120 Schriftsteller, Künstler und Musiker sind in diesem April in Hamburg bei den Vattenfall Lesetagen zu Gast, sie kommen aus 14 Ländern und präsentieren in über 100 Veranstaltungen, wie die Ankündigung verspricht, „Vagabundierendes aus Europa, Verschwiegenes aus Argentinien, Grausames aus Syrien, Spinnertes aus Finnland, Schräges aus Norwegen, Waldiges aus den USA“. Vorgelesen wird traditionell allerorten in der Stadt, ob im Ohnsorg-Theater und im Erika-Haus, im Amerikazentrum und im Planetarium, im Tropen-Aquarium oder in der Flussschifferkirche. Besondere Programmpunkte des Festivals sind das Nachdenken über unsere gesellschaftliche Situation, aber auch das „Mensch-Sein“ und damit die Frage danach, was eigentlich „normal“ ist. Traditionell werden die Lesetage mit einer Veranstaltung für Kinder eröffnet: Bettina Göschl, Klaus-Peter Wolf und Ritter Dagobert laden ins Ohnsorg-Theater zu einem „Ritterfest“ und zum „Drachentanz“. Für große Leute finden zur Eröffnung gleich mehrere hochkarätige Lesungen statt. In der Printausgabe von „Literatur in Hamburg“ kann das Programm nur auszugsweise vorgestellt werden.
Träumen tun wir davon vermutlich alle immer mal wieder, aber was, wenn wir es dann auch täten, einfach nochmal von vorn anfangen, die Chuzpe dazu hätten, den Bettel hinzuschmeißen und nix wie los in ein anderes Leben gingen. Judith Kuckart hat sich für ihren neuen Roman genau das zum Ausgangspunkt genommen: Vera geht an ihrem 46. Geburtstag zum Schwimmen. Zu Hause warten ihr Mann, ihr Sohn und ihre Freunde, um gemeinsam zu feiern. Da findet sie im Schwimmbad den Ausweis einer anderen Frau und haut ab, nach London, wo sie sich mehr erhofft, als ihr bisheriges Leben ihr bieten konnte. Am selben Tag feiert Friedrich Wünsche die Wiedereröffnung seines Warenhauses. Er hat es geerbt und hegt große Träume. Was wäre ein besserer Ort für Utopien als das „Haus Wünsche“? Judith Kuckart erkundet mit ihrem Roman das, was passiert, wenn wir uns für die Utopie entschieden haben, wenn wir uns ganz der Zukunft zugewandt haben. Ist ein besseres Leben möglich? Und ist man nach dem Neuanfang ein anderer oder doch nur um eine Lebenslüge reicher? Judith Kuckart liest im Stilwerk aus ihrem neuen Roman. Moderation: Antje Flemming.
Ort: Stilwerk, Große Elbstr. 68, 19.00 Uhr. Eintritt: 7.- Euro. Karten unter www.vattenfall.de »
Vattenfall Lesetage
„Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz“
Jordi Punti, Foto: DK
Als ein „erstaunliches Buch“ (El Mundo) wurde in Spanien der neue Roman von Jordi Punti gefeiert und für den „spannenden Plot, die rigorose Komposition und die reiche Sprache“ gelobt. Punti, der 1967 bei Barcelona geboren wurde und auch als Journalist und Übersetzer u.a. von Paul Auster arbeitet, debütierte 1998 mit einem Erzählband, er gilt als eine der interessantesten Stimmen der katalanischen Gegenwartsliteratur. In seinem mehrfach ausgezeichneten Roman erzählt er die Geschichte von Gabriel, der jahrelang mit seinem Möbelwagen kreuz und quer durch Europa fährt. Doch eines Tages ist der charmante Lebenskünstler aus Barcelona dann auf einmal verschwunden, und es kommt ans Licht, dass er in vier verschiedenen Ländern Frau und Sohn hat. Jordi Punti präsentiert seinen Roman zusammen mit Michael Ebmeyer, der den deutschen Text lesen wird.
