Samstag, 28.08.2021


Auf den Spuren von Wolfgang Borchert

»Zwischen grünen Kirchturmsmützen«

Wolfgang Borchert
Wolfgang Borchert 1940, Foto: Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky
Inmitten der »grünhelmigen Türme und grauroten Dächer« von Wolfgang Borcherts Hamburg, an der großen Elbe und am »Alsterteich« lädt der Literaturjournalist Jürgen Abel zu einer Entdeckungsreise mit dem Fahrrad. Die etwa zwölf Kilometer lange Strecke beginnt am Altonaer Fischmarkt, führt an der Elbe entlang in die HafenCity, über St. Katharinen und die Innenstadt zu den Hamburger Kammerspielen und dort an der Außenalster entlang zum Hamburger Literaturhaus. Unterwegs trägt die radelnde Rezitatorin Anna Magdalena Bössen aus dem Werk von Wolfgang Borchert vor. Die literarische Fahrradtour wird ungefähr drei Stunden dauern.

➝ Treffpunkt: Fischmarkt, Parkplatz vor der Fischauktionshalle, 15.00 bis 18.00 Uhr, € 15,–, Vorverkauf: https://shop.reservix.de/


Lesung

»Pack das Leben bei den Haaren«

Wolfgang Borchert war ein Moralist und Warner, aber er war auch ein leidenschaftlicher, lebenslustiger junger Mann, der den Jazz, die Frauen, romantische Gedichte und die Bühne liebte. Stefan Gwildis präsentiert sein »Best of Borchert«-Programm.

➝ St. Pauli Theater, Spielbudenplatz 29-30, 19.00 Uhr, € 39,90/33,90, Tickets gibt es auf www.st-pauli-theater.de


03.08.2021 | Literatur in Hamburg
450 Zukunftsstipendien ausgeschrieben

Jetzt bewerben!

Um die Arbeit an Vorhaben im künstlerischen und literarischen Bereich zu fördern, vergibt die Behörde für Kultur und Medien in Zusammenarbeit mit der Hamburgischen Kulturstiftung für 2021 einmalig 450 Hamburger Zukunftsstipendien mit einem Gesamtvolumen von 2,7 Millionen Euro. Für Bildende Künstler*innen stehen 350, für Literaturschaffende 100 Stipendien zur Verfügung, die mit je 6.000 Euro dotiert sind.

Bewerben können sich freiberuflich tätige Künstler:innen, Autor:innen, Literaturübersetzer:innen und Comic-Zeichner:innen mit einem aktuellen Projekt. Die künstlerische Arbeit muss nachweislich professionell ausgerichtet sein und den Mittelpunkt der beruflichen Tätigkeit darstellen. Die Bewerber:innen müssen ihren Hauptwohnsitz in Hamburg haben.

Bewerbungsschluss: 31. August, 18.00 Uhr

Ausschreibung, Merkblatt »Häufig gestellte Fragen«, Online-Bewerbung hier: kulturstiftung-hh.de

10.06.2021 | Literatur in Hamburg
Mathias Enards neuer Roman »Das Jahresbankett der Totengräber«

Der unaufhaltsame Lauf der Dinge

Mathias Enard
Mathias Enard, Foto: Pierre_Marquès
Mit dem inneren Monolog eines Kriegsveteranen aus dem Jugoslawienkrieg, der sich in einem einzigen Satz über sagenhafte 500 Seiten erstreckt, wurde der französische Schriftsteller Mathias Enard 2008 international bekannt. Auf »Zone«, so heißt der Roman, folgte »Kompass«, eine leidenschaftliche Beschwörung der jahrhundertelangen Passion des Westens für die orientalische Kultur. Für den Roman erhielt er in Frankreich den Prix Goncourt, und in der deutschen Literaturkritik wurde über einen Klassiker gejubelt. In diesem Sommer ist nun »Das Jahresbankett der Totengräber« (Hanser) in der deutschen Übersetzung von Holger Fock und Sabine Müller erschienen, ein Dorfroman »für die wilden Denker«, wie es in der Widmung heißt. Es ist erneut ein höchst kunstvoll erzähltes Meisterwerk.

