Donnerstag, 14.10.2010
Winter ‘45 oder die Frauen von Palmnicken, Ellert und Richter Verlag
„Winter ‘45 oder die Frauen von Palmnicken“
In einer Benefiz-Lesung zugunsten der Ärztlichen Bibliothek liest Arno Surminski aus seinem neuen Roman.Erzählt wird das Schicksal von vier jungen jüdischen Frauen aus dem Ghetto von Lodz, die im Januar 1945 auf einen Todesmarschzusammen mit vielen anderen durch das verschneite Land zur Ostseeküste getrieben und von Wachmannschaften in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar erschossen. Die Tragödie der „Frauen von Palmnicken“ war jahrzehntelang vergessen und verdrängt. Dieses Buch soll ihnen ein Denkmal der Erinnerung setzen.
Veranstalter: Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky. Vortragsraum, 1. Etage, Von-Melle-Park 3, 19.00 Uhr. Eintritt: 8.-/5.- Euro.
„Zone“
Mathias Énard spricht über "Zone" (Frz.)
„Dieses symphonisch gestaltete Werk ist eine neuzeitliche Irrfahrt durch Europa und den Nahen Osten des 20. Jahrhunderts mit seinen Kriegen, Gewaltakten und Leidensgeschichten. Und der Mensch inmitten dieser Stürme, inmitten dieser ungestümen Fluten der Geschichte und der Erinnerung mal Henker, mal Opfer“ – so formulierte es die Jury, die Mathias Énard 2008 den Candide-Preis zusprach und damit „eines der ungewöhnlichsten Werke der europäischen Gegenwartsliteratur würdigte“, wie es im Literaturhausprogramm heißt. Mathias Enard, 1972 im westfranzösischen Niort geboren, wollte mit seinem Roman nicht weniger als „ein zeitgenössisches Epos“ schreiben, wie er in einem Interview mit „Le Monde“ sagte. Das erzählt in einem Monolog aus der Perspektive des Protagonisten Francis Merkovic, der sich als assoziativer Erinnerungsstrom auf einer Zugfahrt von Mailand nach Rom entfaltet, von den Grausamkeiten des Krieges. Mal sind wir auf dem Balkan, mal in Beirut, der Erzähler springt von Ereignis zu Ereignis: vom Blutbad der christlichen Phalange in Beirut 1982 zu Mussolinis Nordafrikakrieg, vom Den Haager Kriegsverbrecherprozess zu seinem Vater, der auf französischer Seite im Algerienkrieg folterte. Mit seinem Roman „Zone“ erweist der junge Mathias Énard einem Epos über den Krieg Reverenz, das zur Gründungsakte der europäischen Literatur wurde: Homers „Ilias“. Im Gespräch mit dem in Paris lehrenden Literaturwissenschaftler und Kritiker Jürgen Ritte stellt Mathias Énard seinen Roman „Zone“ vor.