Dienstag, 03.11.2009


Der große Schlaf
Raymond Chandler, Der große Schlaf, Digenes Verlag

3. Hamburger Krimifestival

Erinnerung an Philip Marlowe

Den so melancholischen wie moralischen Privatdetektiv Philip Marlowe kennen auch hartgesottene Verweigerer des Krimi-Genres: Der Ermittler des 1888 in Chicago geborenen Raymond Thornton Chandler ist ein lässig auftretender Herr mit Manieren, stets gut gekleidet, mitfühlend und doch ein großer Spötter. In seinem ersten Marlowe-Krimi „Der große Schlaf“, stellt Chandler seinen Detektiv gleich zu Anfang so vor: „Ich trug meinen kobaltblauen Anzug mit dunkelblauem Hemd, Schlips und Brusttaschentuch, schwarze Sportschuhe und schwarze Wollsocken mit dunkelblauem Muster. Ich war scharf rasiert, sauber und nüchtern – egal nun, ob‘s einer merkte. Ich war haarscharf das Bild vom gut gekleideten Privatdetektiv. Ich wurde von vier Millionen Dollar erwartet.“ Gegen ein gutes Glas Whisky hat dieser Marlowe, der in sieben Krimis die Hauptrolle spielte und besonders durch Humphrey Bogart zur Leinwandlegende wurde, dennoch selten mal was einzuwenden. Heute ist der beinharte Einzelgänger das Modell für einen Typus des Ermittlers, der uns in wohl (fast) jedem zweiten Krimi begegnet. Die geschliffenen Dialoge von Chandler, der vor 50 Jahren starb, sind dennoch unerreicht. Der Diogenes Verlag hat die sieben Marlowe-Krimis, darunter Klassiker wie „Der große Schlaf“, „Die Tote im See“ und „Der lange Abschied“, soeben neu aufgelegt – und das Literaturhaus präsentiert im Rahmen des Krimifestivals einen hochkarätigen Chandler-Abend: Werner Morlang wird durch Leben und Werk von Raymond Chandler führen, ausgewählte Textpassagen liest der Schauspieler Stephan Benson. Morlang war Leiter des Zürcher Robert Walser Archivs und Mitherausgeber von Walsers mikrographischem Nachlass. Für die „Neue Zürcher Sonntagszeitung“ erinnerte er vor kurzem an Raymond Chandlers Werk und beschrieb dessen Faszination: „Scharfzüngig-witzige Rhetorik kennzeichnet durchwegs Chandlers Erzählkunst. Der Plot, die Handlungsdramaturgie, die Überführung der Täter machen weniger den Reiz seiner Bücher aus als vielmehr das atmosphärische Klima, die Charakterdarstellung und insbesondere die geschliffenen Dialoge. Chandler verfügte über eine ungemein bewegliche, vitale, von Slang durchsetzte Sprache. 'To keep language alive' lautete seine Devise.“

Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.- Euro.


3. Hamburger Krimifestival

Gefahr aus dem Netz“

Die schwedische Bestsellerautorin Helene Tursten präsentiert im Rahmen des Krimifestivals ihren jüngsten Kriminalroman „Das Brandhaus“. Den deutschen Text liest Sabine Postel. Moderation: Dagmar Mißfeldt.

Ort: Buchhandlung Heymann, Eppendorfer Landstr. 77, 20.30 Uhr. Eintritt: 10.- Euro.


NDR-Hörspiel im Planetarium

„Roman eines Schicksalslosen“

Auf dem Programm der Reihe steht die Hörspielfassung mit Imre Kertész’ „Roman eines Schicksalslosen“ die Geschichte eines Budapester Jungen den man 1944 aus einem Bus holt und nach Auschwitz verschleppt. Das Werk von Imre Kertész wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Nobelpreis für Literatur.

Veranstalter: Planetarium. Hindenburgstr. 1 b, 19.30 Uhr. 8.-/5.- Euro.


Heimatabend

„A40 – Geschichten von hier“

Frank Goosen präsentiert Geschichten von Kohle und Tauben, rollenden Bällen und ruhenden Wassern aus einer Gegend, in der Fußball mehr ist als ein Sport und in der die Luft längst wieder sauber ist, obwohl es andernorts niemand glauben will. Ein Heimatabend „in Vorwärtsverteidigung“ des Ruhrgebiets, wie es in der Ankündigung heißt.

Veranstalter: Polittbüro. Steindamm 45, 20.00 Uhr. Eintritt: 15.-/10.- Euro.


Poetry-Slam

”Geister”

Unter dem Motto „Geister“ präsentieren beim Poetry-Slam im „Mathilde“ Autorinnen und Autoren in höchstens 5 Minuten Lesezeit einen eigenen Text. Der Publikumssieger darf sich über einen Luxus-Frühstücksgutschein für zwei Personen freuen. Auf die Bühne können nur 10 Autoren. Wer lesen möchte, sollte früh da sein oder sich anmelden.

Veranstalter: Mathilde – Literatur und Café. Bogenstr. 5, 20.15 Uhr. Eintritt: 4.- Euro. (Für Vorlesende frei.)


Lesung

Ich lebe, ich bin“

Gitte Iffland liest aus ihrem Buch.

Veranstalter: Heinrich Heine Buchhandlung. Grindelallee 26-28, 20.00 Uhr.


Literatur in Hamburg