13.05.2021 | Literatur in Hamburg
Judith Hermanns Roman »Daheim«

Vom Glück der Veränderung

Judith Hermann
Judith Hermann, Foto: Andreas Labes
Wo und in welcher Welt sind wir da eigentlich? In der Gegenwart, in der Zukunft? So deutlich ist und wird das nicht. Es gibt eine nicht näher beschriebene Bedrohung, die scheinbar alles und ausnahmslos jeden bestimmt. Es regnet nicht. Oft ist es heiß. Dennoch spielt dieser Roman in einer Idylle, in der sich die Sehnsucht auf geheimnisvolle Weise erfüllt und das, obwohl die Liebe so fragil und verloren bleibt. Ein Zwischenreich, kein Zuhause und keine Fremde, das ist der Ort, an dem Judith Hermann das Figurenensemble ihres neuen Romans zusammenruft. Und sie alle sind an diesem Ort irgendwie »Daheim« (S. Fischer).

04.05.2021 | Literatur in Hamburg
Helga Schuberts Erzählband »Vom Aufstehen«

Eine andere Zuflucht

Helga Schubert
Helga Schubert, Foto: Renate von Mangold
1980 war Helga Schubert schon einmal eingeladen, doch damals durfte sie nicht aus der DDR ausreisen und verpasste den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt. 40 Jahre später hat die 1940 in Berlin geborene Schriftstellerin dann noch einmal eine Chance erhalten – und wurde prompt mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis 2020 ausgezeichnet. In diesem Frühjahr ist der Gewinnertext nun in einem Sammelband mit 29 Erzählungen erschienen: »Vom Aufstehen. Ein Leben in Geschichten« (DTV).

06.04.2021 | Literatur in Hamburg
Das Hamburger Jahrbuch für Literatur ZIEGEL #17

Vom Glück unendlicher Weiten

Hamburger Jahrbuch für Literatur
Das Hamburger Jahrbuch für Literatur ZIEGEL #17, Foto: Timo Ruppel
Während die Welt im vergangenen Jahr abrupt ins Stocken geraten und noch immer weit davon entfernt ist, wieder in einen Normalmodus zurück zu finden, ist das Hamburger Jahrbuch für Literatur ZIEGEL ganz unerschrocken aufgebrochen: Mit dem Credo »Wir sind Astronauten« hat sich die in diesem April neu erschienene 17. Ausgabe der im deutschsprachigen Raum einmaligen Anthologie aufgemacht, um Zukunftsräume zu erkunden. Und das Weltall war dafür gerade noch groß genug. Es geht schließlich vor allem um die Träume, die uns umtreiben, um unsere Vorstellungen von der Welt und dabei dann natürlich um außergewöhnliche Tiere, um die Gespenster unserer Zeit, um stille Beobachtungen von Menschen, die manchmal wie Aliens erscheinen, aber auch um die kleinen Dinge, also das, was stets noch in die Westentasche passt.

01.04.2021 | Literatur in Hamburg
Steffen Kopetzkys neuer Roman »Monschau«

Katastrophenbild mit Hoffnungsschimmer

Steffen Kopetzky
Foto: Steffen Kopetzky, Foto: Marc Reimann
Die Verknüpfung von präzise recherchierten historischen Themen mit stets durch einen Anflug von Ironie gebrochenen fiktiven Geschichten ist das Markenzeichen der Romane von Steffen Kopetzky. In seinem vielgelobten Abenteuerroman »Risiko« (2015) folgte er einer legendären Geheimexpedition des Deutschen Reichs an den Hindukusch, im Zentrum seines zuletzt erschienenen Romans »Propaganda« (2020) steht eine der größten Katastrophen im Zweiten Weltkrieg, die Schlacht im Hürtgenwald. Ganz in der Nähe des Kriegsschauplatzes spielt nun nicht ganz zwei Jahrzehnte später sein neuer Roman »Monschau« (Rowohlt). Er erzählt von einem Ereignis, das ebenfalls weltweites Aufsehen erregte.

