Dienstag, 13.05.2014


Lesung

„August 1914“

 Steffen Kopetzky
Steffen Kopetzky, Foto: Oliver Mark
17 Millionen Menschen starben, 70 Millionen Menschen standen unter Waffen, 40 Staaten waren beteiligt. Als der bis dahin umfassendste Krieg der Geschichte 1918 ausgefochten war, hatte er die alte Welt hinweggefegt, Revolutionen ausgelöst, aber auch den Aufstieg des Sozialstaats und der Nationalismen befördert, es begann eine Ära der Ideologien und Diktaturen, die schließlich zu Hitler und zum zweiten Weltkrieg mit all seinen Verwerfungen führte. Die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts, wie Herfried Münkler in seinem vieldiskutierten Buch „Der Große Krieg“ schreibt, veränderte alles. Wie die alte Welt aussah, in jenem August 1914, als die Kriegserklärung Österreich-Ungarns gegenüber dem Königreich Serbien innerhalb weniger Tage einen Kontinentalkrieg auslöste und begeisterte Heerscharen sich sammelten, um in den Krieg zu ziehen, hat das Netzwerk der Literaturhäuser in- und ausländische Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu recherchieren gebeten. Aus dieser Recherche ist ein Buch entstanden, das mit 23 Texten aus 23 europäischen Städten ein facettenreiches Bild der Stimmungslage im Sommer 1914 entwirft. Im Mai und Juni werden die Autorinnen und Autoren in den deutschsprachigen Literaturhäusern ihre Essays vorstellen und miteinander ins Gespräch kommen. Im Literaturhaus Hamburg sind zunächst der Deutsche Steffen Kopetzky und der Rumäne Filip Florian zu Gast und gehen der Frage nach, was die Menschen 1914 bewegt hat – in Berlin und Bukarest. Kopetzkys literarischer Beitrag zum Projekt „August 1914“ trägt den Titel „Der erste Türke aus Neukölln“, der rumänische Schriftsteller Filip Florian stellt seine Quellenrecherche „Seltsame Röteln“ vor. Moderation: Ernest Wichner.

Besser lesen - Herfried Münkler über sein Buch "Der Große Krieg - Die Welt 1914-1918"


Veranstalter: Literaturhaus.net. Ort: Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19.30 Uhr. Eintritt: 10.-/8.- Euro.


Lesung

„Weltenreisen“ mit Else Lasker-Schüler


Ihre Biographie hat sie mit phantastischen Legenden umgeben, Daten und Orte gefälscht und sich in märchenhafte Namen gekleidet. Sie war Jussuf, der Prinz von Theben, lebte als Tino von Bagdad, als der schwarze Schwan, als Robinson, Indianer und blauer Jaguar, sogar ihre Freunde und Weggefährten verzauberte sie: Gottfried Benn war bei ihr Giselher der Barbar, Franz Werfel nannte sie Prinz von Prag und als Ritter aus Gold erschien ihr Georg Trakl. In Berlin, der „starken und furchtbaren Stadt“, in die sie 1894 mit ihrem ersten Mann, dem Arzt Berthold Lasker, kam, bildete sie über Jahrzehnte hinweg einen verzaubernden Mittelpunkt der Boheme, schloss Freundschaft mit George Grosz, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Paul Zech und Karl Kraus u.v.a. Doch so glanzvoll uns das Leben von Else Lasker-Schüler heute auf den ersten Blick erscheint, tatsächlich stand sie immer wieder am Rand des gesellschaftlichen Abgrunds. 1933 zwang man sie in die Emigration, in der Schweiz wurde die mittellose Dichterin und Künstlerin als Landstreicherin aufgegriffen, ihre Zeichnungen und Aquarelle wurden in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt, ihre Werke auf den Index des „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ gesetzt. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs floh sie schließlich nach Palästina, wo sie 1945 in Jerusalem starb. In ihrem letzten Gedichtband, „Das blaue Klavier“, zieht sie ihr Lebensfazit: „Ich sitze noch heute sitzengeblieben auf der untersten Bank der Schulklasse, wie einst ... Doch mit spätem versunkenem Herzen: 1000 und 2-jährig, dem Märchen über den Kopf gewachsen.“ Im Thalia Theater liest Alicia Aumüller im Rahmen der Reihe „Weltenreisen“ aus Dichtungen und Briefen von Else Lasker-Schüler. Einrichtung: Julia Jost.

Veranstalter: Thalia Theater. Alstertor 1, 20.00 Uhr. Eintritt: 6.- Euro.


NDR Hörspiel

„Das Wittgensteinprogramm“

Hochspannung gibt es in diesem Mai im Rahmen der Reihe NDR-Hörspiel im Planetarium mit der Hörfassung von „Das Wittgensteinprogramm“. Mit dem 1994 erschienen Thriller gelang Philip Kerr ein mehrfach ausgezeichneter, internationaler Bestseller, der mit dem Deutschen Kritikerpreis für den besten internationalen Kriminalroman ausgezeichnet wurde. Sechs Schüsse in den Hinterkopf seiner Opfer, geräuschlos ausgeführt mit einer Gasdruckpistole, sind sein Markenzeichen. Einem hochintelligenten Serienkiller, der sich den Namen des österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein zugelegt hat, ist gelungen, was keiner für möglich gehalten hat: Er ist in die Computerdatei des sogenannten „Lombroso-Programms“ eingedrungen, in dem unter Codenamen potentielle Gewalttäter gespeichert sind. Chefermittlerin „Jake2“ ist gezwungen, sich in einen hochphilosophischen Diskurs mit dem Serientäter zu begeben. Denn es steht weit mehr auf dem Spiel, als nur einen Killer zu überführen: die politische Legitimation eines demokratisch installierten Überwachungsstaates, der in seinen Datenbanken ein gnadenloses Selektionsprogramm verborgen hält.

Veranstalter: NDR-Hörspiel, Planetarium. Ort: Planetarium, Hindenburgstr. 1 b, 19.30 Uhr. Eintritt: 10.-/6.- Euro.


Lese Show

„Popcorn im Kopf“

Der wortgewandte Mützenträger und Poetry Slamer Sebastian 23 präsentiert in seinem dritten Solo-Programm Texte, Lieder, Bilder, einen lebenden Biber und 250 Gramm Magerquark. „Wenn etwas von dieser Show bleibt“, hieß es in der „FAZ“, „dann Kopfschmerzen“, und die „TAZ“ berichtete: „Der Abend mit Sebastian 23 hatte seine Längen, es gab aber durchaus auch Tiefpunkte“.

Veranstalter: Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66, 19.00 Uhr.


Lesung

„Tanz auf Messers Schneide“

Im Rahmen der „Hamburger Vorträge zur Gewaltgeschichte“ spricht Svenja Bethke über „Kriminalität und Recht in nationalsozialistischen Gehttos“. Moderation und Gespräch: Bernd Greiner.

Veranstalter: Hamburger Institut für Sozialforschung. Mittelweg 36, 20.00 Uhr. Eintritt frei.


Literatur in Hamburg