Lesung
„Im Stein“
Clemens Meyer, Foto: Gaby Gerster
Schon mit seinem ersten Roman „Als wir träumten“ wurde Clemens Meyer 2006 mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. 2008 erhielt er dann für seinen Erzählband „Die Nacht, die Lichter“ u.a. den Preis der Leipziger Buchmesse. Die Literaturkritik hat Meyer von seinem Debüt an als „ganz Großen“ (Elmar Krekeler) gefeiert und gleichzeitig als schreibenden Underdog stilisiert, weil der 1977 in Halle geborene Schriftsteller, der am Deutschen Literaturinstitut studierte, von Heimatlosen erzählt und von Träumern, die nicht auf der Sonnenseite der Wohlstandsgesellschaft leben. In diesem Herbst ist nun mit „Im Stein“ der zweite Roman von Clemens Meyer erschienen. Er spielt in einer ziemlich großen Stadt in der mitteldeutschen Tiefebene. Zu DDR-Zeiten gab es geheime Pläne, sie abzubaggern, weil sie auf Braunkohleflözen steht, die das marode Ländchen so bitter nötig hatte. Nach der Wende kamen die Investoren, manche seriös, viele windig, die Stadt wurde Messestandort und erlebte einen erstaunlichen Aufschwung. Doch all die Meriten dieser Stadt, die blankpolierten Gründerzeitfassaden interessieren den Schriftsteller Clemens Meyer nicht, er hebt einen vielstimmigen Gesang der Nacht an: Prostituierte, Engel und Geschäftsmänner kämpfen um Geld und Macht und ihre Träume. Eine junge Frau steht am Fenster, schaut in den Abendhimmel, im Januar laufen die Geschäfte nicht, die Gedanken tanzen ihn ihrem Kopf. „Der Pferdemann“, der alte Jockey, sucht seine Tochter. „Der Bielefelder“ rollt mit neuen Geschäftskonzepten den Markt auf, investiert in Clubs und Eroscenter. „AK 47“ liegt angeschossen auf dem Asphalt. Sie alle bevölkern diese Stadt bei Nacht, und doch hat man das Gefühl, dass sie nur die Vorhölle erleben, während das wahre Grauen sich erst formiert, wenn die Sonne aufgeht. Clemens Meyer liest auf der Cap San Diego aus seinem Roman. Moderation: Antje Flemming.
Veranstalter: Harbour Front Literaturfestival.Ort: Cap San Diego, Überseebrücke, 21.00 Uhr. Eintritt: 13.-/11.- Euro. Kartenvorbestellungen unter harbour-front.org.
Lesung
„Ein Schweizer Weltautor“
Urs Widmer, Foto: Regine Mosimann
„Ein junger Autor, ein beginnender, muss sich für die Form interessieren,“ hat Urs Widmer in einem Interview für die Literaturzeitschrift Torso unlängst gesagt, „wenn ich aber einen Sechzigjährigen sehe, der immer noch nur aus Methode besteht, dann bin ich misstrauisch. Denn das Was, das zum Wie gehört, sollte sich mit wachsender Lebenserfahrung schon einstellen.“ An Urs Widmers Werk kann man das gut nachvollziehen, er hat sein Debüt 1968 vorgelegt, eine Erzählung mit dem Titel „Alois“, in der er sich den Trivialmythen der Moderne widmete. Triviale Handlungsmuster der klassischen Abenteuer- und Reisegeschichte hat er in seinen vielen Romanen und Erzählungen auch später immer wieder aufgegriffen, aber in den letzten Jahren dann auch eine Trilogie vorgelegt, in der er die Geschichte seines Vaters und seiner Mutter mit der Nachkriegsgeschichte der Schweiz verbindet. Dass er in dieser Trilogie selbst dann schon auch mal als Zwerg auftaucht oder mit Toten durchs Leben und mit Lebenden durch den Tod geht, ist erklärte Methode dieses Schriftstellers, der einerseits „Fiktion“ schreiben, aber auch „möglichst viel gesellschaftliche Wirklichkeit spürbar werden lassen“ will. Ein Konzept, das bei ihm aufgeht und vermutlich viel dazu beigetragen hat, dass er heute nicht nur einer der erfolgreichsten, sondern auch der renommiertesten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ist, „ein Schweizer Weltautor in der Nachfolge von Frisch und Dürrenmatt“, wie es in „Die Welt“ hieß. Beim Harbour Front Literaturfestival liest Urs Widmer aus seiner Autobiographie „Reise an den Rand des Universums“, es erzählt eine vorwiegend ganz persönliche Geschichte aus den für die Weltgeschichte so entscheidenden Jahren 1938-1968.
