Lesung mit Georg Klein
„Fast eine Art von Rettung“
Georg Klein, Foto: Frank Zauritz
Man muss Georg Klein, wie es manche Kritiker in den letzten Jahren gern taten, nicht gleich mit E. T. A. Hoffmann, mit Poe oder Kafka vergleichen, um festzustellen, dass es sich hier um keinen dieser weichgekochten Durchschnittsschriftsteller handelt, die ihre Leser mit Illustriertenprosa beglücken und dafür auch noch ausgezeichnet werden. Tatsächlich ist Klein ein romantischer Dekonstruktivist, der sich sozusagen als mondsüchtiger Wolf im Schafspelz daran gemacht hat, die Genreliteratur der Moderne ins grelle Licht einer Gegenwart zu zerren, die dem Phantastischen, Utopischen, Gespenstischen und Abseitigen nur noch in seiner parodistischen Verklappung eine Erkenntnis abgewinnt. Als „Horrorroman“ tarnte sich Georg Kleins „Die Sonne scheint uns“, nach „Libidissi“ und „Barbar Rosa“, die als Agentenroman und Detektivgeschichte daherkamen. Für seinen Roman „Sünde Güte Blitz“ hat Klein ein Science-Fiction-Setting mit dem Lore-Stoff eines kitschigen Ärzteromans verschränkt – Happy End inklusive und ein Leseerlebnis auch. In seinem zuletzt erschienenen und mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichneten „Roman unserer Kindheit“ lockt Klein seine Leser schließlich in eine Welt der Mythen und Märchen, in der ein Kindermörder in Gestalt eines Bären sein Unwesen treibt. In diesem Herbst ist nun im Rowohlt Verlag der Roman „Die Zukunft des Mars“ erschienen, ein Science Fiction, erneut ein Genreroman also, und ein wunderschön gestaltetes Buch, das gewiss, wie es auf dem Buchrücken heißt, nicht nur „fast eine Art von Rettung“ im Allerlei der Herbstnovitäten ist. Es erzählt aus einer Zeit, in der die Erde verwüstet ist, aber immerhin brauchen die Mars-Kolonisten keine Atemgeräte mehr. Der Kontakt zur Mutterzivilisation und ihrer einstigen Hochtechnologie ist längst abgerissen. Sie, die Nachfahren der ersten Siedler, leben in einer analphabetischen Gesellschaft zusammen, in der nicht alles „von Wörtern angerührt, von Sätzen umtastet“ wird. Ganz verloren ist die Welt der Schrift und des Schreibens jedoch noch nicht: ein junger Hilfsarzt studiert die als unlesbar geltenden heiligen Bücher und beginnt sogar, die leeren letzten Blätter mit eigenen Beobachtungen zu füllen. Er tut es heimlich, gegen jedes Gebot – während eine rätselhafte Wesenheit aus den Tiefen des Marsgesteins heraufdrängt an die Oberfläche des Planeten. Georg Klein liest im Literaturhaus aus „Die Zukunft des Mars“. Moderation: Jutta Person.
Veranstalter: Literaturhaus. Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.
Clubabend
Piloten # 2
Dorian Steinhoffn, Foto: Christopher Braun
Zum zweiten Mal verwandelt sich die Bühne des Nochtspeichers in ein Cockpit für drei Piloten: Dorian Steinhoff präsentiert seinen neu im Mairisch Verlag erschienenen Erzählband „Das Licht der Flammen auf unseren Gesichtern“, als Co-Pilotin stellt sich Friederike Gräff vor, die im letzten Jahr mit einem Förderpreis für Literatur der Stadt Hamburg ausgezeichnet worden ist und Kurzgeschichten lesen wird. Moderation: Daniel Beskos.
Veranstalter: Nochtspeicher. Bernhard-Nocht-Str. 69 a, 21.00 Uhr. Eintritt: 7.- Euro.
