Dienstag, 05.06.2018
Lesung mit Miriam Meckel
Vom Kopf direkt in die Cloud
Seit Jahren beobachtet Miriam Meckel, Herausgeberin der »WirtschaftsWoche« und Professorin für Kommunikationsmanagement an der Universität St. Gallen, wie neue Technologien und das Internet unser Leben verändern. In ihrem Buch »Mein Kopf gehört mir« (Piper Verlag) unternimmt sie »Eine Reise durch die schöne neue Welt des Brainhacking«, bei der man im »Kopfbahnhof« zusteigt und über 13 Haltestellen von der »Vermessung des Gehirns« über »Pillen fürs Performen« und »Siris Verwandtschaft« zur »Endstation« gelangt. Dort angekommen, ist die Verschmelzung von Mensch und Maschine dann perfekt. Es ist eine düstere Vision, die den Homo Sapiens in seinen Grundfesten bedroht sieht.
Darüber, wie selbstbestellende Kühlschränke und selbstfahrende Autos, Apps, die Cloud und Haushaltsroboter unseren Lebensalltag verändern, ist viel geschrieben und diskutiert worden. Es geht dann darum, wer in Zukunft die Butter für uns bestellen und welche Daten die Zahnbürste für den Zahnarzt sammeln darf, es geht um Chancen und Risiken, um Datenschutz und Persönlichkeitsrechte. Dass die Digitalisierung jeden Lebensbereich betrifft, ist ein Allgemeinplatz, der gerne anhand von Beispielen aus dem Internet der Dinge diskutiert wird. Doch die Digitalisierung überwindet längst schon die scheinbar natürliche Grenze zwischen dem menschlichen Körper und der Technologie. In der Medizin sind vernetzte Systeme inzwischen Alltag, ob bei Herzschrittmachern oder Insulinpumpen. Die großen Tech-Konzerne, aber auch staatliche Programme arbeiten am nächsten Schritt, an der Schnittstelle zum Gehirn und damit am Weg direkt vom Kopf in die Cloud.
Der amerikanische Tech-Milliardär Elon Musk hat erst im vergangenen Jahr die Firma »Neuralink« gegründet, deren Ziel die Entwicklung eines Gerätes zur Kommunikation zwischen dem menschlichen Gehirn und Computern ist. Miriam Meckel sieht das Gehirn in ihrem Buch »als Eroberungszone: an der Schwelle zum Neurokapitalismus«, erklärt, »worauf nicht nur Facebook, Google & Co zusteuern« und fragt sich, was geschieht, wenn wir unser Denken auf »Autopilot laufen lassen«. Am Ende kommt die Autorin, die, angefangen bei Medikamenten bis hin zur Gehirnstimulation mit Elektroden, so ziemlich alle Optimierungsmethoden getestet hat, zu einem recht einfachen Schluss: »Menschen sind frei. Sie müssen nichts außer sterben. Also können sie entscheiden, wie sie leben wollen«. Sehr zuversichtlich, dass die Selbstoptimierung vor den Möglichkeiten des Gehirntunings zurückschreckt, darf man also nicht sein – nur etwa zwei Prozent der Menschheit leben in freien Gesellschaften.
Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr, € 12,–/8,–
Lesung und Hafenrundfahrt
»Literatur Ahoi!«
Lucy Fricke, Foto: Dagmar Morath
literatur altonale auf dem Fahrgastschiff MS Commodore, Anleger Altona, Fischmarkt, 19.30 Uhr, Eintritt nach Wunsch.
Lesung und Hafenrundfahrt
»Wie ein Arschloch das Universum neu erfand«
Florian Freistetter liest aus seinem neuen Buch über Sir Isaac Newton, der besonders durch seine Werke über Physik und Mathematik als einer der bedeutendsten Wissenschaftler aller Zeiten in die Geschichte einging, aber auch »ein Kotzbrocken« war, dessen Rivalität mit anderen Wissenschaftlern legendär ist. Der Abend wird musikalisch begleitet von Singer und Songwriter Emil Holzapfel.Slamdeck und Buchhandlung Boysen + Mauke auf der MS Tokyo, Landungsbrücken, Große Johannisstr. 19, 19.00 Uhr, € 25,– /18,–,
Anmeldung bei Anja Wenzel, E-Mail: a.wenzel@schweitzer-online.de.
Lesung mit Brit Bennett
In Oceanside ist der Teufel los
Es geht um all die Geschichten, die man sich über Nadia Turner erzählt, nachdem ihre Mutter sich das Leben genommen hat und darum, dass Nadia ihre Trauer nicht zeigen kann. Es geht um Aubrey Evans, die eines Tages im Gottesdienst auftaucht und die ganze Zeit über weint. Es geht um Luke Sheppard, den Sohn des Pastors, der in Fat Charlie‘s Seafood Shack kellnert, ein Junge mit einem feinen Lockenkopf, »Footballer-Schultern und diesem Lachen in den Augen«. Es geht um die abwesenden Mütter und immer wieder auch darum, dass »uns allen der Teufel auf den Fersen« ist, wie Mrs. Sheppard sagt.
