Dienstag 24.05.2016


Lesung mit Jakob Hein

Friedrich Benders sagenhafte Karriere




Wow. Da startet einer durch. Und zwar so richtig. Schelmenromane gibt es in der deutschen Literatur eher selten, doch „Kaltes Wasser“ von Jakob Hein ist ein Paradebeispiel für einen wunderbaren Roman darüber, wie einer mit List und Phantasie, mit Lug und Trug durchs Leben kommt. Er heißt Friedrich Bender, dieser Schelm, ist in der DDR aufgewachsen und schon deshalb jede Menge Übung darin, sich die Welt zurecht zu fabulieren, bis sie irgendwie passend ist. Schöner jedenfalls, besser und am Ende auch irgendwie gut. Zum Yachtclub stellt Jakob Hein „Kaltes Wasser“ vor. Es moderieren die Skipperinnen Friederike Moldenhauer & Tina Uebel.

Sein „Leben begann als statistische Ausnahme“, erklärt er gleich zu Anfang, und das geht dann so weiter, denn schon als ganz junger Held zeigt dieser Friedrich die ungewöhnliche Fähigkeit zu besonders phantasievollen Erfindungen. Schwimmen kann er schon als Kindergartenkind, vielmehr lernt er in diesem zarten Alter, dass sich bei ihm mit der Behauptung, auch wenn sie dem Können vorauseilt, bald alles irgendwie richtig fügt. Mit charmanten Schwindeleien, Glück und Verstand kommt er durch die Jugend und sogar zu einer Freundin aus Bristol, die von ihren Eltern angeblich in ein ostdeutsches Ferienlager geschickt wurde. Friedrich wird zum Star unter seinen Mitschülern, obwohl es die Punklady gar nicht gibt. Und so geht es weiter: Während seine Eltern und Freunde nach der Wende in Schockstarre verfallen, findet er sich schnell im Kapitalismus zurecht und macht eine wahrlich sagenhafte Karriere. Dumm nur, dass so ein Ostler nie so richtig aus seiner Haut findet. Zu guter Letzt bleibt er bei der Wahrheit und bekommt dafür endlich seinen Traumjob – in einem Schwimmbad in Schweden.

Nochtspeicher, Clemens-Nocht-Str. 69a, 20.00 Uhr, 9.- Euro





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