Donnerstag, 12.11.2009


Sibylle Berg
David Grossman, Foto: Kalmanovitz

Buchpräsentation

„Eine Frau flieht vor einer Nachricht“

Ein „mächtiges Meisterwerk“ von einem der „größten Erzähler der Gegenwart“ verspricht das Literaturhausprogramm, „Weltliteratur“ (FAS), „wuchtig, sinnlich und wütend, leidenschaftlich und sanft“ (Die Zeit), feiert in diesem Herbst unisono die Literaturkritik mit David Grossmans neuem Roman „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“. Erzählt wird die Geschichte von Ora, die als Jugendliche während des Sechstagekrieges 1967 an einer Infektionskrankheit leidet und im Krankenhaus liegt, ebenso wie die beiden Jungs Avram und Ilan. 20 Jahre danach hat sie zwei Söhne, einen mit dem Rechtsanwalt Ilan, einen mit dem Schriftsteller Avram, und nun meldet sich ihr Sohn Ofer freiwillig für einen Militäreinsatz im Westjordanland. Ora hofft, das drohende Unglück zu bannen, indem sie Avram, der im Sechstagekrieg selbst Soldat war, von Ofers Vorhaben erzählt. Und sie flieht, weil sie das Schlimmste befürchtet, mit ihm zusammen auf eine Wanderung durch Galiläa, um unerreichbar zu sein für die grausamste aller Nachrichten: „Ihre Augen waren weit offen, aber sie sah nichts, Avram saß bei ihr, seine Finger schwebten über ihr Gesicht, berührten sie leicht. Ein leiser Wind wehte. Gerüche von Zaatar und dornigem Becherstrauch und ein warmer Hauch von Heckenkirsche erfüllten die Luft. Unter ihrem Körper der kalte Stein, der ganze Fels, so gewaltig, kompakt und unendlich. Sie dachte, wie dünn ist die Kruste der Erde.“
David Grossman stellt seinen Familienroman, der zugleich eine Geschichte Israels und seiner Politik in den letzten Jahrzehnten ist, zusammen mit der Schauspielerin Nina Petri vor. Moderation: Sigrid Löffler.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.


Lesung und Konzert

„Sag ich doch!“

Mit der Erzählerin Alexandra Kampmeier und dem Saxophonisten Karsten Glinski verspricht der monatliche Erzählabend im Goldbekhaus „liederliche Leckerbissen“ über „Lust und Leidenschaft“ und die Verführungskunst „durchtriebener Frauen“.

Veranstalter: Goldbekhaus. Moorfuhrtweg 9, 20.00 Uhr. Eintritt: 12.50/11.- Euro.


Lesung und Vortrag

„Wie seine eigene Spucke schmeckt, das weiß man nicht“

Harry Rowohlt und Christian Maintz präsentieren eine Auswahl aus dem breit gefächerten Werk von Joachim Ringelnatz, einem der wenigen deutschen Klassiker der komischen Literatur. Harry Rowohlt beschreibt das Prinzip ihrer gemeinsamen Veranstaltungen so: „Ich lese komische Geschichten – und Christian Maintz erklärt den Leuten, warum sie gelacht haben.“

Veranstalter: Stadtteilbüro Dulsberg. Ort: Kulturhof Dulsberg, Alter Teichweg 200, 20.00 Uhr. Eintritt: 14.-/12.- Euro.


Radoluestede

Literarisches Stadtführungs-Entertainment

Im wilden Hamburger Osten, wo die Rahlau und die Stellau in die Wandse fließen, in einem Ort, der als Radoluestede 1248 seine erste urkundliche Erwähnung fand, schmücken Gründerzeitvillen in so auffällig glanzvoller Pracht die Straßenzüge wie eine Muschelkernperlenkette den faltenreichen Hals einer greisen Königin. An dieses idyllische Filetstück, das wir als Alt-Rahlstedt kennen, schmiegen sich seit den 1960er und 1970er Jahren auf „Kuhkoppeln“ entstandene Plattenbauten, die uns als Signaturen einer Gesellschaft erscheinen könnten, in der „kapitalistische Produktionsweise herrschet“. Tatsächlich „herrschet“ in Rahlstedt der soziale Wohnungsbau, und der hier zitierte Karl Marx, ein fehlbarer Mensch wie wir alle, konnte kaum wissen, dass schlimme Wohnwaben nicht von der „Produktionsweise“ einer Gesellschaft abhängen, sondern vom Geschmack ihrer Architekten und also vom vorherrschenden Zeitgeist. Doch genug des Philosophierens, dass Rahlstedt heute, trotz städtebaulicher Sünden, so etwas wie eine Insel der Seeligen ist, verdankt das Quartier, wie wir alle wissen, einem Dichter, um den man die Rahlstedter in ganz Hamburg beneidet: Detlev von Liliencron. Unter seiner Führung wurde in Rahlstedt einst der Aufstand der Dänen niedergerungen. Bis heute eint der Dichter deshalb die Rahlstedter in großem Stolz, alljährlich feiern sie zu seinen Ehren im Rahlstedter Park das Liliencronfest. In alten Trachten und mit gezwirbelten Bärten, wie Liliencron einst einen trug, lärmen sie, ob arm oder reich, dann gemeinsam durch die Straßen und rezitieren seine Verse: „Du gingst zur Seite mir, und Hand in Hand, so standen endlich wir am lichten Rand“. Die ganze Wahrheit über den lichten Rand Hamburgs in Rahlstedt erfährt man von den Autoren Alexander Posch und Sven Amtsberg, die zum „literarischen Stadtführungs-Entertainment“ einladen.

Veranstalter: BüfL – Büro für Literaturangelegenheiten. Treffpunkt: Helmut-Steidl-Platz, an der Linde, 20.00 Uhr. Teilnahmebeitrag: 5.- Euro.


Buchpräsentation

„Ihr tausendfaches Weh und Ach“

Hellmuth Karasek liest aus seinem neuen Buch.

Veranstalter: Buchhandlung Heymann. Ort: Stadtbücherei Wedel, Rosengarten 6, 19.30 Uhr.


6. Hamburger Märchentage

„Warum die Spinnen in der Ecke sitzen“ und „Warum die Schildkröte einen genarbten Panzer hat“

Im Rahmen der 6. Hamburger Märchentage liest der Schauspieler Wolf Frass afrikanische Märchen für Kinder von 9 bis 13 Jahren.

Veranstalter: Dr. E.A. Langner-Stiftung. Ort: Literarisches Café im Christianeum, Otto-Ernst-Str. 34, 18.00 Uhr. Eintritt frei.


Lesung

„Toter Salon vol. 91“

Zu Gast bei Gerhard Henschel und Richard Christian Kähler ist Marcus Weimer, der versprochen hat, eine haarsträubende „Rattelschneck“-Bildershow zu präsentieren.

Veranstalter: Fleetstreet. Admiralitätsstraße 71, 20.30 Uhr.



Literatur in Hamburg