Dienstag, 23.03.2010


Wiebke Lorenz
Wiebke Lorenz, Foto: Iris Terzka

Buchpremiere

„Allerliebste Schwester“

Unter dem Pseudonym Anne Hertz hat die Hamburger Autorin Wiebke Lorenz zusammen mit ihrer Schwester schon mehrere Bestseller vorgelegt, und so ganz ohne ihre Schwester kommt auch ihr neuer Roman nicht aus, denn der erzählt das Psychodrama der „Rivalität zweier Schwestern“. Wiebke Lorenz bewegt sich mit ihrem Stoff, wie man vermuten darf, also in einem Terrain, das sie bestens kennt. Ansonsten aber erzählt sie eine Fiktion, die ihren Ausgangspunkt in einer Tragödie nimmt: Marlene, die Zwillingsschwester von Eva, hat sich umgebracht. Eva weiß nicht warum, sie weiß nur, dass sie nicht ans Telefon ging, als Marlene versuchte, sie zu erreichen. Nach diesem Unglück nimmt Evas Leben eine von vielen als ungeheuerlich empfundene Wendung: Sie heiratet den Witwer ihrer Schwester. Als sich die Menschen in ihrer Umgebung an das Arrangement gewöhnt haben, erleidet Eva eine Totgeburt, die ihr selbst wie eine Strafe für die Beziehung zu dem ehemaligen Mann ihrer Schwester erscheint. Eines Tages lernt sie in der Buchhandlung, in der sie arbeitet, schließlich einen Mann kennen, der auch ihre Schwester gekannt hat. Auf sonderbare Weise fühlt sie sich zu diesem Unbekannten hingezogen und glaubt, dass er ihr helfen kann, das Rätsel um Marlenes Tod zu lösen. In der Buchhandlung Stories! stellt Wiebke Lorenz ihren Roman „Allerliebste Schwester“ vor.

Veranstalter: Stories! Straßenbahnring 17, 19.30 Uhr. Eintritt: 5.- Euro.



Lesung

„Aus dem Bleistiftgebiet“

Robert Walser gilt uns heute als einer der großen deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts, ein moderner Klassiker, der zu seinen Lebzeiten zwar „bodenlos erfolglos“ blieb, dann aber doch entdeckt wurde. Heute wird er von einer, wenn auch nicht großen, so doch treuen Fangemeinde gelesen. Die befindet sich in guter Gesellschaft, immerhin gehörten zu den Bewunderern und Lesern von Walsers Romanen, Gedichten und kleinen Prosastücken, die in Zeitungen und Zeitschriften erschienen, schon so prominente Autoren wie Franz Kafka, Walter Benjamin, Hermann Hesse, Robert Musil oder Kurt Tucholsky. Vor einem jahrzehntelangen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik hat Walser das allerdings nicht geschützt. Bis heute streiten sich die Germanisten darüber, ob er sein Leben freiwillig – Tüten klebend und Tische wischend – in einer Anstalt fristete, ob er wirklich verrückt war oder nur absonderlich. Das Werk gibt darüber keine Auskunft, es nährt freilich die Vermutungen: „Aber man kommt oft von gewissen Erinnerungen, mögen sie noch so belanglos sein, lebtaglang nicht los. So z.B. sagte ich einst zu meinem Jungendfreund Firmiani: ‘Du, ich bin wahnsinnig.’ Ich sagte ihm das so aus Laune. Es war lediglich ein Einfall. Aber er hielt’s für wahr. Mit was für besorgten Augen er mich anschaute. Wohl sprach er: „‘Du wirst dich doch hoffentlich irren.’“ Es sind kurze Prosatexte, wie der hier auszugsweise zitierte „Wie die sich so selber fallen ließ“, die zum Markenzeichen des umfangreichen Werkes von Robert Walser geworden sind: literarische Miniaturen, „Mikrogramme“, ganz eigenständige kleine Erzählungen, poetische Exkursionen und verdichtete Notate, entstanden in der „Bleistifterei“, wie ihr Verfasser selbst ironisch formulierte. Auf Zettelchen und in winziger Schrift, am Ende war sie tatsächlich nicht mehr als 1 mm groß, hat Walser zwischen 1924 und 1932 über fünfhundert dieser „Mikrogramme“ geschrieben. Nach 19 Jahren mühevoller Dechiffrierarbeit sind die Texte unter dem Titel „Aus dem Bleistiftgebiet“ erst vor wenigen Jahren in einer mehrbändigen Ausgabe im Suhrkamp Verlag erschienen. Wer die „Mikrogramme“ von Walser noch nicht kennt und neugierig geworden ist: Der Schauspieler Fritz Lichtenhahn, ein Kenner des Walser’schen Œuvres, liest im Rahmen der Ausstellung „Zwischentöne“ mit Bildern von Otto Meyer-Amden im Ernst Barlach Haus aus Robert Walsers „Bleistiftgebiet“.

Veranstalter: Ernst Barlach Haus. Jenischpark, Baron-Voght-Str. 50 a, 19.00 Uhr. Eintritt: 10.- / 5.- Euro. Um Anmeldung unter Tel.: 040 / 826085 oder per E-Mail an info@barlach-haus.de wird gebeten.



Lesung und Gespräch

„Ein Hund kann auch ein Jude sein“

Rada Biller, 1930 in Baku geboren, wanderte 1937 mit ihrer Familie nach Moskau aus, in den Kriegsjahren lebte sie in Baschkirien und Stalingrad und studierte nach dem Zweiten Weltkrieg in Moskau Geografie. In den fünfziger Jahren zog sie schließlich nach Prag und emigrierte 1970 nach der Niederschlagung des Prager Frühlings mit ihrer Familie nach Hamburg. Dort forschte sie am Außenwirtschaftsinstitut der Hamburger Universität, und schrieb in all diesen Jahren auch Prosaskizzen und kurze Geschichten in ihrer russischen Muttersprache. Im Jüdischen Salon stellt Rada Biller ihren autobiographischen Roman „Melonenschale“ und zwei neue Erzählungen vor.

Veranstalter: Jüdischer Salon im Café Leonor. Grindelhof 59, 20.00 Uhr. Eintritt: 10.-/7.50/5.- Euro.


Buchpräsentation

„Leidenschaften“

Verena Auffermann, Ursula März und Elke Schmitter präsentieren ihr Buch „Leidenschaften. 99 Autorinnen der Weltliteratur“. Ausgewählte Texte liest Katja Danowski.

Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 20.00 Uhr. Eintritt: 8.- / 6.- Euro.


Lesung

„Wir zwei betreiben ein Compagniegeschäft“

Der Jurist und Publizist Klaus Körner präsentiert sein Buch über die Freundschaft und die politischen Kämpfe von Karl Marx und Friedrich Engels.

Veranstalter: Heinrich-Heine-Buchhandlung. Grindelallee 26-28, 20.00 Uhr. Eintritt: 3.- Euro.


Literaturshow

„Das war ihr Leben“

Der Schriftsteller und Conferencier Sven Amtsberg stellt den Musiker Frank Spilker vor – und einen „Kessel Intimes“ aus seinem Leben, sogar „Freunde, frühere Lebensabschnittsgefährten, Arbeitskollegen und ähnliche Personen“, die ihn auf seinem bisherigen Lebensweg begleitet haben, werden auf die Bühne gebeten. Und einen ganz besonderen Showact verspricht die Ankündigung auch: Frank Spilker wird „sämtliche Instrumente gleichzeitig spielen“.

Veranstalter: Grüner Jäger. Neuer Pferdemarkt 36, 20.30 Uhr. Eintritt: 8.- Euro.


Literatur in Hamburg