Dienstag, 09.04.2013


Lesung mit David Wagner

„Leben“

David Wagner
David Wagner, Foto: Kadi Fast
Vor wenigen Wochen ist David Wagner für sein neues Buch „Leben“ mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet worden, und wenn sich sonst auch mal eine kritische Stimme unter all das Lob mischt, mit dem ein Autor dann gesegnet wird, in diesem Fall waren tatsächlich alle einverstanden: „David Wagner berührt die ganz großen Fragen“, hieß es in der „taz“. „Was heißt es, auf der Welt zu sein? Was ist das Leben?“ Mit seinem Buch hat David Wagner jedoch zuerst einmal das Protokoll einer schweren Krankheit vorgelegt, das mit „Blut“ beginnt. Da kommt ein Mann nach Hause, er isst noch etwas Apfelmus, spürt ein Kratzen im Hals, geht ins Badezimmer und spuckt Blut in die Wanne. Viel Blut. Der Erzähler weiß, was das für ihn heißt. Die Situation ist lebensbedrohlich, er ruft einen Krankenwagen, die Pfleger wundern sich noch über den guten Zustand des Patienten, ganz gelassen befragt ihn unterwegs der Notarzt, bis das Blut „mit solcher Gewalt“ aus ihm herausschießt, dass nichts mehr geht. Es ist „eine Szene wie in einem Splatterfilm“, über die der Erzähler normalerweise „lachen könnte“, wie er anmerkt, nur dass es sich hier um kein „Kunstblut“ handelt. Tatsächlich sind die Krampfadern der Speiseröhre geplatzt, der Patient überlebt gerade noch einmal so. Entstanden ist die Schädigung der Speiseröhre durch eine Fehlfunktion der Leber. Schon als Jugendlicher ist sie durch eine Autoimmunkrankheit so geschädigt wie bei einem schweren Alkoholiker, eine Lebertransplantation langfristig die einzige Möglichkeit weiterzuleben. Und davon zu lesen, soll nun irgendeinen Mehrwert haben, außer jenem, dass einem das alles unglaublich leid tut? Ausgerechnet Mitleid lässt David Wagner in seinem Buch erst gar nicht aufkommen. Er erzählt mit einer großen Portion Galgenhumor davon, wie das ist, wenn man sich damit abfinden muss, stets an der Grenze zu leben, wenn das Bett zum Raumschiff wird, das Krankenhaus zu einem sehr eigenen Kosmos aus Geschichten und Schicksalen immerzu wechselnder Bettnachbarn, endlos sich wiederholender Arzt- und Schwesternbesuche und langer Wartezeiten im Ungewissen. Und als es dann endlich „passiert“ und er „die Leber eines anderen Menschen“ im Bauch hat, geht es mit den Fragen danach, was das Leben eigentlich ist und ausmacht, erst so richtig los. Was ist das Ich, was authentisch, wenn man durch das Organ eines Fremden lebt? David Wagner hat ein lebenskluges Buch über einen existentiellen Drahtseilakt geschrieben. Und er erzählt mit stilistischer Brillanz vom Lieben und Sterben, von der Verantwortung und vom Glück des Lebens, das der Derwisch bekanntlich eine Reise nennt. Im Literaturhaus stellt David Wagner sein Buch vor. Moderation: Jörg Magenau.

Veranstalter: Literaturhaus, Katholische Akademie Hamburg. Ort: 
Literaturhaus, Schwanenwik  38, 19.30  Uhr. Eintritt: 10.-/8.-  Euro.


Lesung mit Günter Kunert

„Tröstliche Katastrophen“




Günter Kunert, er gilt als einer der bedeutendsten Lyriker der deutschen Literatur in den letzten Jahrzehnten, hat seine Essays von 1999 bis 2011 in einem neuen Buch vorgelegt: „Tröstliche Katastrophen“ ist der Titel, erschienen im Hanser Verlag. Für krisengeplagte Zeitgenossen, so verspricht es der Klappentext, hält das Buch „einen starken Trost bereit“: Es kann alles immer noch schlimmer kommen. Im Jahr 1963 - Kunert lebte damals noch in der DDR - erschien sein erster Gedichtband bei Hanser. Ein halbes Jahrhundert später konstatiert er nun: Ein neues Jahrtausend ändert noch gar nichts, im Gegenteil. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich auf, die Welt noch schneller zu ruinieren, mit wissenschaftlichem und ökonomischem Fortschritt, mit großen Worten, um die schlechte Welt schönzureden. In der Freien Akademie stellt Günter Kunert sein Buch über die Fallstricke von Politik und Liebe, Fortschritt und Untergang vor.

Veranstalter: Freie Akademie, Hamburger Autorenvereinigung. Ort: Freie Akademie der Künste, Klosterwall 23, 19.00 Uhr. Eintritt: 10.-/7.- Euro.


Lesung

„Dichter und Denker, Spinner und Banker“

Philip Oltermann liest aus seinem „geistreichen und erhellenden Ritt durch das Auf und Ab der deutsch-englischen Beziehungsgeschichte“, wie die „Sunday Times“ befand.

Veranstalter: Mathilde Literatur & Café. Bogenstr.  5, 20.15  Uhr. Eintritt: 5.-/4.-  Euro.


Lesung

„Klaviatur des Todes“

Der Rechtsmediziner Michael Tsokos, er ist Forensiker und Leiter der Rechtsmedizin an der Charité in Berlin, liest aus seinem Buch über ungeklärte Todesfälle.

Veranstalter: Buchhandlung Heymann. Eppendorfer Landstr.  77, 20.30  Uhr. Eintritt: 12.-  Euro.


Lesung

„Literatur im Nedderfeld“

Jochen Missfeldt liest aus seinem im Hanser Verlag erschienenen Buch „Du graue Stadt am Meer. Der Dichter Theodor Storm in seinem Jahrhundert.“

Veranstalter: Maren und Rolf Eigenwald, Nedderfeld 2, Halstenbek, 20.00 Uhr. Eintritt: 8.- Euro.


Literatur in Hamburg