Donnerstag, 03.05.2018
Lesung mit Paolo Cognetti
Der Schnee vergangener Winter
Paolo Cognetti, Foto: Roberta Roberto
In den Wäldern und auf den Weiden, die es bis hinauf in zweitausend Meter Höhe gibt, fühlt sich die Mutter zu Hause, für den Vater sind sie dagegen nur der Zugang zum Hochgebirge, er liebt die Geröllfelder auf über 3000 Meter Höhe und die Gletscher. Nur dort, erklärt er seinem Sohn
Pietro, der uns seine Geschichte erzählt, findet er den Schnee vergangener Winter und mit ihm die Erinnerung an ein Ereignis, das sein Leben prägte. In Grana, einem kleinen Bergdorf im Val d’Aosta, hat die Familie sich einen Sommersitz eingerichtet. Während der Vater sich in Mailand, wo die Familie im siebten Stock an einer Hauptstraße lebt, in einen unerträglichen Choleriker verwandelt, ist er in den Bergen wie ausgewechselt. Gesprächig und stets auf dem Sprung zu ausgedehnten Wanderungen mit seinem Sohn. In dem gleichaltrigen Bruno, dem Sohn einer Bergbauernfamilie, findet Pietro zudem einen Freund, mit dem er durch die Wildnis streift. In ihrer Jugend verlieren sie sich dann aus den Augen, Bruno arbeitet als
Maurer, Pietro bricht ein naturwissenschaftliches Studium ab und wird Dokumentarfilmer. Als sein Vater plötzlich stirbt, hat er seit Jahren kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Sein Erbe ist ein Grundstück an einem See, es liegt oberhalb von Grana in den Bergen. Dort findet Pietro seinen Freund Bruno wieder, und für beide beginnt die Suche nach einem sinnvollen Leben. Was sie dabei verbindet, sind die Berge. Und die schmerzhafte Erfahrung, dass das Hochgebirge schon seit Jahrzehnten ein von Tourismus und vom Klimawandel gezeichneter Naturraum ist. Es ist eine Welt, in der die Abgründe gleich neben den Bergflanken liegen, eine Welt, in der das Erhabene direkt an jene Unerbittlichkeit anschließt, die dazu zwingt, die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Bruno und Pietro durchlaufen in Paolo Cognettis »Acht Berge« eine harte Schule des Realismus, in der es auf den Weg ankommt und nicht auf das Ziel, ganz besonders dort oben in den Bergen, wo jeder Schritt zählt.
Italienisches Kulturinstitut, St. Pauli Kirche und DVA Verlag in der St. Pauli Kirche, Pinnasberg 80, 19.00 Uhr, Eintritt frei, Anmeldung per E-Mail an events@iic-hamburg.de
Lesung und Gespräch
»Alles digital, alles gut?«
Zoë Beck und Marc Elsberg, die in ihren Romanen »Die Lieferantin« und »Black out« beide realistische Szenarien einer überdigitalisierten Welt aufwerfen, lesen aus ihren Büchern.Moderation und Gespräch: Rainer Moritz.
Körber-Stiftung und Literaturhaus im KörberForum, Kehrwieder 12, 19.00 Uhr, Eintritt frei. Um Anmeldung unter www.koerber-stiftung.de wird gebeten.
Lesung
»AHAB No. 16«
Hendrik Rost, Katrin Seddig, Charlotte Richter-Peill und Stephanie Töwe lesen ihre Beiträge aus dem Hamburger Literaturjahrbuch »Ziegel«. Moderation: Lubi Barre, Jonis Hartmann und Sascha Preiß.Seemannsmission, Große Elbstr. 132, 20.00 Uhr, € 6,–, für Seeleute frei.
Lesung mit Anja Kampmann
Das frühe Blau des Tages
Anja Kampmann, Foto: Juliane Henrich
Die Ocean Monarch hat über Jahre in der Nordsee ihren Dienst getan, jetzt liegt die Ölbohrinsel im Atlantik vor der marokkanischen Küste, ein »Halbschwimmer, ein Koloss«, ein Unort in einer stürmischen Nacht. Der Wind und der Seegang sind so stark und unberechenbar, dass die Nachtschicht von Waclaw abgebrochen wird. Er teilt sich seit sechs Jahren eine Kabine und sein Leben mit Mátyás, einem Ungar, der die Gabe hat, die langen Wochen auf See in einer »kindlichen Art« lachend zu überstehen. In dieser Nacht ist er nicht da, obwohl in wenigen Stunden seine Schicht beginnt, und er im Bett liegen müsste. Erst am Morgen, nachdem der Sturm sich gelegt hat und nur noch ein paar Wolken über das frühe Blau des Tages ziehen, beginnt Waclaw nach Mátyás zu suchen.
Doch er bleibt verschwunden. Waclaw wird mit einem Helikopter von der Plattform an Land gebracht. Und jetzt? Er verbringt einige Zeit in einem Zimmer, das er zusammen mit Mátyás in Tanger angemietet hat, unfähig sich zu etwas zu entschließen. Dann packt er die wenigen persönlichen Sachen von Mátyás und macht sich auf die Reise.
Anja Kampmann erzählt in »Wie hoch die Wasser steigen« in einer hochpoetischen Sprache vom Leben und den Erlebnissen der beiden Ölbohrarbeiter in einer Arbeitswelt, für die es keine Entsprechung gibt. Und von dem Versuch Waclaws, ihr zu entrinnen, um sich ein neues Leben aufzubauen, irgendwo, wohin niemand ihm folgt.
In der Buchhandlung Felix Jud stellt Anja Kampmann ihren Roman vor.
Buchhandlung Felix Jud, Neuer Wall 13, 19.00 Uhr, € 10,–
Um Anmeldung unter Tel.: 040-343485 oder per E-Mail an kontakt@felix-jud.de wird gebeten.
Lesung
»Gestern waren wir doch noch jung«
Michael Jürgs liest aus seinem neuen Buch, einer »Liebeserklärung an aufregende Zeiten«Ros e.V. im Ledigenheim, Rehhoffstr. 1–3, 19.00 Uhr. Um eine Spende zugunsten des Projekts »Das Ledigenheim erhalten!« wird gebeten.
Lesebühne
»Randale und Liebe«
Lesebühne mit Fabian Navarro, Bente Varlemann, Hinnerk Köhn und David Friedrich.kukuun, Spielbudenplatz 22, 20.00 Uhr, ab € 8.05