Krimi-Lesung mit Simone Buchholz
„Bullenpeitsche“
Simone Buchholz, Foto: Gerald von Foris
Was einmal mit „Hamburg“-Krimis begann, ist als Hype heute längst in den Kleinstädten und Dörfern angekommen, Regionalkrimis werden als Bodensee- und Ostfriesland-Thriller, als Elsass- und Uckermark-Tatort, als Müritz- und Bad Hindelang-Krimi beworben, Mord- und Totschlag gibt es schließlich überall. Dennoch zielt ein Ort wie St. Pauli dann doch etwas direkter ins Herz der Finsternis als St. Wendel zum Stein. Simone Buchholz, die mit ihrem Roman „Bullenpeitsche“ gerade den fünften Band ihrer St. Pauli-Serie vorgelegt hat, stellt das mal wieder auf sehr unterhaltende Weise unter Beweis: Es ist kein guter Sommer für Staatsanwältin Chas Riley, schon weil es regnet, regnet und regnet. In den Elbvororten wird dann auch noch ein Polizist brutal ermordet, und bei den Ermittlungen geraten Chas und ihre Kollegen von der Kripo in ein schmieriges Karussell aus Korruption, Gefälligkeiten, Männerfreundschaft. Am Ende ist eine Frau verschwunden, eine Freundin verheiratet, und ein großer Gangster muss lernen, dass gegen die Einsamkeit keine Knarre gewachsen ist. Im Hafenbahnhof stellt Simone Buchholz ihren Krimi vor.
Veranstalter: Hafenbahnhof. Große Elbstr. 276, 20.00 Uhr. Eintritt frei.
Krimi-Lesung
„Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“
Nina George und Jo Kramer alias Jean Bagnol präsentieren ihren gemeinsamen Provencethriller.
Veranstalter: Genuss-Speicher. St. Annenufer 2, 19.00 Uhr. Eintritt: 10.- Euro.
NDR Hörpsiel
„Ans Wasser“
Im Rahmen der Reihe NDR-Hörspiel im Planetarium steht ein ARD Radio Tatort von Elisabeth Herrmann auf dem Programm: Der Tatort ist Hamburg-Wilhelmsburg, Europas größte bewohnte Flussinsel, sozialer Brennpunkt. Durch die Aktivitäten der Internationalen Bauausstellung und der Internationalen Gartenschau wird dem Stadtteil im Jahr 2013 ein neues Gesicht gegeben. Die einen begrüßen die Aufwertung ihres Viertels, Gentrifizierung fürchten die Gegner. Jennifer Lorenz, die sich JayLo nennt, ist ein junges hübsches Mädchen aus dem Kiez, das in dem Wandel seine Chance sieht. Der Fotograf Daniel Wettinghusen hat ihr eine glanzvolle Karriere als Model vorhergesagt. Als seine Leiche im Rathausteich gefunden wird, gehört JayLo zum engen Kreis der Tatverdächtigen. Hauptkommissarin Bettina Breuer taucht ins Wilhelmsburger Milieu ein und ermittelt.
Veranstalter: NDR-Hörspiel, Planetarium. Ort: Planetarium, Hindenburgstr. 1 b, 19.30 Uhr. Eintritt: 9.50/6.- Euro.
Literaturclub Be60
„Anton Reiser“
Beim Treffen des Literaturclubs Be60 steht mit „Anton Reiser“ von Karl Phillipp Moritz der psychologische Roman der deutschen Literatur auf dem Programm.
Veranstalter: Kulturverein Be60. Ort: Im Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 60, Ebene 9, Raum St. Georg, 19.30 Uhr. Eintritt: 5.- Euro.
Poetry Slam
Städtebattle: Hamburg vs. Berlin
Nach der ausverkauften Premiere im letzten Jahr findet zum zweiten Mal ein Poetry Slam Städtebattle der Hauptstadt gegen die Hauptstadt des Poetry Slams statt. Es geht nicht bloß um die beste Geschichte, um die besten Texte und die beste Performance. Nein, es geht um viel mehr: Es geht um die Ehre. Antreten sollen immerhin, wenn die Ankündigung hält, was sie verspricht, die „besten Poeten der jeweiligen Stadt“.
Veranstalter: Thalia Theater, Alstertor, 20.00 Uhr. Eintritt: 27.- bis 10.- Euro.
Poetry Slam
Mathilde-Slam
Unter dem Motto „Trend“ präsentieren beim Poetry-Slam im „Mathilde“ Autorinnen und Autoren in höchstens 5 Minuten Lesezeit einen eigenen Text. Der Publikumssieger darf sich über einen „Mathilde-Verzehrgutschein“ freuen. Auf die Bühne können nur 10 Autoren. Wer lesen möchte, sollte früh da sein oder sich anmelden (www.mathilde-hh.de).
Veranstalter: Mathilde – Literatur und Café. Bogenstr. 5, 20.15. Eintritt: 5.- Euro.(Für Vorlesende frei.)