinski. Und Musik gibt es natürlich auch: Nach den Lesungen verbinden Gustav & Band aus Wien die Texte mit feiner elektronischer Popmusik. Nach Lesungen und Konzert legt schließlich im Turmzimmer DJ Floschiedler Musik zum Tanzen auf.
Veranstaltet und kuratiert wird HAM.LIT von Lucy Fricke, Alexander Gumz vom Texttonlabel KOOK und Jan Lafazanoglu von Cantona Entertainment.
Ort: Uebel & Gefährlich und Terrace Hill, Feldstr. 66, 19.30 Uhr. Eintritt:
15.-/12.- Euro.


Hermann Peter Piwitt
Hermann Peter Piwitt, Foto: Wallstein Verlag

Geburtagslesung

Ein Abend für Hermann Peter Piwitt

Schon als er 1965 mit den Prosastücken „Herdenreiche Landschaften“ debütierte, rühmte „Die Zeit“ seine „Fähigkeit, unverwechselbare Episoden zu imaginieren“. Ein Schöngeist ist Hermann Peter Piwitt aber nie geworden, die „Praxis der Literatur“, schreibt er, „hat es mit unserer alltäglichen Wirklichkeit zu tun, mit deren Ursachen und voraussichtlichen Konsequenzen, soweit sie sinnlich zu vergegenwärtigen sind“. Seinem Debüt folgten u.a. die Romane „Rothschilds“ (1972), „Die Gärten im März“ (1979) und „Der Granatapfel“ (1986), die fiktive Autobiografie des Kriegs- und Frauenhelden, Dichters und Faschisten Gabriele d’Annunzio. Die „ZEIT“ bejubelte damals „einen der größten Stilisten, einen der berückendsten Erzähler der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur, dessen Sprache so leicht, so präzise ist, dass man sie nicht anders als weise nennen möchte“. Zuletzt veröffentlichte Piwitt 2006 den Roman „Jahre unter ihnen“, in dem es im wahrsten Sinn um den Wahnsinn des Lebens geht, der seine Helden am Ende, wie einst Nietzsche, ein Pferd küssen lässt. Von einem „kleinen, großartigen Buch, das viele redselige Romane junger Autoren alt aussehen lässt“, schwärmte Hans Christoph Buch in einer Kritik. Geboren wurde Hermann Peter Piwitt am 28. Januar 1935 in Wohldorf bei Hamburg, aufgewachsen ist er zwar in Frankfurt, doch schon bald zog es ihn wieder nach Hamburg, wo er noch heute als freier Schriftsteller lebt. Sein 75. Geburtstag ist für das Literaturhaus nun der willkomme Anlass, diesen großen Hamburger Autor zu feiern, zu laudieren und seine literarischen und essayistischen Arbeiten in Erinnerung zu rufen. Antreten dies zu tun, werden seine Kolleginnen und Kollegen Matthias Altenburg, Gerd Fuchs, Sabine Peters, Marie-Luise Scherer, Bruno Schrep und Joachim Kersten sowie sein Verleger Thedel von Wallmoden und sein Lektor Thorsten Ahrend. Ganz gewiss wird auch Hermann Peter Piwitt den einen oder anderen Text lesen – und „Literatur in Hamburg“ sagt: Herzlichen Glückwunsch!

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 8.-/6.- Euro.


Lesung

Hiob meets Reinhard Jirgl

Ein „Roman aus der nervösen Zeit“, wie es im Untertitel heißt, ist Reinhard Jirgls „Abtrünnig“, der an der polnischen Grenze, im Wendland und vorwiegend in Berlin spielt und von zwei namenlosen Verlorenen erzählt, die sich, nachdem sie ihr Glück verloren haben, aufmachen, um sich einen kleinen Rest an Lebensmut zu bewahren. Die Frage danach, ob das Leid in der Welt irgendeinen Sinn hat, stellt das Buch Hiob der Bibel, das sich in Auszügen als zutiefst ergreifender (An-)Klagetext lesen lässt. Jirgls Roman und das Buch Hiob verbindet, dass sie beide von Verzweiflung, Wut und Hoffnung erzählen. In einer musikalisch-literarischen Inszenierung präsentieren Andreas Lübbers, Clemens von Ramin, und Thorsten Weber, musikalisch begleitet von David Stromberg, Auszüge aus dem Gegenwartsroman „Abtrünnig“ und aus dem Buch Hiob.

Veranstalter: Katholische Akademie. Herrengraben 4, 19.00 Uhr.


Lesung und Vortrag

„Wie seine eigene Spucke schmeckt, das weiß man nicht“

Harry Rowohlt und Christian Maintz präsentieren eine Auswahl aus dem breit gefächerten Werk von Joachim Ringelnatz, einem der wenigen deutschen Klassiker der komischen Literatur. Harry Rowohlt beschreibt das Prinzip ihrer gemeinsamen Veranstaltungen so: „Ich lese komische Geschichten – und Christian Maintz erklärt den Leuten, warum sie gelacht haben.“

Veranstalter: LOLA. Lohbrügger Landstr. 8, 20.00 Uhr. Eintritt: 17.- Euro.


Lesung und Musik

„Israel hören“

Der Schauspieler Rolf Becker präsentiert eine „Reise durch die Kulturgeschichte des Heiligen Landes“, musikalisch untermalt mit Beispielen aus der traditionellen klassischen und modernen Musik.

Veranstalter: Hamburger Öffentliche Bücherhallen. Ort: Bücherhalle Dehnhaide, Wohldorfer Str. 30, 19.30 Uhr. Eintritt: 5.-/3.- Euro.


Krimilesung

„Poppenspäl“

Wimmer Wilkenloh liest aus seinem Kriminalroman.

Veranstalter: KunstRaum HosenStall. Ellmenreichstr. 28, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.


Lesung und Vortrag

„Die Kurdenfrage im Kontext des Beitritts der Türkei zur Europäischen Union“

Dr. Nebi Kesen liest aus seinem Buch und diskutiert mit dem Publikum.

Veranstalter: Werkstatt 3. Nernstweg 34, 19.00 Uhr. Eintritt: 3.- Euro.


Literatur in Hamburg