Klaus-Peter Wolf liest aus seinem neuen Fall für die Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen, die sprachlos ist, als sie das ganze Ausmaß erkennt, mit dem der Täter zu Werke ging. Mithilfe eines Metalldrahtes hat er den Körper eines Mädchens nachgeformt und darüber die Haut gespannt. Wie bei einem Fliegengitter, nur viel stabiler und beweglich. Dann hat er sein Werk im Moor versenkt. Wer tut so etwas? Und vor allem: Wer kann so etwas? Während das Team in Aurich ersten Hinweisen nachgeht, wird in Norddeich ein Kind entführt. Und bald darauf verschwindet ein zweites. Sucht der Moormörder nach weiteren Opfern?
Aris Fioretos liest aus seinem neuen Roman, der im Untertitel „Ein Buch über einen Vater“ heißt und eine Hommage an einen geliebten Menschen ist, dessen Leben von einem Geheimnis geprägt war. Moderation: Maike Albath.
Ort: Nachtasyl im Thalia Theater, Alstertor, 19.00 Uhr. Eintritt: 7.- Euro. Karten unter www.vattenfall.de »
Dieter Graumann, Foto: Das Portrait, Frankfurt
Vattenfall Lesetage
„Nachgeboren - vorbelastet? Die Zukunft des Judentums in Deutschland"
Dieter Graumann ist der erste Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, der den Naziterror nicht persönlich erlebt hat. Die jüdische Identität will er nicht allein von Formeln wie „Shoa plus Antisemitismus“ abgeleitet wissen, er plädiert mit seinem Buch „Nachgeboren – Vorbelastet?“ für einen Mentalitätswechsel und für ein plurales und lebendiges Judentum in Deutschland: „Es wird seine besonderen Fundamente kennen, sich aber nicht nur selbst bespiegeln, sondern sich kommunikativ, initiativ und kreativ an allen gesellschaftlichen Debatten beteiligen.“ Dieter Graumann stellt sein Buch im Erika-Haus vor. Moderation: Rachel Salamander.
Ort: Erika-Haus, Universitätsklinikum Eppendorf Haus W 29, Martinistraße 52, 19.00 Uhr. Eintritt: 7.- Euro. Karten unter www.vattenfall.de »
Vattenfall Lesetage
„Eine Himmelsreise“
Marcus Hernig präsentiert sein Buch „China in sechs Gängen“, das zwar ein Kochbuch ist, aber auch eine Kulturreise in den kulinarischen Alltag des Reichs der Mitte bietet. Moderation: Matthias Göritz.
Tatsächlich konnte nie geklärt werden, ob die Sopranistin Teresa Stolz, die in vielen Erstaufführungen von Guiseppe Verdis Werken mitwirkte, eine Muse des berühmten Komponisten war oder ob sie eine Liebesbeziehung mit ihm hatte. Die Autorin Lea Singer erzählt in ihrem Roman „Verdis letzte Versuchung“ nun von einer dramatischen Dreiecksbeziehung zwischen Verdi, seiner Frau Giuseppina und Teresa Stolz, die bald schon Anlass für Klatsch und Tratsch ist, aber auch ein bewegendes menschliches Abenteuer. Lea Singer stellt ihren Roman bei „LandsEnd“ vor, musikalisch begleitet von Katharina Spielmann (Sopran) und Kerstin Wolf (Klavier).
Der amerikanische Schriftsteller Edward Kelsey Moore präsentiert zusammen mit Regina Lemnitz sein Romandebüt über die drei Freundinnen Odette, Clarice und Barbara Jean, die seit vielen Jahren miteinander durch dick und dünn gehen. Moderation: Regula Venske.