Wenn man die »Die Mütter« von Brit Bennet aufschlägt, ist man sofort mittendrin, in diesem kleinen Kosmos der kalifornischen Gemeinde Oceanside, in den man mit dem von Robin Detje übersetzten Roman eintaucht – und erfährt von seinem Fluch und seinem Segen, Widersprüchen und Vorurteilen, seinen großen und kleinen Geheimnissen. Die erst 26-jährige Brit Bennet ist für ihr Debüt als »Wunderkind der neuesten US-Literatur« (Rowohlt Verlag) gefeiert worden, eine Verfilmung des Bestsellers von Warner Bros. ist geplant.
In Hamburg stellt Brit Bennet ihren so klugen wie berührenden Roman in einer zweisprachigen Lesung mit Sigrid Behrens vor.
literatur altonale bei cohen + dobernigg, Sternstr. 4, 20.30 Uhr, Eintritt nach Wunsch.
Vorlesung
»Von künstlerischen Praktiken und vertrackten Utopien«
Öffentliche Vorlesung von Diedrich Diederichsen im Rahmen der Ringvorlesung »1969 – Das Jahr danach«, die sich in zwölf Vorträgen »aus einer kritischen Perspektive der Geschichte und Gegenwart der globalen Protestformen, ihren Bewegungen, Beziehungsweisen, Utopien, Begierden und Wunschproduktionen widmet«.Universität Hamburg, Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Flügel West, 18.15 Uhr, Eintritt frei.
Lesung mit Bente Varlemann
»Suche: Sommer ohne Regentage«
Die Hamburger Slam-Queen Bente Varlemann und der Lübecker Songwriter Florian Künstler treffen sich für einen gemeinsamen Auftritt zur literatur altonale.Bühne altonale Festivalzentrum, Platz der Republik, 19.00 Uhr, Eintritt nach Wunsch.
Lesung
»Raus mit der Sprache«
Thorwald Proll präsentiert seine »lyrischen Knockouts 2«B-Movie, Brigittenstr. 5, 20.00 Uhr, € 7,–/3,50
Lesung
»Shared Reading«
Vor über 15 Jahren wurde das Projekt »Shared Reading« im englischen Liverpool aus der Taufe gehoben und überaus erfolgreich etabliert. Die Idee ist einfach: Gemeinsames Lesen von Geschichten und Gedichten in einer Gruppe – über alle kulturellen und sozialen und Grenzen hinweg. Ausgebildete »Facilitatoren« begleiten die »Shared-Reading-Sessions«, in denen sich die Teilnehmenden auch über das Gelesene austauschen. Zur literatur altonale lädt Carsten Sommerfeldt zu vier Sessions (Dauer jeweils ca. 90 Minuten).literatur altonale bei Via Altona, Lobuschstraße 6, 18.00 Uhr. Weitere Termine am 06., 07. und 09. Juni.
Literaturclub
»Was vom Tage übrig blieb«
Auf dem Programm des Literaturclubs im Gewerkschaftshaus mit der Literaturkritikerin Brigitte Neumann der dritte Roman „Was vom Tage übrigblieb« (1989) von Kazuo Ishiguro, für den er den „Booker Prize« erhielt und der mit Anthony Hopkins und Emma Thompson in den Hauptrollen verfilmt wurde.Im KLUB, Besenbinderhof 62, 19.30 Uhr, € 5,–
Lesung
»Wasserfrauen«
Die Journalistin und Autorin Florence Hervé stellt ihr Buch über Frauen vor, deren Leben in der einen oder anderen Weise mit »Wasser« verbunden ist: eine venezianische Gondoliera, die sich gegen männliche Vorurteile durchsetzen muss; eine Iglu-Architektin, deren Werkstoff bedroht ist, eine Stadtplanerin, eine Wasserrechtlerin, eine Betreiberin einer Wassermühle, eine Umweltwissenschaftlerin: gemeinsam ist ihnen ihr Arbeitsplatz am und mit dem Rohstoff »Wasser«.hamburger frauenbibliothek, Grindelallee 43, 19.30 Uhr, € 3,–
Poetry Slam
Poetry Slam Finale
Beim großen Finale des Kampf der Künste-Poetry Slams kämpfen geht es mit Lyrik, Prosa und viel Leidenschaft um den Jahressieg. Moderation: Michel Abdollahi.Thalia Theater, Alstertor, 20.00 Uhr, € 11,– bis 23,–
Lesebühne
»Liebe für alle«
Liebe für alle - Das Ensemble, Foto: Maren Kaschner
Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 19.30 Uhr, 5.- Euro.