Dienstag, 26.01.2016


Lesung und Gespräch

„Literatur im Rausch – Gift oder kreatives Heilmittel?“

Jörg Böckem Foto: privat
Das studentische Seminar der Universität Hamburg „Buch braucht Bühne: Projektmanagement im Literaturbetrieb“ hat sich im aktuellen Semester intensiv mit dem Wechselspiel von Drogen und Literatur beschäftigt. In einem großen Finale des Seminars präsentieren Studentinnen und Studenten zusammen mit Markus Berger, Jörg Böckem und Leonhard Fuest im Literaturhaus nun „Literatur im Rausch“ und stellen sich die Frage: „Gift oder kretives Heilmittel?“.

Als schon seit Jahrhunderten gesicherte Erkenntnis darf gelten, dass über der gesamten Weltliteratur ein dichter Alkoholnebel wabert: Goethes Weinkonsum ist penibel notiert, E. T. A. Hoffmanns Fahne noch heute eine Beleidigung jeder feinsinnigen Nase, vom armen Trinker Joseph Roth bis zu Uwe Johnson: ihre grandiosen Werke wären ohne Alkohol gar nicht denkbar. Wenn der Nobelpreisträger Joseph Brodsky behauptete, neunzig Prozent der großen lyrischen Dichtung wäre post coitum entstanden, wissen wir es heute – dank mehrerer Studien – besser: tatsächlich hat der Alkohol – ob davor, während oder danach – den vermehrten Einsatz von treffenden Metaphern beflügelt. Von dem Philosophen Kostis Papajorgis wissen wir, dass „Alkohol die kleine Dosis Wahnsinn ist, die uns vorm Irrenhaus bewahrt“.

Heute ist Alkohol natürlich längst nicht mehr der einzige literaturtaugliche Stoff. Mit der Expertenrunde im Literaturhaus steht die gesamte Palette der Rauschmittel zur Diskussion: Markus Berger ist Autor, Macher des Online-TV-Formats „Drug Education Agency“ und Chefredakteur des Magazins „Lucy’s Rausch“. Jörg Böckem arbeitet als Autor und Journalist u.a. für den „Spiegel“. Er selbst hat als Jugendlicher Drogen genommen und war heroinabhängig. Über seine Erfahrungen hat er mehrere Bücher geschrieben, u.a. „Lass mich die Nacht überleben: Mein Leben als Journalist und Junkie“ (2004) sowie seinen aktuellen Titel „High sein. Ein Aufklärungsbuch“ (2015). Die Runde komplettiert Leonhard Fuest. Als Dozent der Uni Hamburg beschäftigt er sich mit dem Forschungsgebiet der Poetopharmazie. 2015 veröffentlichte er „Poetopharmaka. Heilmittel und Gifte der Literatur“. Ergänzt wird der Abend durch zahlreiche Texte der Literaturgeschichte rund um das Thema Drogen, Rausch und Bewusstsein, die von Studierenden vorgetragen werden.
Zum Abschluss des Abends über "Literatur im Rausch" sind schließlich wahrhaft fließende Übergänge zu erwarten. Und denen hat Günter Bruno Fuchs einst schöne Verse abgewonnen: „Langsam erhebt sich die Theke / und schwimmt mit dem großen Säufer davon. / Ach, wer da mitreisen könnte …!“

Moderation: Roland Cremerius und Kim Carlotta König

Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 8.-/4.- Euro.


Lesung

„Hamburg ist Slamburg“

Prosa & Poetry, Kunst & Karriere, Trophäen und Groupies für siegreiche Poeten, all das gibt es beim Slamburg-Slam. Lesezeit: 5 Minuten. Das Publikum kürt die besten Texte. Wie immer mit Oden, Tiraden, Special Guests und Musik von DJ Blume. Moderation: Hartmut Pospiech und Tina Uebel.

Veranstalter: Nochtspeicher. Bernhard-Nocht-Str. 69a, 20.00 Uhr. Eintritt: 5.50 Euro. (Wer vorlesen möchte, meldet sich unter www.slamburg.de an.)


Literatur in Hamburg