29.03.2021 | Literatur in Hamburg
Thea Dorns Briefroman

Sechs Fenster zum Trost

Thea Dorn
Thea Dorn, Foto: Peter Rigaud
Bekannt wurde Thea Dorn vor allem als Moderatorin von Literatursendungen im Fernsehen, sie ist Gastgeberin der ZDF-Sendung »Das Literarische Quartett«, hat aber auch schon mit großem Erfolg Krimis, Sachbücher und Fernsehfilme geschrieben und ist zudem eine gewitzte Philosophin. In ihrem neuen Briefroman »Trost« (Penguin) stellt sie sich jenen Fragen, die uns derzeit alle mehr oder weniger umtreiben: Was hilft jetzt noch? Was lässt uns hoffen? Und wo finden wir Zuversicht und Zuwendung?

19.03.2021 | Literatur in Hamburg
Simon Urbans Roman »Wie alles begann und wer dabei umkam«

Alles, was recht ist

Simon Urban
Foto: Simon Urban, Foto: Tara Wolff
Seinen ersten Prozess strengt der Held dieses Romans schon im zarten Alter von 13 Jahren an. Als Ankläger, Anwalt und Richter in Personalunion inszeniert er ein Verfahren gegen seine tyrannische Großmutter. Sie wird wegen mehrfachen Mordversuchs und bei Feststellung der besonderen Schwere der Schuld zum Tode verurteilt. Bei diesem Auftakt von Simon Urbans »Wie alles begann und wer dabei umkam« (Kiepenheuer & Witsch) schmunzelt man noch über die Gewitztheit und die Phantasie des Ich-Erzählers. Doch ganz so leicht kommen die Leser*innen dieses virtuosen Schelmenromans nicht davon, denn es geht um alles, was Recht ist – und damit auch um die ganz praktische Frage nach der angemessenen Rache.

Simone Buchholz´ neuer Krimi »River Clyde«

Mit Chastity in Glasgow

Simone Buchholz
Foto: Simone Buchholz, Foto: Gerald von Foris
Mit »Revolverherz« ging es los, das war 2009, es gab eine Sturmwarnung, während die Staatsanwältin Chastity Riley zum Auftakt den Tatort an der Elbe inspizierte. In diesem Frühjahr hat Simone Buchholz nun den neunten Fall für ihre Ermittlerin vorgelegt, die in dem Ruf steht »Deutschlands härteste, schnoddrigste Krimiheldin« (»Die Welt«) zu sein. Sie hat in einem Familienclan ermittelt und in der Welt der Verlagshäuser und Kaderschmieden, zuletzt ist es in »Hotel Cartagena« dann im Drogenmilieu so dick gekommen, dass Chastity einfach raus musste. In Glasgow begegnen wir ihr wieder, am »River Clyde« (Suhrkamp), während in St. Pauli eine »monströse Scheiße« passiert.

28.02.2021 | Literatur in Hamburg
Norbert Gstreins neuer Roman »Der zweite Jakob«

»Sag ihnen, wer du bist«

Norbert Gstrein
Foto: Norbert Gstrein, Foto: Oliver Wolf
Er ist einer der großen Erzähler der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Alfred-Döblin-Preis und dem Uwe-Johnson-Preis. Nach seinen zuletzt erschienenen Romanen »Die kommenden Jahre«, der Geschichte eines Klimaforschers, und »Als ich jung war«, für den er den Österreichischen Buchpreis 2019 erhielt, erzählt Norbert Gstrein in »Der zweite Jakob« (Hanser Verlag) nun die Geschichte eines Schauspielers. Der ist prominent, erfolgreich, ein verdienter Bürger, und gerät kurz vor seinem 60. Geburtstag dennoch mit allem ins Schlingern, was da bisher war und noch kommen soll.

