Sonntag, 03.03.2013
Gedichte zur TeaTime
„Lyrik, ready made“
"Dichte" von Hendrik Rost aus "Atemweg des Passagiers". Ein Film von: Linda Matern & Kirstin Büttner
Im Literaturhaus treffen sich zur TeaTime der Lyriker Hendrik Rost und die Autorin und Dramatikerin Dagrun Hintze, um Gedichte vorzulesen und zu performen. Hendrik Rost, 1969 in Burgsteinfurt geboren, ist ein vielfach ausgezeichneter Autor und Übersetzer, – er erhielt u.a. den Clemens-Brentano-Preis, den Dresdner Lyrikpreis und den Wolfgang Wyrauch Preis zum Literarischen März. Kennern und Liebhabern des Genres gilt er mit seinen „Gedanken-Molekülen“ (NZZ) schon seit Jahren als zentrale Stimme der Lyrik hierzulande. Im Literaturhaus wird er seinen zuletzt erschienenen Gedichtband „Der Pilot in der Libelle“ (Wallstein Verlag) vorstellen, in dem er oft ganz alltägliche Erfahrungen und Lebenszusammenhänge durch den Brennspiegel eines höchst formbewussten lyrischen Sprechens verhandelt: „Wer Recht hat“, heißt es in seinem Gedicht „Was ich noch sagen wollte“, „zeigen die Geschichten,/ die wir an Winterabenden Kindern erzählen/ von guten Verlierern und schlechten Gewinnern./ Ich sah ein Eichhörnchen, das vor einem Hund/ auf einen Baum floh. Der Hund, der nicht mehr sah,/ warum er bellte, wurde einfach still. Vergessen./ Was ich noch sagen wollte. Das halbe Jahr/ sammeln die Tierchen. Überall Verstecke. (…)“
„Lyrik, ready made“ nennt Dagrun Hintze, in freier Assoziation eines Begriffs, den Marcel Duchamp für die Bildende Kunst geprägt hat, ihre schon mehrfach in Hamburg aufgeführte Performance. Geschichten, Erinnerungen, alltägliche Erlebnisse, das sind die „ready mades“, die bei ihr als Fundstücke aus der Wirklichkeit ins Gedicht finden – und dort, mal derbe, schmutzig und direkt, mal gewohnt, geläufig und scheinbar banal, möglichst wenig von jenem blankpolierten Glanz transportieren, der sie direkt als Gedichte kenntlich machen würde. Das Erzählte soll echt wirken – so selbstverständlich wie möglich. Und genau darin liegt die große Kunst, gleich, ob Dagrun Hintze sie „auf italienischen Straßen“ findet, bei einer „Verabredung zum Abendessen“, in der „Bikinizone“ oder in den „immergleichen Gesten“, den „immergleichen Sätzen“ über die Liebe.