Dienstag, 06.08.2019


Lesung mit Simon Strauß

Streifzüge durch Rom

Simon Strauß
Simon Strauß, Foto: Musacchio-Ianniello & Pasqualini
Es ist verlässlich immer dieselbe Mischung aus Sehnsucht, Selbstfindungstrip und Heilungsprozess, die Rom bei deutschen Italienreisenden freisetzt, dafür gibt es seit Jahrhunderten Beispiele in der Literatur. Auch in »Römische Tage« (Klett Cotta) von Simon Strauß sind all die Klischees stets präsent. Und das ist auch gut so. Denn nur dadurch gelingt es dem studierten Althistoriker, der mit einer Arbeit über »Konzeptionen römischer Gesellschaft« promovierte, die ewige Stadt für die Gegenwart auszuleuchten.

Italien und Rom sind ein Topos, der sich als so breiter Trampelpfad durch die Literaturgeschichte zieht, dass, wer immer sich auch nur in seine Nähe wagt, dort mit all den Projektionsflächen konfrontiert wird, die er hinterlassen hat. Ob man es will oder nicht. »Romfahrer denken an Romfahrer«, heißt es bei Simon Strauß gleich auf der ersten Seite. So geht es auch dem jungen Protagonisten in »Römische Tage«, der sich ausgerechnet im Hochsommer für zwei Monate eine Wohnung schräg gegenüber der Casa di Goethe gemietet hat. Er leidet an Herzrhythmusstörungen, die sehr real sind, von den Ärzten aber doch nicht wirklich ernst genommen werden. 231 Jahre und acht Monate nach Goethe geht er in der ewigen Stadt jene Wege, die schon so viele vor ihm gegangen sind. Es gibt »keine Chance, in Rom der Erste« zu sein, das ist ihm bei jedem Schritt bewusst, trotzdem erinnert er sich. Der Mord an Caesar am Largo Argentina wird dabei genauso lebendig wie das Gerangel der Sonnenbrillenverkäufer auf dem Corso oder der Gestank am Tiber. Rom und der Tod, dieses »eigentliche Liebespaar« treten bei einem Krankenhausaufenthalt auf, er erlebt ausgelassene Partys und erfährt von der Vergänglichkeit der Kunst. Doch sogar als er sich verliebt und die Sehnsucht akut wird, bleibt er im römischen Simulationsmodus gefangen, in dem sich nichts klärt und noch weniger erfüllt. Was Rom ihm vor allem gibt zeigt, ist eine große Vergangenheit. Doch genau in dieser Erfahrung liegt schließlich die Katharsis, die dieser »Romfahrer« erfährt, erleichtert kehrt er heim, im Wissen um diese Stadt und ihren Kanon und »endlich wieder frei« dafür, ganz im Hier und Jetzt anzukommen.

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–


Poetry Slam

Mathildes Themenslam mit LÄNGS

Poetry Slam mit Texten von höchsten 5 Minuten Länge zu einem vorgegebenen Thema. Vorlesende zahlen keinen Eintritt, der Gewinner bekommt eine Flasche Hochprozentiges und startet beim nächsten Slam automatisch auf Platz 1.

Mathilde, Literatur & Café, Bogenstraße 5, 20.15, € 5,–

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