07.02.2021 | Literatur in Hamburg
T.C. Boyles neuer Roman »Sprich mit mir«

Ein Sechstklässler auf Steroiden

T.C. Boyle
T.C. Boyle, Foto: Jamieson Fry
Haben Affen einen Gott, denken sie über den Tod nach und erhoffen sie sich Erlösung? Das sind einige der Fragen, die T.C. Boyle in seinem furiosen neuen Roman »Sprich mit mir!« (Hanser) aufwirft. Nach »Die Terranauten« (2017), einer bitterbösen Persiflage des Versuchs, eine autarke »Biosphäre« zu erschaffen, und »Das Licht« (2019), das von den Experimenten mit bewusstseinserweiternden Drogen des Hippie-Gurus und Harvard-Professors Timothy Leary erzählt, ist T.C. Boyle erneut auf der Spur einer wissenschaftlichen Untersuchung. Es geht um das Bewusstsein von Tieren, genau genommen um einen Schimpansen, der wie einige seiner Artgenossen in den 1970er- und 80er-Jahren in einer menschlichen Familie ohne Kontakt zu seinen Artgenossen aufwächst. T.C. Boyle stellt seinen Roman am 16. Februar in einer Online-Lesung auf Zoom vor.

05.02.2021 | Literatur in Hamburg
Literatur im Podcast
01.02.2021 | Literatur in Hamburg
Mirko Bonnés neuen Roman »Seeland Schneeland«

Im Inneren eines Traums

Elsa Koester
Mirko Bonné, Foto: Bogenberger, Autorenfotos.com
Schon seit seinem Debüt ist das Reisen ein wiederkehrendes Motiv der Romane von Mirko Bonné, doch nie hat er ein so spektakuläres Abenteuer erzählt wie in seinem 2006 erschienenen Roman »Der eiskalte Himmel«. Mit seinem neuen Roman »Seeland Schneeland« legt er nun eine Fortsetzung der Helden- und Lebensreise des Schiffsjungen Merce Blackboro von Shackletons gescheiterter Antarktis-Expedition vor. Der ist noch einmal mit einem Schiffsunglück in Schnee und Eis konfrontiert – und mit großen Lebensfragen, denn um eine fiktionalisierte Katastrophen-Chronik geht es hier nicht, sondern um das Scheitern und das, worauf es wirklich ankommt.

30.01.2021 | Literatur in Hamburg
Elsa Koesters Romandebüt »Couscous mit Zimt«

»Schwarzfuß, wieso heißt das so?«

Elsa Koester
Foto: Susanne Schleyer
In ihrem Romandebüt »Couscous mit Zimt« (Frankfurter Verlagsanstalt) erzählt Elsa Koester die Geschichte der schon klassischen europäischen Sehnsucht nach einer verlorenen Heimat aus der in Deutschland ungewöhnlichen Perspektive der Kolonialgeschichte Frankreichs. Wie sich diese Sehnsucht über Generationen in eine Familiengeschichte einschreibt und auch in der Gegenwart fortwirkt, obwohl sie kaum noch fassbar zu sein scheint, zeigt dieser Roman anhand von drei starken Frauenfiguren.


20.12.2020 | Literatur in Hamburg
Marcel Beyers »Dämonenräumdienst«

Nachricht von der linken Schulter

»Ich sage: Wer Lyrik schreibt, ist verrückt, / wer sie für wahr nimmt, wird es.« So heißt es in dem Gedicht »Hochseil« von Peter Rühmkorf, der seine Kollegen zudem »in höchsten Höhen« herumturnen sah, »selbstredend und selbstreimend / von einem Individuum / aus nichts als Worten träumend«. Ganz so ernst hat Rühmkorf das zwar nicht gemeint, und er hätte sicher auch Joseph Brodsky zugestimmt, der sagte, dass Gedichte »den höchstmöglichen Maßstab für jedes sprachliche Unterfangen« bilden. Dennoch gilt fürs Gedichtelesen und –schreiben wie fürs Verrücktsein zweifellos, dass es ein Minderheitenprogramm ist. Kaum einer beherrscht es so gut wie Marcel Beyer. Es ist eine einzige Eloge, mit der sein neuer Gedichtband »Dämonenräumdienst« (Suhrkamp Verlag) in den letzten Monaten in der Literaturkritik gefeiert wurde.