Ort: Amerikazentrum Hamburg, Am Sandtorkai 48, 19.00 Uhr. Eintritt: 7.- Euro. Karten unter www.vattenfall.de »
HEW-Lesetage
„Selbstportrait mit Schusswaffe“
Thomas Fritz liest aus seinem im letzten Herbst im Merlin Verlag neu erschienenen Roman, der „die ganze schöne Misere einer Jugend in der DDR erzählt“, wie Eugen Ruge schrieb, „von der Ost-West-Liebesgeschichte bis zum unfreiwilligen Dienst an der Staatsgrenze“.
„Der Kriminalroman ist die große Literatur des 20. Jahrhunderts. Leider.“
Dominique Manotti, Foto: Les Petits Gestes Opale
Die französische Historikerin und Krimi-Autorin Dominique Manotti liest aus ihren Krimis „Das schwarze Korps“ und „Die ehrenwerte Gesellschaft“. Manotti gilt als eine der weltweit führenden Krimiautorinnen der Gegenwart. Über ihren zuletzt erschienenen Krimi „Letzte Schicht“ urteilte Denis Scheck für „Deutschlandradio“: „Der mit großem Abstand beste politische Krimi des Jahres (…) absolut nobelpreiswürdig (…). So etwas Intensives habe ich lange nicht gelesen." Ein Gespräch mit der Autorin über Kriminalromane führen Iris Konopik und Theo Bruns. Moderation: Jorinde Reznikoff.
Viola Roggenkamp liest aus einem bisher unveröffentlichten Roman über „tägliche Herausforderungen in einer fremden Welt, über äußere und innere Einsamkeit und über Hühner in Indien“.
Ort: CVJM, An der Alster 40, 20.00 Uhr. Eintritt: 7.- Euro.
HEW-Lesetage
„Die Frau in den Quecksilberschuhen“
Hedwig Sarrazin-Strohm präsentiert einen Salon-Abend mit Texten und Briefen über Ottilie von Goethe, die Schwiegertochter des „Dichterfürsten“, die in Weimar Mittelpunkt eines großen internationalen Gäste- und Verehrerkreises war.
Claus Peter Ortlieb präsentiert das im Horlemann-Verlag neu erschienene Buch mit „Grundrissen zu einer Transformation der Kritik der politischen Ökonomie“ des marxistischen Philosophen Robert Kurz, der im letzten Sommer im Alter von 68 Jahren gestorben ist.
Ort: Centro Sociale, Sternstraße 2, 19.00 Uhr.
HEW-Lesetage
„Asiatische Deutsche. Vietnamesische Diaspora and Beyond“
Der Kultur- und Politikwissenschaftler Dr. Kien Nghi Ha präsentiert sein Sachbuch.
Martin Beyer liest aus dem neu erschienenen Band seiner Krimigeschichten.
Ort: Filmraum, Müggenkampstraße 43, 20.00 Uhr.
Stadtführungs-Entertainment
„Die Wahrheit über Hamburg-Altstadt“
Alexander Posch und Sven Amtsberg treffen sich auf einen Zwutsch am Rathaus, machen zusammen mit ihrem Publikum die Altstadt unsicher und erzählen frei von der Leber weg, was ihnen gerade so in den Sinn kommt.
Veranstalter: Büro für Literaturangelegenheiten (Büfl). Treffpunkt: Rathausmarkt, 20.00 Uhr. Eintritt: 5.- Euro (kein Vorverkauf, Tickets gibt es nur am Abend der Veranstaltung!)
Lesung
„Rossbreiten“
Florian Naujoks liest aus seinem neuen Roman.
Veranstalter: Buchladen Männerschwarm. Lange Reihe 102, 20.15 Uhr. Eintritt frei.
Lesebühne
„Die Feuerbrüder“
Viktor Hacker, Armin Sengbusch, Carsten Pape und ihr Stargast „Der Tagträumer“ präsentieren „Wortakrobatik“ in allerbester Unterhaltungsqualität.