Veranstalter: Harbour Front Literaturfestival. Ort: St. Katharinen, Katharinenkirchhof 1, 19.00 Uhr. Eintritt: 14.- Euro. Kartenvorbestellungen unter harbour-front.org.
Lesung
„Unter Einfluss“
Zwei Menschen stoßen in Buenos Aires zusammen. Und zwar so, dass es kracht. Nicht nur Brillen und Nasenbeine gehen entzwei, auch Lebensentwürfe. Tonia und Cecilio, denen dieses Missgeschick widerfährt, wandern fortan gemeinsam mit großer Geschwindigkeit durch die Stadt, ohne dass sich die Beobachter dieser seltsamen Beziehung einen Reim darauf machen könnten. Er, der Künstler, begreift diese Spaziergänge als Meisterwerke, während das Hinterherlaufen für sie, Tochter einer Galeristin und hypergebildete Stubenhockerin, die Möglichkeit birgt, sich endlich selbst abhanden zu kommen. Und so ist sie denn auch plötzlich verschwunden, während die Hinterbliebenen, Mutter, Freundinnen, über den Hinterlassenschaften rätseln. Die in Argentinien gefeierte Autorin María Sonia Cristoff präsentiert ihren Großstadtroman „Unter Einfluss“ zusammen mit Milena Karas, die aus der deutschen Übersetzung lesen wird. Moderation: Michi Strausfeld.
Veranstalter: Harbour Front Literaturfestival. Ort: Instituto Cervantes im Chilehaus. Fischertwiete 1, Eingang B, 20.00 Uhr. Eintritt: 14.- Euro. Kartenvorbestellungen unter harbour-front.org.
Lesung
„Im Schatten des Weltkriegs“
Alexander Korb präsentiert sein Buch über „Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-1945“.
Veranstalter: Harbour Front Literaturfestival. Ort: Gruner+Jahr Pressehaus, Am Baumwall 11, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.- Euro.
Lesung
„Zerbrochenes Glas“
Die Académie française hat ihn für sein Gesamtwerk mit dem Grand prix de littérature ausgezeichnet und es ist nicht der einzige Preis, den Alain Mabanckou, 1966 in der Republik Kongo geboren, erhalten hat. In seinem neuesten Roman „Zerbrochenes Glas“ erzählt Alain Mabanckou, der heute in Paris und Los Angeles lebt, mit irrlichterndem Humor über eine fiktive Bar in Brazzaville, die „Angeschrieben wird nicht“ heißt. Der Autor erzählt die Geschichten der Stammgäste: Wie Frauen sich für andere als für ihre Ehemänner entscheiden, wie die Männer hinter der Bar um die Wette pinkeln, wie sie J. D. Salinger lesen und darüber nachdenken, was im Winter in kalten Ländern mit den Enten auf den Teichen passiert, und wieso in der Bibel alle Engel weiß sind. Die Times: „Dieser Roman strotzt nur so vor Energie und literarischem Erfindungsgeist.“ Alain Mabanckou liest bei Gruner + Jahr aus seinem Roman. Moderation: Angela Spizig.
Veranstalter: Harbour Front Literaturfestival. Ort: Gruner+Jahr Pressehaus, Am Baumwall 11, 20.00 Uhr. Eintritt: 14.- Euro. Kartenvorbestellungen unter harbour-front.org.
Lesung
Debütantensalon
Acht literarische Debüts präsentiert das Harbour Front Festival wieder bei einem „Debütantenball“. Aus über 50 Einsendungen wurden die Debüts ausgewählt, die nun in Zweiergruppen vorgestellt werden – und sich gleichzeitig um den mit 10.000 Euro dotierten Klaus-Michael-Kühne-Preis bewerben. Zu Gast beim dritten Debütantensalon sind: Der in Stuttgart geborene und in Wien lebende Fabian Oppolzer und das norddeutsche Autorenpaar Astrid Dehe und Achim Engstler mit dem Roman „Auflaufend Wasser“. Moderation: Jürgen Deppe.
Veranstalter: Harbour Front Literaturfestival. Ort: Nochtspeicher, Berhard-Nocht-Str. 69a, 19.00 Uhr. Eintritt: 10.- Euro.
Lesung
„Rotwild“
Kerstin Danielsson & Roman Voosen lesen aus ihrem neuen Kriminalroman.
Veranstalter: Harbour Front Literaturfestival. Ort: MS Bleichen. Abfahrt: 19.15 Uhr ab Landungsbrücken 10 (Maritime Circle Line), Rückfahrt um ca. 22.00 Uhr. Eintritt: 14.- Euro.
Lesung
„Die Zukunft der Medien“
Mit seinem im letzten Herbst in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ erschienenen Artikel „Das heilige Versprechen“ hat der „FAZ“-Herausgeber Frank Schirrmacher eine höchst kontrovers geführte Debatte über die neuen Online-Medien und den Journalismus angestoßen. „Wer einfach nur sagt, Verlage (und sie sind nur ein Symbol) hätten ihre Chance im Netz verschnarcht, kann genau das Gleiche über all die sagen, die von Anfang in ihm zu Hause waren“, argumentiert Schirrmacher und fragt: "Wo ist der neue Pulitzer, Augstein, Suhrkamp? Wer hat profitiert? Wo gibt es das Blogger-, Startup-, Nachrichten- oder Kommunikationsmodell, das auch nur ansatzweise funktioniert?" Die durchaus ernüchternde Analyse läuft am Ende auf die Prognose hinaus, dass eine Gesellschaft ohne guten Journalismus nicht überleben kann. Stefan Winterbauer wollte für das Online-Portal „meedia“ in Schirrmachers Text allerdings nicht mehr als das „Gejammer“ eines Zeitungsmachers erkennen, Thomas Knüwer ging für den Medienblog „Indiskretion Ehrensache“ noch weiter und outete den Text als „heiliges Gebrechen“. Kontroverse Reaktionen hat Frank Schirrmacher mit seinen Essays und Büchern allerdings schon oft provoziert. Das wird sicher auch bei seinem Vortrag über „Die Zukunft der Medien“ so sein, den er im Rahmen des Vortragszyklus „Zukunft denken“ im Planetarium vor- und zur Diskussion stellen wird.
Veranstalter: Udo Keller Stiftung Forum Humanum, Planetarium. Ort: Planetarium, Hindenburgstr. 1b, 19.00 Uhr. Eintritt: 9.50/6..- Euro.
Lesung
„Enchanted World of Eerie Despondency“
Rona Walter liest aus ihrem neuen Roman.
Veranstalter: Mathilde – Literatur und Café. Bogenstr. 5, 20.15. Eintritt: 5.- Euro.
Lesung
„Märchen am Abend“
Angelika Rischer und andere Märchenerzählerinnen erzählen Märchen für Erwachsene.
Veranstalter: Märchenforum Hamburg e.V. Ort: Bürgerhaus Barmbek, Lorichsstr. 28 A, 19.30 Uhr. Eintritt: 4.-/3.- Euro.
Lesung
„Jägerschlacht“
Offener Poetry Slam. Lesezeit: 5 Minuten. Lesen kann, wer sich kurz vor der Veranstaltung in die Leseliste eintragen lässt.
Veranstalter: Kampf der Künste. Ort: Grüner Jäger, Neuer Pferdemarkt 36, 20.30 Uhr. Eintritt: 4.- Euro.